Was ist Service Learning und wie lässt sich dessen Potenzial für die Hochschule nutzen?
Service Learning ist eine Lehrmethode, die eine Brücke zwischen Seminarräumen oder Klassenzimmer und gesellschaftlichem Engagement schlägt – sozusagen: Lernen als Dienst an der Gemeinschaft. Dieser Begriff stammt aus dem angloamerikanischen Raum, in dem sich diese Form des Lernens und Lehrens schon vor einigen Jahrzehnten etabliert hat. Ein deutscher Terminus hat sich hierfür noch nicht eingebürgert, im deutschen Sprachraum ist er seit etwa 15 Jahren bekannt, obgleich solche Lern- und Lehrformen bereits früher bestanden haben, nur eben nicht unter dieser Bezeichnung. In der Lehre ist Service Learning eine Ausprägung der Campus-Community-Partnerschaften. Als Campus-Community-Partnerschaft wird die Zusammenarbeit von Hochschulen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen allgemein bezeichnet. Weitere Ausprägungsformen sind:
1. Comunity Based Research: Darunter versteht man die Bearbeitung von Forschungsfragen, die aus den konkreten gesellschaftlichen Herausforderungen im regionalen Umfeld einer Hochschule hervorgehen.
2. Social Entrepreneurship: Social Entrepreneurship schließlich verbindet verschiedene akademische Disziplinen, indem es unternehmerisches Wissen mit gesellschaftlichen, sozialen und ökologischen Zielsetzungen verknüpft. Studierende lernen, unternehmerische Ansätze auf gesellschaftliche Probleme anzuwenden.
Wie können Hochschulen das Potenzial, das diese Lern- und Lehrformen bieten, nutzen?
Leistungen der Hochschule, der Lehrenden und der Studenten können auf sehr vielfältige Weise mit bürgerschaftlichem Engagement verknüpft werden – der Phantasie sind buchstäblich keine Grenzen gesetzt. Service Learning etwa kann bedeuten, dass Projektmanagement gelehrt und gleichzeitig in einem sozialen Projekt praktisch erarbeitet und umgesetzt wird, wie dies im Bachelor-Studium der Munich Business School der Fall ist. Im Architekturstudium werden Konzepte für energiesparende Bauten in Entwicklungsländern erarbeitet, Jurastudenten engagieren sich in der Rechtsberatung für sozial benachteiligte Bürger, Studenten philologischer Fakultäten unterstützen Flüchtlinge mit Sprachförderung, um Beispiele anderer Hochschulen zu nennen. Beide Seiten profitieren hier: Studierende und Zivilgesellschaft. Ein Gewinn sind solche Campus-Community-Partnerschaften aber auch für die Hochschule in strategischer wie operativer Hinsicht.
Strategische Bedeutung
Die strategische Bedeutung für die Hochschuleentsteht etwa aus einer verbesserten Profilbildung: Praxisnähe, Berufsnähe und die Vermittlung von Werten stehen im Zentrum. Die regionale (oder auch internationale) Einbindung durch die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen sorgt für eine verstärkte Sichtbarkeit der Hochschule ‒ sowohl bei den Kooperationspartnern als auch in den Medien. Für das Qualifikationsziel „Befähigung zur bürgerschaftlichen Teilhabe (d.h. Übernahme von Verantwortung in der Gesellschaft)“ in nationalen und internationalen Rankings gewinnen Campus-Community-Partnerschaften für die Profilierung immer größere Bedeutung. Auch für Drittmittelgeber erhöht sich die Attraktivität durch bürgerschaftliches Engagement.
Operative Bedeutung
Die operative Bedeutung für die Hochschulebesteht in einer zeitgemäßen akademischen Lehre durch eine stärkere Anwendungsorientierung, die über die traditionellen Formen der Praktika hinausgeht. Die Einbindung sozialen Engagements in die Lehre, etwa in Form des Community-Based-Research oder des Forschenden Lernens ‒ die weitere Formen von Campus-Community-Partnerschaften darstellen ‒ bietet vielfältige Möglichkeiten der Lehre und des Lernens. Eine besondere Bedeutung kommt hier dem selbstgesteuerten Lernen zu: wenn Studenten selbst an Projekten arbeiten, Konzepte entwickeln, Veranstaltungen durchführen etc. Die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung leistet unbestritten einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Die Studienleistungen werden durch die Praxisorientierung verbessert, Schlüsselkompetenzen und die Berufsfähigkeit gefördert.
- Sie bieten eine Dienstleistung für eine gemeinnütze/gemeinwohlorientierte Einrichtung, die einem echten gesellschaftlichem Bedarf entspricht und einen realen Mehrwert schafft.
- Sie sind Bestandteil des universitären Curriculums, sind im Fachbereich/Institut angebunden, werden fachlich begleitet und bieten Studierenden eine Möglichkeit zur Reflexion.
- Sie bieten Studierenden unmittelbaren Kontakt mit relevanten Akteuren und Betroffenen außerhalb der Hochschule oder unmittelbares Erleben anderer sozialer Lagen.
Soll das Potenzial stärker genutzt werden, müssen sich Campus-Community-Partnerschaften der Munich Business School in Zukunft neben Service Learning auch auf andere Möglichkeiten erstrecken. So bietet Community Based Research ein großes Potenzial zur Stärkung von Forschungsaktivitäten. Die Integration von Social Entrepreneurship in das Studienprogramm könnte das Profil der MBS weiter schärfen.
Die Nutzung dieses Potenzials wird derzeit unter anderem durch das Engagement der MBS im Rahmen des Dialogforums „Zivilgesellschaftlicher Transfer und bürgerschaftliches Engagement“ (gefördert vom Stifterverband im Rahmen des Programms „Campus und Gemeinwesen“) vorangetrieben. Hier findet ein reger Austausch zu diesen Themen nicht nur unter Hochschulen, sondern gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Organisationen statt.
Die Munich Business School ist seit 2013 Mitglied des Hochschulnetzwerks Bildung durch Verantwortung und sie wird Gründungsmitglied des gemeinnützigen Vereins sein, in den das Netzwerk 2015 umfirmiert wird.
Quellen:
Die Darstellung der strategischen und operativen Bedeutung von Campus-Community-Partnerschaften wurde entlehnt von:
Stark, W./ Miller, J. / Altenschmidt, K. (2013): Zusammenarbeiten – Zusammen gewinnen – Was Kooperationen zwischen Hochschulen und Gemeinwesen bewirken können und was dafür nötig ist, Potenzialanalyse Campus Community Partnerships, Universität Duisburg Essen.