Welche Rolle spielt Elektromobilität in der Zukunft? Teil 1: Wann gehören Elektromobile zum alltäglichen Straßenbild in München?

Kaum jemandem ist bewusst, dass Elektroautos schon wesentlich länger existieren, als Autos mit Verbrennungsmotoren. Bereits 1881 fuhr der Erfinder, Gustave Trouve, mit seinem Elektromobil durch Paris. Danach wurde es stiller um die umweltfreundlichen Fahrzeuge. Seit den 90er Jahren hat sich mit der Energiewende, den steigenden Kraftstoffpreisen und der Entwicklung von leistungsfähigen Akkus die Situation deutlich verändert. In meiner kleinen Blogpost-Serie betrachte ich in drei Beiträgen die Rolle von Elektromobilität in der Zukunft.

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Das laute Trommeln um das leise Fahren scheint nachgelassen zu haben. Exakt 12.156 Elektrofahrzeuge und 85.575 Fahrzeuge mit Hybridantrieb waren laut Angabe des Kraftfahrt-Bundesamtes am 1. Januar 2014 in Deutschland zugelassen. 2013 verdoppelte sich die Zahl der neu zugelassenen Elektro-Pkw bereits auf 6.051 Einheiten. Allein im November 2013 wurden 757 Elektro-Pkw neu in den Verkehr gebracht. Die Elektrofahrzeuge bildeten mit einem Neuzulassungsanteil von 0,3 Prozent im Vergleich zu den herkömmlichen Verbrennungsmaschinen (Benzin: 50,4 %, Diesel: 48,0 %) noch eine Minderheit – sie erfuhren mit +75,3 Prozent jedoch die stärkste Zunahme (Kraftfahrzeugbundesamt 2014). Demzufolge hat eine merkliche Präsenz von Elektrofahrzeugen im Straßenverkehr wie auf dem folgenden Foto bei uns also noch Seltenheitswert.

Dem ersten Hype folgt nun also die Bewährungsphase: Beim Thema Elektromobilität sind viele Akteure gefordert, die von Politik und Wirtschaft gemeinsam festgelegten Ziele wirtschaftlich umzusetzen. Sie sehen vor, mit der Elektromobilität eine zukunftsfähige Verbindung aus Energie-, Industrie- und Verkehrspolitik zu schaffen. Die Forschungsförderung konzentriert sich dabei auf zwei Schlüsselthemen: zum einen die Batterie als das Herzstück künftiger marktfähiger Modelle und zum anderen auf die Entwicklung neuer Systemansätze für Elektrofahrzeuge, insbesondere unter den Aspekten Energieeffizienz, Sicherheit und Zuverlässigkeit. Auch hierzulande schreitet die Industrialisierung von Elektrofahrzeugen voran. Zwar sieht die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE), bestehend aus Spitzenvertretern aus Industrie, Politik, Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften, in ihrem aktuellen Fortschrittsbericht derzeit noch den Schwerpunkt auf Forschung und Entwicklung. Doch schon jetzt, nachdem namhafte deutsche Automobilhersteller wie BMW, Daimler oder Volkswagen ihr Produktangebot auf den Markt bringen, verschiebt sich der Fokus in Richtung Industrialisierung und Vermarktung: Nachdem Politik und Wirtschaft klare Zukunftsbilder der Mobilität für 2020 entworfen haben, gilt es nun für die Anbieter, die erarbeiteten Fahrzeugkonzepte erfolgreich zu vermarkten.

In einer Studie zur Elektromobilität habe ich gemeinsam mit der UNITY AG 2013 die Einschätzung von 125 Entscheidern deutscher Unternehmen in der Automobilbranche (z. B. 36 Entscheider von Automobilherstellern, 30 Entscheider von Automobilzulieferern, andere Unternehmen des Systems Elektromobilität, vgl. Abbildung 2) erfragt und dabei die Frage nach dem Markterfolg sowie die Erfolgsfaktoren der Elektromobilität überprüft: Ca. 70% der befragten Entscheider von Automobilzulieferern und 80% der Entscheider von Automobilherstellern gehen von einer erfolgreichen Vermarktung der Elektromobilität bis zum Jahre 2020 aus. Ein Großteil der Hersteller, die an einen Marktdurchbruch vor 2020 glauben, setzt dabei weltweit auf Märkte mit staatlicher Förderung oder auf Märkte in Mega Cities bzw. Großstädten. In Deutschland beispielsweise soll Stuttgart zum ersten Zentrum für Elektromobilität werden. Bis 2015 werden in 40 verschiedene Projekte rund 110 Millionen Euro investiert. Ziel ist es, über 2.000 zugelassene Elektrofahrzeuge zu haben und 1.000 Aufladestationen im Stadtgebiet und den angrenzenden Regionen zu errichten. Die Verwendung von Elektrofahrzeugen erscheint vor allem in Großstädten und Mega Cities als sinnvoll, da die noch geringe Reichweite der Elektrofahrzeuge zur Überwindung von beschränkten Distanzen innerhalb von Städten ‒ z. B. in Kombination mit öffentlichen Verkehrsmitteln ‒ eine untergeordnete Rolle spielt. Einige wenige Entscheider der befragten Unternehmen (< 20%) gehen davon aus, dass die Vermarktung in Europa nur in kleinen Nischen erfolgreich verlaufen wird.

Wenn bis 2020 der Marktdurchbruch der Elektrofahrzeuge sich endgültig vollzogen hat, was muss dann seitens der Wirtschaft, Politik, Technik etc. getan werden, damit Elektromobilität einen ausreichenden Marktanteil realisieren kann? Lesen Sie dazu mehr in der nächsten Woche.

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Über Prof. Dr. Hans H. Jung 50 Artikel
Hans H. Jung ist seit 2012 Professor für das Lehrgebiet Marketing an der Munich Business School. Nach seiner Promotion war Jung mehrere Jahre als Manager und Berater für Premium-Automobilhersteller im In- und Ausland tätig. Seit 2011 arbeitet er als Senior Manager bei der Managementberatung UNITY AG.