Hochschule reloaded: Gesellschaftliche Verantwortung als First Mission

Lehre, Forschung und Gesellschaft – drei Begriffe, die zusammen gehören, aber häufig getrennt wahrgenommen werden. Der Verein in Gründung „Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung“ möchte Hochschulen deshalb an ihre ursprüngliche Funktion erinnern: einen aktiven Beitrag zur Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten. Ziel ist es, das zivilgesellschaftliche Engagement von Studierenden, Lehrenden und anderen Hochschulangehörigen zu stärken. Damit öffnen sich Hochschulen (Forschung und Lehre) der Gesellschaft und diese partizipiert wiederum an Forschung und Lehre.

Im „Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung“ haben sich seit 2009 mehr als 30 Hochschulen zusammengeschlossen, um gemeinwohlorientierte Bildungsansätze (z. B. Service Learning, Community Based Research, Campus Community Partnerships und Social Entrepreneurship Education) zu fördern. Seit März 2015 befindet sich der Verein nun in Gründung. Das wurde am 23. April 2015 im Berliner Allianz-Forum am Brandenburger Tor gefeiert – mit Grußworten und Reden von Vertretern des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, des Vorsitzenden des Paritätischen Gesamtverbands, der Vizepräsidentin der TU Berlin und dem Präsidenten des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Auch die MBS war als Gründungsmitglied des Vereins durch ihren Dekan Prof. Dr. Stefan Baldi und mich vertreten. Als erweiterter Vorstand des Vereins möchte ich Ihnen die wichtigsten Ergebnisse der Tagung nicht vorenthalten.

Notwendigkeit einer Transformation

Geradezu programmatisch für die Ausrichtung des Hochschulnetzwerkes war die Keynote „Transformative Wissenschaft. Neue Perspektiven für Hochschulen mit gesellschaftlicher Verantwortung“ von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. In seiner Ansprache legte er überzeugend dar, dass die bisherigen Hochschulaufträge – Forschung (1st Mission), Lehre (2nd Mission) und gesellschaftliche Verantwortung (3rd Mission) – in eine neue Ordnung gestellt werden müssen und der bisherigen 3rd Mission der erste Platz gebühre.

Auch wenn nicht wirklich revolutionär, so ist dieser Ansatz die Basis der transformativen Wissenschaft. Denn: Lehre und Forschung haben ohnehin nur Sinn, wenn sie der Gesellschaft dienen, mit ihr konzipiert und realisiert werden. Das bedeutet für die Hochschulen, dass sie nicht nur Studierende zu freiwilligem sozialen Engagement oder zur Übernahme von Ehrenämtern anregen sollten. Auch die Forschung und Lehre sowie jegliche Aktivitäten der Hochschule gilt es im Kontext ihrer gesellschaftlichen Verantwortung neu zu definieren und zu konzipieren. Kurz gesagt: es ist ein neues Leitbild für Forschung und Lehre notwendig, das sich der gesellschaftlichen Verantwortung, der Nachhaltigkeit und der Partizipation verpflichtet sieht.

IMAG0136_bearbeitetDialog auf Bundesebene

Den Abschluss der Tagung bildete eine Podiumsdiskussion mit Parteivertretern des Bundestags – Nicole Gohlke (Die Linke), Dr. Ernst Dieter Rossmann (SPD), Stefan Kaufmann (CDU/CSU) und Kai Gehring (Bündnis 90/Die Grünen). Diese bestärkten die Hochschulvertreter, sich weiter im Netzwerk zu engagieren, ihr Engagement aber noch mehr in die Öffentlichkeit zu tragen. Für die Mitglieder des Hochschulnetzwerkes bedeutet das, auch auf Bundesebene den Umfang und die Reichweite dessen, was gesellschaftliche Verantwortung von Hochschulen impliziert, deutlich zu machen. Wenn wir diese Herausforderung gemeinsam meistern, ergeben sich Chancen für die künftige Förderung und Gewinnung von Partnern.

Natürlich ist eine wissenschaftliche Begleitung der Initiativen des Netzwerkes und der Hochschulen wichtig: Wir alle sind uns einig, dass die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung viele positive Auswirkungen hat. Um das ganze jedoch auf eine wissenschaftliche und evaluierte Basis zu heben, müssen die Ansätze durch wissenschaftliche Forschung untermauert werden.

First Mission an der MBS

Nach der Tagung sind wir noch einmal mehr darin bestärkt, unser zivilgesellschaftliches Engagement an der MBS fortzusetzen und weiter in Forschung und Lehre zu integrieren. Gleichzeitig werden wir zunehmend gemeinwohlorientierte Partnerschaften eingehen, um nicht nur das „Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung“, sondern auch unser eigenes und das unserer Studierenden zu stärken. So diskutieren wir beispielsweise bereits eine Partnerschaft mit der Social Entrepreneurship Akademie . Wir werden sehen, wohin uns die Wege innerhalb einer transformativen Wissenschaft noch führen.

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Über Prof. Dr. Gabriella Maráz 34 Artikel
Gabriella Maráz ist Professorin für Interkulturelles Management und Methodenlehre mit den Schwerpunkten Informations- und Kommunikationspsychologie und Arbeitstechniken.