Als Patrick Bohrer sein Studium beendet hatte, tat er genau das, was die Dozenten an der Munich Business School MBS ihren Studierenden immer wieder nahelegen: Ein eigenes Unternehmen gründen. Heute, nur wenige Jahre später, ist Patrick bereits dreifacher Gründer und ein erfahrener Unternehmer.
Sein neuestes Baby: FLSK – eine innovative Thermosflasche. Sie ist zu 100 Prozent dicht, kohlensäurefest, geschmacksneutral, wird nachhaltig produziert und überzeugt zudem durch ihr stilvolles Design. Und das Wichtigste: Kalte Flüssigkeiten bleiben in der FLSK für 24 Stunden kalt, heiße für 18 Stunden heiß. Die MBS hatte die Gelegenheit, mehr über Patrick und sein Leben als junger Unternehmen zu sprechen.
Patrick, deine Master Thesis hast du in Unternehmertum und Innovation geschrieben. Wann war für dich klar, dass du ein Unternehmen gründen möchtest?
Schon der erste Kurs in Unternehmertum und Innovation, während meines Bachelor-Studiums in den USA, hat den Gründergeist in mir geweckt. Mein Background als Spross einer Unternehmerfamilie (mit einem Produktionsbetrieb in dritter Generation im Allgäu) hat mir zusätzlich dabei geholfen, mir unternehmerisches Wissen anzueignen und die nötige Unterstützung zu erhalten.
Was waren Deine nächsten Karriereschritte nach Deinem Master-Studium an der MBS?
Ich zog gleich nach meinem Studium nach New York, um dort meine erste Unternehmung zu starten: eine Eventserie, bei der sich alles um deutsche und europäische Electro-Musik dreht. Ich wollte damals etwas machen, was mit Musik zu tun hat, einfach weil ich Musik liebe.
New York war eine große Herausforderung: Es ist extrem teuer, dort zu leben und zu arbeiten. Hinzu kommen unzählige bürokratische Hürden, gerade für Nicht-Amerikaner wie mich. Glücklicherweise begleitete mich ein Freund aus gemeinsamen Master-Studientagen an der MBS nach New York und war mir im täglichen Betrieb eine große Hilfe.
Warum hast Du Dich ausgerechnet für New York entschieden? Wie bist Du dort mit der lokalen Start-up-Szene in Kontakt gekommen?
Seit meinem vierjährigen Bachelor-Studium in der Nähe von Boston habe ich eine enge Verbindung zu den USA – sowohl was die Sprache angeht als auch meine sozialen Kontakte. Die meisten meiner Freunde zogen nach ihrem Studium nach New York. Ich dachte mir: New York ist der perfekte Ort, um eine Unternehmung zu starten und in sehr kurzer Zeit viel zu lernen. Mit dieser Annahme lag ich auch richtig. Trotzdem würde ich, rückblickend betrachtet, jedem angehenden Unternehmer empfehlen, an einem anderen Ort anzufangen!
Kannst Du uns etwas über Deine beiden Start-ups erzählen, die Du in New York gegründet hast? Wie haben sie sich entwickelt? Und bist Du dort noch involviert?
Mein erstes Start-up, die angesprochene Eventserie namens Berlin Calling, hat mich direkt in das zweite geführt: Wir hatten gezeigt, dass unser Konzept, Electro-Events zu veranstalten, realisierbar und erfolgreich war. Daraufhin wurden wir eingeladen, uns einer Gruppe von Branchenkennern und Musikenthusiasten anzuschließen, um in Williamsburg, Brooklyn, den Nightclub Verbotenaufzumachen.
Nicht nur der deutsche Name, sondern das gesamt Konzept, das auf Non-Mainstream-House und Underground baut, machten den Club zu einem vollen Erfolg. Er wurde sogar zu einem der besten Nightclubs des Landes gewählt. Seitdem ich New York verlassen habe, bin ich an beiden Unternehmungen nur noch Teilhaber – sämtliche Entscheidungen trifft das Management vor Ort.
