Die Koç University in Istanbul gehört zu den Highlights unter den zahlreichen internationalen Partnerhochschulen der MBS. Maria Psurek, Studentin im Master-Programm Sports Business and Communication, schildert, was sie in ihrem Auslandssemester am Bosporus erlebt hat.
Warum hast du dich für diese Partnerhochschule entschieden?
Obwohl dort Sport-Kurse fehlen, habe ich mich für ein Semester an der Koç University in Istanbul entschieden. Die Gründe hierfür waren zahlreich: Auf der einen Seite wollte ich eine neue Kultur entdecken und eine neue Sprache lernen. Und andererseits wollte ich verstehen, was den Reiz von Istanbul und der Türkei ausmacht. Zudem genießt die Universität weltweit einen sehr guten Ruf und gehört zu den führenden Hochschulen im Bereich Management.
Wie unterscheidet sich das Studentenleben im Ausland von deinem Freizeit- und Studienalltag in Deutschland/ München?
Die Uni befindet sich außerhalb des Stadtzentrums im Norden der europäischen Seite Istanbuls. Von der Metrostation fahren regelmäßig Busse Richtung Campus, die Fahrt dauert je nach Verkehrslage aber 30 bis 45 Minuten. Der Campus ist sehr weitläufig, mit eigenen Gebäuden für jede Fakultät. Zudem gibt es eine große Bibliothek, in der es sich sehr gut lernen lässt. Die Dozenten sind sowohl Professoren aus dem jeweiligen Fachbereich als auch Gastdozenten aus der Praxis. Das Englischniveau war sehr gut und auch der wöchentliche Lernaufwand hielt sich in Grenzen: Meine Uniwoche ging jeweils von Montag bis Mittwoch. In allen Kursen gab es eine Art Vornote (die meist 30 Prozent der Gesamtnote ausmacht) und ein Final Exam. Ab und an gab es auch kleinere Aufgaben zwischendurch. Im Großen und Ganzen ist das Lernniveau niedriger als in Deutschland.
Die Koç Universität bietet die Möglichkeit, auf dem Campus zu wohnen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen den Main Campus, der direkt auf dem Universitätsgelände liegt, zum anderen den West Campus, der mit einer 15-minütigen Busfahrt zu erreichen ist. Hier verkehren regelmäßig kostenfreie Shuttlebusse. Je nachdem ob man ein Einzelzimmer oder Mehrbettzimmer bezieht, liegen die Semestermieten zwischen 1.000 and 2.500 Euro. Es bietet sich in jedem Fall an, ein Zimmer in Stadt- und Metronähe zu suchen. Je nachdem, mit wie viel Personen man zusammenwohnt, liegt die Miete dann zwischen 200 und 400 Euro im Monat. Auch das Einkaufen von Lebensmitteln, Kleidung, sowie Bus-, Bahn- und Flugtickets ist vergleichsweise günstig. Besonders das frische Obst und Gemüse auf dem Markt. Hier bekommt man teilweise ein Kilogramm Gemüse für zwei Türkische Lira, was umgerechnet etwa 70 Cent entspricht. Ich habe mir das Auslandssemester durch ein Stipendium der Mühlfenzl Stitfung und Erasmus gut finanzieren können.
Istanbul ist eine wunderbare Stadt mit unendlichen Möglichkeiten. Besonders die Lage am Bosporus, der die Stadt in zwei Teile teilt, ist einmalig. Das Gefühl, nicht alles sehen zu können, weil es kein Ende gibt, ist ein ständiger Begleiter. Neben den offiziellen Sehenswürdigkeiten und der Bosporustour sollte man nicht vergessen, sich auch einfach mal treiben zu lassen und die verschiedenen Stadtteile zu erkunden. Besonders Besiktas, Eminönü und Kadiköy sind einen Ausflug wert. Ansonsten gibt es in der Stadt alles, was das Herz begehrt: verschiedene Clubs und Bars, Live Events, Konzerte und zahlreiche Museen. Das Nahverkehrssystem in Istanbul mag auf den ersten Blick sehr undurchsichtig erscheinen, dennoch ist es sehr gut ausgebaut mit Bussen, Metros, Trams und Fähren. Um von A nach B zu gelangen, gibt es die Istanbul Kaart. Diese ist in Kreditkartengröße und wird mit Geld aufgeladen. Wo immer man dann einsteigt, hält man kurz die Karte vor und der Betrag wird abgezogen.
Es werden immer wieder Erasmustrips angeboten. Wir sind zum Beispiel nach Izmir, Pamukkale und Ephesus gefahren. Über die Uni wurde ein Trip nach Cappadocia angeboten und selbst haben wir kleinere Trips nach Ankara und an die Südküste organisiert (Antalya, Kas, Fethiye, Bodrum). Von Vorteil sind auch hier die günstigen Transportmittel, gerade Inlandsflüge und Trips mit dem Bus von Stadt zu Stadt sind sehr erschwinglich.
Was war deine beste /schlimmste/ lustigste Erfahrung im Ausland?
