In der heutigen vernetzten Welt leben wir mit dem permanenten Druck, mit einem Acht-Stunden-Tag beruflich überleben zu müssen. Um alles zu schaffen, was wir in der Arbeit schaffen wollen bzw. sollen, müssen wir zusätzlich oft Freizeit opfern – was wiederum zu Zeitproblemen in unserem Privatleben führt.
Seit vielen Jahren ist der Sonntagabend für mich eine angenehm ruhige Zeit für letzte Unterrichtsvorbereitungen und zur Einstimmung auf die anstehende (Arbeits-)Woche (den Unterricht planen, Notizen durchgehen, familiäre Verpflichtungen einplanen usw.). Ich dachte immer, ich wäre der Einzige, der das so macht: Aber der Unterricht beginnt früh am Montagmorgen und es gibt es keine Möglichkeit, sich unmittelbar davor vorzubereiten.
GenerationY.com hat einen Artikel mit dem Titel Getting Shit Done Sunday… A guide to preparing for your week ahead ins Netz gestellt. Ich glaube nicht, dass der Sonntag als Tag der Vorbereitung nur auf die Generation Y beschränkt ist, aber vielleicht ist dieses Phänomen in dieser Generation weiter verbreitet? Der Artikel ignoriert allerdings den ersten Schritt zu einem vernünftigen (Selbst-)Management und das Thema meines heutigen Blogbeitrages: Für ausreichend Schlaf zu sorgen.
Schlafen Sie genug!
Es spielt keine Rolle, ob Sie sich auf eine wichtige Präsentation vorbereiten, eine Geschäftsreise antreten, bei einem sportlichen Wettkampf als Spieler oder als Coach dabei sind (der Head Coach der Philadelphia Eagles, Chip Kelly, hat z.B. angeordnet, dass all seine Co-Trainer genug schlafen müssen), eine Ayurveda-Diät beginnen1 oder was auch immer. Der erste Schritt ist immer derselbe: Schlafen Sie ausreichend.
Ausreichend Schlaf bietet viele Vorteile: Gesundheit, Denkvermögen, Energiespiegel, weniger Kaffee erforderlich, man fühlt sich einfach besser und lässt sich bei Verhandlungen auch nicht so leicht zu irgendetwas überreden.
Studien zufolge erhöht sich laut der Abteilung für Schlafmedizin der Harvard Medical School durch zu wenig Schlaf das Risiko von Krankheiten und schlechtem Allgemeinzustand sowie von „reduzierter Effizienz und Produktivität, von Fehlern und Unfällen“. Dieselbe Harvard-Webseite kommt zum Schluss, dass Schlaf nicht nur wesentlich ist, um Neues zu lernen, sondern auch für die Verarbeitung und Speicherung des Erlernten. Zu einigen der vielen weiteren Studien, in denen die zahlreichen Vorteile von Schlaf hervorgehoben werden, zählen:
– Takahashi, Masaya (2012): Prioritizing sleep for healthy work schedules, Journal of Physiological Anthropology.
– Gruber, Reut, Wiebe, Sabrina T., Wells, Samantha Ashley., Cassoff, Jamie und Monson, Eva (2010): Sleep and academic success: mechanisms, empirical evidence, and interventional strategies, Medicine: State of the art Reviews [2010, 21(3): 522-41].
– Taras, Howard und Potts-Datema, William (2009): Sleep and Student Performance at School, Journal of School Health, Vol 75 Issue 7.
Ein möglicher erster Schritt ist, über einen längeren Zeitraum ohne Wecker aufwachen zu können. So kann man feststellen, wie viele Stunden Schlaf man durchschnittlich benötigt. Alternativ kann man auch von Tag zu Tag immer etwas früher zu Bett gehen, bis man vor dem Klingeln des Weckers aufwacht. Und ja, das bedeutet Schluss mit Benachrichtigungen von Netflix, Facebook und E-Mails auf dem Smartphone. Das ist zwar nicht leicht, aber die Vorteile von ausreichend Schlaf sprechen offensichtlich dafür.
Das bedeutet allerdings nicht, dass es keine Phasen hoher Arbeitsbelastung mehr geben wird, in denen Schlaf knapp ist. Diese Phasen wird es weiter geben. Es gilt, darauf vorbereitet zu sein, seinen individuellen Schlafbedarf zu kennen und die Zeiten einzuplanen, in denen man sich Schlaf holen kann. Sie sollten zudem auch für Regelmäßigkeit der Schlaf- und Wachphasen sorgen und auf Ihre Koffeinzufuhr achten.
Jetzt ist es 23:30 Uhr am Sonntagabend. Ich bin mit meinen Vorbereitungen für die Woche fertig. Zeit, mit meinem Mantra „Schlafen kann ich, wenn ich tot bin“ aufzuhören und mir selbst den Spiegel vorzuhalten. Gute Nacht.
1vgl. Schönberger, Birgit (2015). Es kommt auf die Balance an. Gesund Leben Nr. 4/ 2015, S. 38.