Warum bist Du zurück nach München gekommen?
Wegen meiner Freundin, meiner Familie, weil es meine Heimat ist: Es ist eine tolle Erfahrung, in einem anderen Land erfolgreich zu sein; aber es ist noch einmal etwas ganz anderes, Erfolg mit Menschen zu teilen, denen man nahesteht. Das war, zumindest in meinem Fall, in New York nicht möglich. Seit ich wieder zurück nach München gezogen bin, bin ich ein viel ausgeglichenerer Mensch, geerdet durch meine Familie und unterstützt von denjenigen, die mir nahestehen.
Wie würdest Du die Münchner Start-up-Szene charakterisieren? Wie unterscheidet sie sich von der in New York?
München ist großartig. Die Möglichkeiten sind fast unendlich und Einschränkungen sind vergleichsweise leicht zu kontrollieren. Es ist anfangs wichtig, die Kosten gering zu halten und als schlankes und effizientes Unternehmen zu starten. New York ist zu teuer und zu großunternehmerisch geprägt für Start-ups. Das ist auch der Grund, warum Kreative und Start-ups New York verlassen und nach Brooklyn oder New Jersey ziehen.
München hat alles, und alles ist relativ günstig. Vor allem die vielen Universitäten hier funktionieren wie ein Gaspedal für Start-ups. Ich habe beispielsweise oft das Munich Maker Lab genutzt – eine Art „Fitness-Center“ für Ingenieure, wo man gegen eine monatliche Gebühr Geräte wie 3D-Drucker, CNC-Fräsen und Lasergravurmaschinen nutzen kann. München hat außerdem den Vorteil der geographischen Nähe zu Österreich und der Schweiz; von hier aus kann man die gesamte DACH-Region versorgen.
Kannst Du uns erzählen, wie die Idee zur FLSK entstanden ist, und wie es danach weiterging?
An einem der heißesten Sommertage dieses Jahres kam einer meiner Freunde zu mir – mit einer Edelstahlflasche, die Getränke angeblich bis zu 24 Stunden kühl halten konnte. Er lebte zu dieser Zeit in Südafrika und erzählte mir, er würde diese Flasche überall mit hinnehmen. So hätte er auf längeren Autofahrten stets kaltes Wasser, am Strand perfekt temperierten Weißwein und beim Sport kühle, erfrischende Säfte. Ich war von den Socken!
Von da an haben wir eigentlich nur diese bereits existierende Idee übernommen und sind eine Partnerschaft eingegangen mit einem südafrikanischen Unternehmen, das diese Flaschen bereits seit 2003 verkauft. Wir haben alles neu gemacht: das Design und den Produktionsprozess verbessert, uns auf E-Commerce konzentriert anstatt auf den Großhandel zu setzen. Und wir haben ein paar Marketingkampagnen initiiert, um ein modernes, modisches und zugleich funktionales Markenimage zu kreieren.
Wie hast Du Deine Geschäftspartner für FLSK gefunden?
Wir haben uns gegenseitig gefunden. Wir waren bereits Freunde und Geschäftspartner in einer kleineren Unternehmung und kennen inzwischen unsere eigenen Stärken und die der anderen. Alle von uns haben bereits vor FLSK an erfolgreichen Unternehmungen mitgewirkt und dort eine Menge Erfahrungen gesammelt. Obwohl wir ein junges Team sind – alle von uns sind unter 30 –, sind wir in unserer Branche sehr sachkundig und erfahren.
Man sagt ja, dass das Team der wichtigste Faktor bei einer Unternehmung ist. Und ich kann sagen, dass ich für FLSK die besten Leute um mich habe, die ich mir dafür vorstellen kann.
Was genau sind Deine Aufgaben im Unternehmen?
