Innovation bedeutet Neuerung, Ideenreichtum und Fortschritt – sie ist essenziell für eine florierende Ökonomie und unterstützt den Wandel hin zu einer modernen, zukunftsfähigen Gesellschaft. Doch wie sieht es in Deutschland aus? Medienvertreter kritisierten immer wieder eine Flaute in der deutschen Innovationskultur. Den Tüftlern fehle es an Mut, über regionale Grenzen hinaus Wachstum anzustreben.
Von der Innovationswüste zum Erfinderland
In den letzten zwei Jahren beobachtet das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) jedoch einen sprunghaften Anstieg an technischen Neuerungen. 2013 erteilte das DPMA 22,1 Prozent mehr Patente als im Vorjahr; die Patentanmeldungen nahmen um 2,9 Prozent zu. Insbesondere im Bereich der intelligent vernetzten Produkte und Dienste, auch Industrie 4.0 genannt, sind die deutschen Forschungseinrichtungen und Unternehmen aktiv. Sie arbeiten hier gemeinsam an verschiedenen Projekten und Nachhaltigkeitsmaßnahmen in den Technologiefeldern Selbstoptimierung, Mensch-Maschine-Interaktion, Intelligente Vernetzung, Energieeffizienz und Systems Engineering. Mit diesen Perspektiven bietet gerade die Industrie 4.0 der Hochlohn-Region Deutschland große Zukunftschancen.
Von der Invention zur Innovation
Aus einer patentierten Invention wird erst dann eine wirkliche Neuerung, wenn sich diese gewinnbringend vermarkten lässt und damit neue Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle entstehen. Es wird sich also erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen, aus welchen Patenten marktfähige Produkte und Dienstleistungen entstehen.
Deutschland ist im internationalen Vergleich stark bei der Entwicklung neuer technischer Lösungen. Vergleicht man allerdings die Verwertungsquoten in Form neuartiger Geschäftsmodelle, so steht eine andere Nation, nämlich die USA, an der Spitze. Dort werden deutsche Technologien häufig entliehen, um darauf basierend neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die hohe Ertragskraft versprechen. Ein Beispiel hierfür ist das auf der MP3-Technologie basierende Eco-System von Apple rund um iTunes. Die Technologie für das revolutionäre Geschäftsmodell des Großkonzerns lieferte das Fraunhofer Institut zusammen mit der Uni Erlangen. Die Patenteinnahmen summieren sich mittlerweile auf einen zweistelligen Millionenbetrag, der der Forschung zugute kommt. Das große Geld allerdings hat Apple mit der Erfindung des erfolgreichsten MP3-Players verdient.
Zukunftsperspektiven Industrie 4.0
Die Bundesrepublik hat bereits frühzeitig das Thema Industrie 4.0 als Zukunftsperspektive und Wachstumsmotor für sich erkannt und fördert Projekte, die die Informatisierung der klassischen Industrien vorantreiben. Doch noch fehlt der letzte Schritt hin zum Erfinderland. So mahnt der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, zum Auftakt der Hannover Messe , dass Staat und Wirtschaft mehr Mittel in Forschung und Entwicklung investieren müssen, damit Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern nicht zurückfällt. Zukünftig wird es noch wichtiger, die deutsche, eher technisch geprägte Innovationskultur weiterzuentwickeln in Richtung marktfähiger Geschäftsmodelle. In diesem Zuge ist beispielsweise das Forschungsprojekt „AUTONOMIK für Industrie 4.0“ des BMWi Technologieprogramms wegweisend: Es untersucht in Zusammenarbeit mit der UNITY AG und dem Heinz Nixdorf Institut unter anderem auch das Themenfeld „Geschäftsmodelle für Industrie 4.0“.