Wer das falsche Fundament legt, der kann nicht das Haus bauen, das er sich erträumt. Genau damit beschäftigen sich viele Schüler und angehende Studierende. Hier drängen sich drei bohrende Fragen auf: Welches Fach soll ich belegen? Wie sehr muss ich mich spezialisieren? Was ist außerdem noch wichtig?
Employability
Employability – so lautet das neue Trendwort auf dem Arbeitsmarkt. Die Befähigung, sich erfolgreich auf seine berufliche Tätigkeit vorzubereiten – und schließlich zu arbeiten. Das war im 20. Jahrhundert noch recht einfach: Die Ausbildung, die man absolvierte, oder das, was man studierte, „präparierte“ für den Job. Heute müssen sich Absolventen oft Vorwürfe gefallen lassen: Das Basiswissen fehle (z.B. Orthographie, einfachste Arithmetik), die Kommunikation sei unzureichend (z.B. unklar, unangemessen), die Praxisanwendungen fehlten; Transferdenken und Perspektivwechsel seien ebenfalls nicht ausreichend auKarrieresgeprägt.
Persönlichkeitstests und „Studienberater“, die verzweifelten Eltern und Schülern die Angst gegen viel Geld nehmen, sind leider nur selten die Lösung. Denn viele nehmen sich keine Zeit für eine systemische Analyse und die sogenannten Experten kennen weder die vielseitigen Möglichkeiten des Ausbildungsmarktes noch die aktuellen Bedürfnisse des Arbeitsmarkts.
So stellt sich die Frage: Was brauche ich wirklich? Und da ist die Antwort einfach, die von der Generation X in Deutschland geprägt wurde: Bei mehreren Millionen Arbeitslosen in den 90ern muss man sich doch differenzieren können! Ein guter Indikator sei die Leistungsfähigkeit. Diese – so die allgemeine Denkweise – drückt sich in Noten aus. Wer sehr gute Noten hat, kann auch seinen Traumjob erreichen.
Leider ist die Leistungsfähigkeit bezüglich gewisser Sachkompetenzen nicht mit der Employability gleichzusetzen. Ob man erfolgreich im Job ist oder ein Unternehmen gründet, das hängt auch von anderen Kompetenzen ab.
Trugschluss Nr.1: Spezialisierung am Anfang der Ausbildung
Studiere ich beispielsweise etwas, was sich gut anhört und sich schon sich in Richtung Nischenfach positioniert, kann das die Karriere extrem einschränken (die berufliche Laufbahn einer Profi-Fußballerin oder eines Konzertpianisten sei hier außer Acht gelassen). Aber sollte eine Schülerin, die sich für den Vertrieb von Autos interessiert, oder ein Schüler, der gerne Controller werden möchte, tatsächlich den Bachelor-Studiengang Marketing & Sales bzw. Controlling studieren? Jeder, der den Bachelor in einem allgemeineren Fach erwirbt und sich später fokussiert, wird von seiner Denkweise und Verständnisfähigkeit gefordert.
Beiden Schülern sollte man zu einem allgemeinen betriebswirtschaftlichen Studium raten, denn eine Spezialisierung wird ohnehin erst im Unternehmen erfolgen. Selbst ein Masterstudium wird es nicht leisten können, die volle Emplolyability zu gewährleisten – nur sie zu verbessern.
Trugschluss Nr.2: Personalwirtschaftliche Fragestellungen werden von der Personalabteilung übernommen
Wer heute nicht Human Resource Management studiert und weder von strategischer noch operationeller Personalentwicklung Ahnung hat, wird längerfristig kaum mit seinem eigenen Personal umgehen können. Noch vor zehn Jahren wurden personalrelevante Aufgaben vom Personalmanagement übernommen.
Heute wird vom Manager, von der Führungskraft erwartet, virtuelle Teams aufzubauen oder neue Führungskonzepte umzusetzen. Waren früher auf dem Zeugnis noch Marketing- oder Finance-Schwerpunkte entscheidend, so werden zukünftig personalrelevante Fragestellungen an Bedeutung zunehmen. Deshalb sollte jeder angehende Manager Human Resource Management-Fähigkeiten nachweisen können.
Trugschluss Nr.3: Basisfächer reichen bis zur Rente
Selbst gut ausgebildete Fachkräfte müssen immer wieder studieren, nämlich LebensLang Lernen (triple L). Nicht nur auf die Forderung der Generation Y muss sich der Arbeitgeber einstellen, auch an die neuen Anforderungen des Arbeitsplatzes, etwa Industrie 4.0, müssen sich moderne Führungskräfte kontinuierlich anpassen.
In der nachstehenden Grafik sehen Sie alle neuen Kompetenzen, die eine höhere Employability fördern.
Die neuen Skills
Der vertrauensvolle Umgang miteinander vor dem Hintergrund einer globalisierten Arbeitswelt wird immer wichtiger – das allerdings kann man nur durch hohe Kommunikationsfähigkeit und das Sammeln von Erfahrungen erreichen. In einer virtuellen Welt werden das persönliche Netzwerk und die Verlässlichkeit auf andere Personen die kritischen Erfolgsfaktoren sein. Das ist die Voraussetzung für alle erlernten Fach- und Sozialkompetenzen und damit für eine erfolgreiche Employability.