In der Launch-Phase von FLSK haben wir alle sehr eng zusammengearbeitet und hatten dabei keine fest definierten Strukturen. Wir haben einfach versucht, alle an einem Strang zu ziehen. Danach haben wir dann alle relativ schnell unsere spezifischen Rollen gefunden. Meine ist das Business Development: Ich bin zur Zeit sehr stark damit beschäftigt, die internationale Expansion voranzutreiben – vor allem in Südamerika – und Partner hier vor Ort zu suchen. Innerhalb der nächsten Monate werden sich viele interessante Geschäftsbeziehungen ergeben, da bin ich mir sicher!
Was waren die größten Herausforderungen während des Gründungsprozesses von FLSK?
Die größte Herausforderung ist, dass wir mit der Thermosflasche ein Produkt haben, das bereits existiert und ein funktionales, aber kein sexy Image hat. Es kostet viel Zeit und Marketing, um zu verändern, wie die Menschen die Thermosflasche betrachten. Die generelle Akzeptanz der FLSK ist aber sehr gut, vor allem, nachdem man sie ausprobiert hat. Dieses positive Feedback ist sehr ermutigend.
Nachhaltigkeit und Wohltätigkeit spielen bei FLSK eine wichtige Rolle. Wie kam es dazu?
Wir denken, dass es zu gutem Unternehmertum gehört, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Auch wenn wir hierzulande mit immer mehr Schwierigkeiten zu kämpfen haben – man denke an Terrorismus oder die Flüchtlingskrise –, können wir uns in der westlichen Welt mit unserem Wohlstand glücklich schätzen. Deshalb möchten wir denen helfen, die wirklich Hilfe benötigen: Menschen, die in Entwicklungsländern leben oder von Naturkatastrophen, Krieg oder Ähnlichem betroffen sind.
Uns war bewusst, dass es viel Zeit und Aufwand kostet, unser Geschäft aufzubauen. Daher wollten wir mit jemandem zusammenarbeiten, der bereits über eine Infrastruktur für wohltätige Aktionen verfügt. Diesen Partner haben wir in Waves for Water gefunden: Diese Wohltätigkeitsorganisation versorgt Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser mit einem hochentwickelten Wasser-Filtersystem. Der Filter kann mehr als vier Millionen Liter nicht trinkbares in trinkbares Wasser verwandeln. Er ist einfach zu transportieren, jeder kann einen solchen Filter mit auf eine Reise nehmen und ihn persönlich an einen Menschen in Not übergeben.
Jeder bei uns im Start-up wollte, dass wir diesen Wohltätigkeitsaspekt mit in unsere Unternehmensstrategie aufnehmen. Wir wollten aber nicht dem üblichen Charity-Modell folgen und einfach Geld an irgendeine Organisation spenden, die es dann für Marketingkampagnen ausgibt, anstatt direkt zu helfen. Waves for Water hat sich etwas Neues einfallen lassen, indem die Organisation Menschen ermutigt, aktiv zu helfen und die Wasserfilter selbst mit in Regionen zu nehmen, wo Trinkwasser Mangelware ist, und sie dort zu verteilen.
Ich hatte selbst Gelegenheit, an einem Projekt von Waves for Water in Bali mitzuwirken. Wir brachten Wasserfilter in ein Krankenhaus, wo sauberes Wasser natürlich essenziell ist, um Kranke zu behandeln. In Zukunft, und wenn wir etwas Zeit finden, möchten wir bei weiteren Aktionen von Waves for Water mit dabei sein.
Wie kam es zum Kontakt mit Waves for Water?
Der Executive Director von Waves for Water ist ein Bekannter von mir, den ich 2012 auf einer Investorenkonferenz in Miami kennengelernt habe. Sein Satz „Tu das, was Du liebst, und hilf dabei anderen“ ist mir im Gedächtnis hängengeblieben. Viel mehr Menschen sollten so denken. Man sollte es zu schätzen wissen, in einer so wunderschönen Stadt wie München aufgewachsen zu sein, in der es keine wirklichen Beschwerlichkeiten gibt. Etwas zurückzugeben ist da nur selbstverständlich.
Kannst Du uns etwas dazu sagen, was Ihr mit FLSK für die Zukunft plant?
