Auch in diesem Jahr organisierte die Sichuan University in Chengdu wieder ein „University Immersion Program“ für ihre Studierenden: Rund 150 Professoren aus aller Welt unterrichteten zwei Wochen lang tausende chinesische und auch einige internationale Studierende an einer der profiliertesten Universitäten Chinas.
Die unterrichteten Fachbereiche waren ausgesprochen vielfältig und die MBS war mit einem Ausschnitt des Kurses „Erfolgsfaktor Glück“ an der Business School der Sichuan University vertreten. Über 100 Studierende hatten den Kurs gewählt, um mehr darüber zu erfahren, was Glück alles bedeuten kann und wie es sich in wirtschaftliche Aspekte integrieren lässt.
In einer der ersten Übungen des Kurses ordneten die Studierenden ihrer subjektiven, gegenwärtigen Lebenszufriedenheit eine Zahl zwischen 0 und 10 zu (nach der sog. Cantril-Leiter). Im Ergebnis zeigte sich, dass die Gruppe der chinesischen Studierenden des Kurses mit einem Wert von durchschnittlich 6,21 einen leicht niedrigeren Wert vergeben hatte als eine vergleichbare Gruppe deutscher Studierender. Studentinnen schienen ein wenig glücklicher zu sein als ihre männlichen Kommilitonen. Auf die Frage, ob die Studierenden in dem, was sie in ihrem Leben machen, einen Sinn sehen, erreichten hingegen die Studenten einen leicht höheren Wert (6,53) als die Studentinnen (6,45).
Was macht nun Studierende in China glücklich? Sowohl die Kursteilnehmer in Chengdu als auch die in München empfinden es als „Glück“, etwas mit Freunden zu unternehmen oder eine Prüfung zu bestehen. Es gibt jedoch auch einige chinesische Besonderheiten: Ausgesprochen häufig wurden „gutes Essen“ und der zumindest telefonische Kontakt mit der Familie als Glücksfaktoren genannt. Auch das Reisen im Allgemeinen sowie der Besuch der Familie, die oft mehrere tausend Kilometer entfernt lebt, wurden aufgeführt. Einige Studierende nannten sogar das „Alleinsein“ als Glücksfaktor – was im Zweifel dem Umstand geschuldet ist, dass man sein Zimmer im Wohnheim mit drei weiteren Studenten teilt und auf dem Campus ständig und überall Kommilitonen trifft. Materielle Güter hingegen nannten die Studierenden in China auffallend selten.
Natürlich basieren diese Ergebnisse nur auf einer kleinen und zudem ausgewählten Gruppe von Wirtschaftsstudentinnen und -studenten in ihren ersten Studienjahren; sie sind nicht repräsentativ für alle Studierenden oder sogar ganz China. Allerdings erlauben die Zahlen wie auch die Antworten auf die offenen Fragen erste interessante Einblicke gerade in die kulturell und lebensbedingt unterschiedlichen Glücksfaktoren chinesischer und deutscher Studierender. Erkenntnisse hierüber sind nicht zuletzt für die Universitäten und Business Schools wichtig, um eine Lernumgebung zu schaffen, die den Studienerfolg positiv beeinflussen kann.