Das „Reich der Mitte“ übt auch auf Studierende eine große Faszination aus. Grund genug für Master SBC Student Moritz Kunz, sein Auslandssemester an der Tongji University in Shanghai zu verbringen. Hier im SBC Auswärts-Blog erzählt er von seinen Erlebnissen.
Warum hast du dich für diese Partnerhochschule entschieden?
Die Universität hat deutsche Wurzeln und befindet sich in einer der derzeit interessantesten Städte der Welt. Chinas globale wirtschaftliche Bedeutung steigt stetig und auch kulturell hat das Land viel zu bieten. Einblicke in die chinesische Tradition, Kultur und die chinesische Art der Geschäftsführung waren einige der Hauptkriterien für meine Entscheidung. Hinzu kommen sehr interessante Reiseziele im In- und Umland. Die Universität, besonders die School of Economics & Management, hat ein interessantes Angebot an Vorlesungen und Seminaren sowie gute Dozenten.
Wie unterscheidet sich das Studentenleben im Ausland von deinem Freizeit- und Studienalltag in Deutschland/München?
Abgesehen von kulturellen Unterschieden ist das Leben in Shanghai vergleichbar mit dem in München. Die Stadt ist zwar um ein vielfaches größer, besitzt aber eine sehr gute Infrastruktur. Es ist lauter und hektischer, es gibt aber auch viele Parks als Rückzugsorte. Einige Inseln, das Meer sowie einige Dörfer, welche im restaurierten Originalzustand beliebte Touristenziele darstellen, sind schnell und günstig zu erreichen. Mit den Schnellzügen (auch gerne mal ein ICE), ist man gut vernetzt. Viele Sportgruppen freuen sich über Zulauf (z.B. Fußball, LaCrosse etc.).
Das Studentenleben kann man recht frei gestalten. Der Campus bietet viele Möglichkeiten, Sport zu treiben. Events der jeweiligen Institute werden angekündigt und sind liebevoll gestaltet. Wohnen kann man auf dem Campus, meist in 4er-Zimmern. Auch außerhalb des Campus gibt es viele Möglichkeiten. Hier empfiehlt es sich, etwas Zeit für die Wohnungssuche mit zu bringen. Schnell finden sich neue Kommilitonen, die ebenfalls nach einem WG-Zimmer suchen. Die Preise in Uni- und Stadtnähe erreichen schnell über 400 Euro, wobei die WGs häufig keine westlichen Standards erreichen. Bewohnbar sind sie jedoch allemal. Es finden sich über neue Kommilitonen oder Webseiten wie smartshanghai.com und craigslist.com oft „Makler“, welche überwiegend provisionsfreie Wohnungen vermitteln. Über diese Portale werden ebenfalls häufig Nachmieter für Wohnungen gesucht, da die meisten Mietverträge eine Mindestlaufzeit von einem Jahr haben. Das ist eine sehr gute Alternative, um ein Zimmer zu finden.
Shanghai ist recht teuer. Chinesische Restaurants sind preislich okay, aber in westlichen Restaurants ist man mit einem Hauptgericht und einem Bier schnell bei 20€. Ausnahmen sind hierbei die Studenten-Pubs (Ketten wie Helens oder Perry’s) sowie die Streetfood-Stände. Diese bieten eine sehr günstige Alternative, sind äußerst variantenreich und bei Studenten sehr beliebt. Man sollte mit ca. 800€ im Monat rechnen. Es ist natürlich möglich, etwas weniger – oder aber auch viel mehr auszugeben. Tickets für Sport- oder Musikevents kauft man am besten vor dem Veranstaltungsort auf der Straße. Vorher im Internet erkundigen und das Feilschen nicht vergessen!
Was war deine beste/ schlimmste/ lustigste Erfahrung im Ausland?
Es gab eine Vielzahl an schönen Ereignissen. Schlimme Ereignisse habe ich nicht wirklich erlebt. Leider sind in der (westlichen) Silvesternacht bei einer Massenpanik einige Menschen gestorben. Schafft man es, die chinesischen Sitten als lustig und nicht als unhöflich zu verstehen, erspart einem das viel Ärger. Ich habe in meiner ersten Woche in einem Fastfood-Restaurant nach Mayonnaise gefragt. Spricht man dies englisch aus, bedeutet dies auf Chinesisch „no-have“. Das wusste ich damals noch nicht und es hat für einige Verwirrung gesorgt. Lustig. Eine Radtour organisiert vom CDHK war eine schöne Erfahrung. Genauso wie alle meiner Trips in China sowie die eine oder andere Party.
Wie war das sportliche Angebot an der Partnerhochschule?
Ein Uni-Fußballturnier, in welchem die Institute in gemischten Teams gegeneinander antraten, war ein sportliches Highlight während meines Aufenthaltes. Es gab keine fixen Sportveranstaltungen im Lehrplan, aber dafür viele Möglichkeiten außerhalb der Vorlesungszeit gegen ein kleines Entgelt verschiedene Sportarten auszuüben, zum Beispiel TaiChi, Tischtennis, Basketball, Fußball, Badminton, Tennis, Klettern (Bouldern) und viele weitere mehr.
Ich habe an einem Anfänger Seminar für die Kunst des Thai-Chi teilgenommen. Dies war sehr interessant und schwerer als erwartet. Generell bevorzugen junge chinesische Studierende die auch bei uns populären Sportarten, wie z.B. Fußball und Tennis. Besonders ist Basketball gerade sehr im Trend. Bis auf die Uni-Teams ist das Level, besonders im Taktik- und Technikbereich, allerdings meist noch hinter europäischen Standards anzusiedeln. Ich habe das Uni-Gym besucht. Dies ist klein, unbeheizt, nicht sehr sauber, dafür aber günstig. In der Stadt gibt es viele Studios mit europäischen Niveau, Kursen und neuem Equipment. Die Preise variieren dort sehr.
Welche Tipps und Anregungen hast du für zukünftige Studenten an der Partnerhochschule?
Kauft euch unbedingt ein Fahrrad und knüpft Kontakte zu Chinesen. Das wird euch helfen, die Kultur und die Menschen zu verstehen. Nehmt aktiv an den Kursen teil, sonst lernt man nichts. Ihr braucht Taschengeld für Ausflüge, denn es gibt viel zu entdecken. Auch die Nachbarländer sind eine Reise wert. Ein halbes Jahr ist schnell vorbei und wenn man vorher noch keine chinesischen Sprachkenntnisse hatte, ist es schwierig, viel mitzunehmen. Wenn es möglich ist, empfiehlt sich ein längerer Aufenthalt. Auch in den Wintermonaten lohnt sich das Reisen, da die Ziele nicht so überfüllt sind.
Welches Fazit ziehst du aus dem Auslandssemester und was nimmst du für die Zukunft mit?
Es ist sehr hilfreich, zur Erweiterung des Horizonts, einmal in China gewesen zu sein, da die allgemeine Einstellung der Menschen komplett anders ist. Dies einmal miterlebt zu haben, ist hilfreich für den Prozess der Abkehr von rein westlichen Sichtweisen. Insgesamt hat es mir in Shanghai sehr gut gefallen, ich habe viele nette Menschen kennengelernt und tolle Orte gesehen. Ich bin mir sicher, dass ich China noch einmal besuchen werde.
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