Der Plan ist einfach: Wir wollen verändern, wie Menschen Trinkflaschen betrachten und benutzen. Wir möchten erreichen, dass Verbraucher, anstatt Wegwerf-Plastikflaschen zu kaufen oder unstylishe und wenig funktionale Thermosflaschen, ein anderes Bewusstsein und andere Standards entwickeln. Es ist nicht mehr unmöglich, eine gut designte Thermosflasche zu besitzen, die jedes Getränk jederzeit perfekt temperiert hält. Die FLSK verändert, wie man Getränke transportiert, egal zu welcher Jahreszeit und bei welcher Temperatur.
Welche Aspekte Deines Master-Studiums haben Dir bei der Gründung Deiner Start-ups besonders geholfen?
Meine Kurse in Unternehmertum und Innovation bei Prof. Dr. Bergfeld waren eine unglaublich große Hilfe. Hier habe ich die Grundlagen gelernt, die man braucht, wenn man ein Unternehmen gründen möchte. Hinzu kamen Veranstaltungen wie der Munich Venture Summit: Dort konnte ich die Verbindungen zu meinen Dozenten und anderen Studierenden vertiefen.
Du hast in den letzten Jahren eine Menge Gründererfahrung und Fachkenntnisse gesammelt. Gibt es etwas, was du rückblickend anders machen würdest?
Ich würde nie wieder einen Business-Plan erstellen! Wenn ich eines gelernt habe, dann: dass man seinem Bachgefühl folgen und Durststrecken überwinden muss, um seinen Traum zu erreichen. Bei FLSK zum Beispiel stellte sich eine Woche nach der Gründung heraus, dass all unsere Prognosen falsch waren. Man muss flexibel sein und geduldig. Das ist einfacher gesagt als getan, denn gerade zu Beginn einer Unternehmung gibt es viele Gründe, nervös zu werden.
Was meine Studienzeit angeht: Ich hätte viel früher ein Unternehmen in Deutschland gründen sollen, um den Markt hierzulande besser kennenzulernen.
Wo wir gerade über Geschäftsgründung sprechen: Wie wichtig war es für Dich, ein Start-up-Netzwerk zu haben?
Ein solches Netzwerk ist unbezahlbar. Gute Leute zu kennen bedeutet alles, kein Geld der Welt kann das ersetzen. Vertrauen, persönliche Beziehungen und Unterstützung sind alles, was man sich bei einer Gründung wünschen kann. Man muss die Kosten zu Beginn so niedrig wie nur möglich halten, darf dabei aber niemals Abstriche in der Qualität machen – egal in welchem Bereich. Das beste Netzwerk ist eines, das mit Deinem Unternehmen mitwächst, ohne dass der Eigenkapitalanteil sinkt.
Was würdest Du angehenden Gründern raten?
Kuckt nach vorne, Richtung Zukunft! Versteht, wie Märkte sich verändern und lest zwischen den Zeilen. Setzt Euch damit auseinander, wie Medien funktionieren und welchen Einfluss sie ausüben. Zu denken, Plattformen wie Snapchat, Instagram oder Facebook hätten keinen direkten Einfluss auf das Geschäft, ist nachlässig. Solch ein Denken wird sich auf Dauer rächen. Disrupt or be disrupted 😉
Vielen Dank für das Gespräch, Patrick. Möchtest Du noch etwas hinzufügen?
Ich freue mich über jegliche Art von Feedback zu FLSK, zu unserer Webseite, zu allem, was wir tun. Wer mit uns zusammenarbeiten möchte, schreibt mir bitte eine E-Mail an patrick(at)flsk.de.
Mehr zu FLSK gibt es auf Facebook, Twitter und Instagram. Das FLSK Team freut sich natürlich auch auf einen Besuch im neu eröffneten FLSK Store in der Adalbertstraße 6 in München-Schwabing oder im FLSK Online-Shop.
Übrigens: Die FLSK ist ein stylishes und zugleich funktionales Weihnachtsgeschenk. Praktischerweise gibt es derzeit ab einer Bestellmenge von drei FLSKs einen Rabatt von 20 Prozent 😉