Im Großen und Ganzen war ich positiv überrascht von Land und Leuten. Auf meinen zahlreichen Trips durch die Türkei habe ich nur positive Erfahrungen machen dürfen. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich unwohl gefühlt. Dies lag vor allem an der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Türken. Besonders wenn man sie mit kleinen Brocken Türkisch überrascht, sind sie umso offener und herzlicher. Meine beste Erfahrung war definitiv mein Trip an die Südküste. Da alle anderen noch in den Prüfungen steckten, habe ich beschlossen, den Trip allein zu machen, bevor am Ende die Zeit fehlt. Besonders hier habe ich gemerkt, wie herzlich und hilfsbereit die Türken sind. Von allen Seiten gab es Hilfestellungen und Ratschläge, was ich mir am besten in der jeweiligen Stadt ansehen sollte. Manchmal gab es einen çay aufs Haus, manchmal eine Autofahrt umsonst.
Wie war das sportliche Angebot an der Partnerhochschule?
Das sportliche Angebot der Koç Universität ist sehr vielfältig und wird auch von vielen genutzt. Direkt auf dem Campus gibt es eine Eis- sowie Sporthalle, die kostenfrei zur Verfügung stehen. Innerhalb der Sporthalle gibt es einen Tenniscourt und die Möglichkeit, Squash und Basketball zu spielen. Zudem gibt es zwei Geräteräume, der einen für Ausdauer-, den anderen für Kraftsport. Täglich werden Kurse wie beispielsweise Pilates, Yoga oder Kickboxen angeboten, das komplette Sportangebot kann dabei kostenfrei genutzt werden. Zudem gibt es einen Swimmingpool auf dem Campus sowie ein Fußballfeld. Dazu gibt es verschiedene Sport- und Kulturvereine denen man sich anschließen kann (z.B. Koç Hocky Club). Ich habe mich zwar keinem Verein angeschlossen, dennoch habe ich wöchentlich das Angebot der Sporthalle genutzt.
Neben dem Sporttreiben an der Uni und in den zahlreichen Parks bieten auch die drei großen Vereine Galatasaray, Fenerbahçe und Besiktas immer eine gute Stimmung in der Stadt – besonders bei Derbys. Tickets für Fußballspiele sind schwer zu bekommen, da man sich vorher registrieren muss und auch dann eher das Nachsehen gegen die einheimischen Fans hat. Dennoch habe ich mir zwei Europa League Spiele von Besiktas anschauen können. Zum einen das Heimspiel gegen den FC Liverpool und zum anderen das Spiel gegen Club Brügge. Darüber hinaus war ich bei zwei Basketballspielen, ebenfalls in der Europa League. Die Spiele waren Galatasaray gegen Real Madrid als auch Fenerbahçe gegen Real Madrid. Außerdem hatte ich das Glück, dass dieses Jahr zum ersten Mal ein ATP-Tennisturnier in Istanbul stattfand, an dem ich als Zuschauer vor Ort war. Schirmherr des Turniers war Roger Federer.
Welche Tipps und Anregungen hast du für zukünftige Studenten an der Partnerhochschule?
- Sucht euch auf jeden Fall ein Zimmer in Stadtnähe und nahe der Metro, der Campus ist zum wohnen zu weit entfernt. Gerade zu den Stoßzeiten ist der Weg einfach zu lang. Auch wenn es auf dem Campus viele Aktivitäten gibt, konzentriert sich das Leben doch eher in der Stadt.
- Die türkische Sprache scheint am Anfang sehr undurchsichtig und kompliziert. Ich kann jedem empfehlen, einen kleinen Crash-Kurs im Vorfeld zumachen. Auch wenn man in Istanbul ganz gut mit Englisch zurechtkommt, ist es nicht mit Europa zu vergleichen. Viele Einwohner sprechen ausschließlich Türkisch und oft sind die Straßenschilder mit türkischen Begriffen versehen, ebenso wie Menükarten in Restaurants oder Cafés. Bevor mein Studium gestartet ist, habe ich an der Sprachschule Dilmer in Istanbul einen 4-wöchigen Intensivkurs gemacht, der täglich von 9 bis 13Uhr dauerte. Am Ende gab es ein Sprachzertifikat. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, unterschiedliche Nationen dort anzutreffen und gemeinsam die Sprache zu lernen und die Stadt zu erkunden. Die Kosten für den 4-wöchigen Kurs beliefen sich auf 320 Euro. Die Türken freuen sich sehr, wenn man ein paar Wörter Türkisch spricht und sind gleich viel herzlicher.
- Lasst euch auf eine andere Kultur ein und bleibt nicht nur mit den anderen Austauschstudenten zusammen. Das Land hat so viel zu bieten. Manchmal empfiehlt es sich, alleine loszuziehen und die Bevölkerung kennenzulernen. Ihr werdet überrascht sein!
Welches Fazit ziehst du aus dem Auslandssemester und was nimmst du für die Zukunft mit?
Mein Fazit ist, dass ich mich in Istanbul und der Türkei mehr als wohl gefühlt habe und gerne die Chance hätte, noch einmal für 2 bis 3 Jahre dort zu leben. Gerade für uns Deutsche ist es eine Art Entschleunigung und man wird etwas gelassener. Das Gefühl, einfach mal das Leben für einen Moment bei einem Tee zu genießen und sich die Ruhe für ein paar Minuten zu nehmen, werde ich beibehalten.
[wp_geo_map]