Master Sports Business and Communication Student und Asien-Fan Timo Günak wählte für sein Auslandssemester die Seoul National University in Südkorea. Was er dort erlebte, schildert er hier im SBC Auswärts-Blog.
Warum hast du dich für diese Partnerhochschule entschieden?
Asien hat mich schon immer fasziniert, ohne dass ich jemals dort gewesen bin. Als ich von der Partnerschaft der MBS mit der Seoul National University (SNU) erfahren habe, habe ich etwas über das Land und die Uni recherchiert. Die Uni ist eine der besten Ausbildungsstätten Asiens und Südkorea hat in den letzten Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt, wie man es bislang nur von Japan kannte.
Später möchte ich im Bereich Sportmarketing/ Sponsoring arbeiten. Dass mit Samsung einer der größten Sportsponsoren der Welt aus Südkorea kommt, hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ich mich für Seoul entschieden habe. Darüber hinaus ist der südkoreanische Markt für die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA in den letzten Jahren ein besonders wichtiger geworden. Da ich selbst Basketball spiele und die NBA für mich ein Traumarbeitgeber ist, wollte ich Südkorea mit allem Drum und Dran kennenlernen und erleben.
Wie unterscheidet sich das Studentenleben im Ausland von deinem Freizeit- und Studienalltag in Deutschland/München?
Der erste große Unterschied zu München: Seoul ist eine der größten Metropolen der Welt. Das heißt, dass man je nach Wohnlage erheblich mehr Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringt. Wir haben uns entschieden, in einem angesagten Viertel näher am Stadtzentrum zu wohnen und nicht in den „Dorms“ der Uni. Die Fahrt zur Uni dauerte deshalb etwa eine Stunde. Dafür wohnten wir in einer Gegend, die tolle Restaurants, Cafes, Bars und Clubs zu bieten hatte. Wenn man sich für die „Dorms“ entscheidet, zahlt man ungefähr 600 Euro für das ganze Semester (so günstig kann man nirgendwo anders wohnen!), dafür teilt man sich jedoch ein Zimmer mit einem anderen Studenten und darf keinen Besuch empfangen. Zudem fällt auf, dass Studenten aus den „Dorms“ Seoul anders erleben (sie führen eher ein Campusleben) als Studenten, die direkt in der Stadt wohnen. Dort muss man allerdings mit einer monatlichen Miete von 400 bis 600 Euro rechnen.
Die Seoul National University hat einen riesigen Campus, auf dem man quasi Tag und Nacht verbringen kann. Man kann es sich etwa so wie eine amerikanische Universität aus Hollywood-Filmen vorstellen: es gibt etliche Kantinen, Cafés und Convenience Stores, eine Bibliothek, zahlreiche Sportplätze (Fußball- und Tennisplätze, Basketball-Courts, Tischtennisplatten, Fitnessstudios, Schwimmbad etc.) und etwa sechs verschiedene Busse, die die Studenten auf dem Campus von A nach B bringen.
Was war deine beste/ schlimmste/ lustigste Erfahrung im Ausland?
Die schönste Erfahrung war auf jeden Fall die Gastfreundschaft der Koreaner! Die SNU bietet jedem Austauschstudenten an, am sogenannten „Buddy-Programm“ teilzunehmen (das sollte man auf jeden Fall!). Jeder Austauschstudent kann sich eine Woche vor Uni-Start mithilfe von Kurzprofilen um einen koreanischen Buddy (männlich oder weiblich) bewerben. Während des Semesters werden zahlreiche Veranstaltungen von den Buddys geplant und generell stehen sie bei allem zur Seite: sie helfen bei der Wohnungssuche, der Visumbeantragung, wenn man zum Arzt muss, einfach bei allem! Außerdem lernt man so schnell viele Leute kennen und es ist extrem wertvoll, einen persönlichen Ansprechpartner in dieser doch recht fremden Kultur zu haben!
Meine schlimmste Erfahrung war, dass ich eine Strafe bei der Einwanderungsbehörde zahlen musste. Es wird empfohlen, sein Studentenvisum bereits in Deutschland zu beantragen, was jedoch nur in Hamburg oder Frankfurt möglich ist (man muss persönlich hingehen). Da ich in keiner der beiden Städte wohne, wurde mir gesagt, ich könne das Visum auch innerhalb der ersten 90 Tage in Seoul beantragen. Leider war dies eine Fehlinformation: Ich hätte innerhalb der ersten drei Tage erscheinen müssen. Da ich jedoch erst am sechsten Tag kam, musste ich eine Strafe von umgerechnet 120 Euro zahlen.
Eine der lustigsten Erfahrungen war, dass es an fast jeder Ecke Karaoke-Bars (Noraebang) gibt. Es ist genau so, wie man es sich vorstellt: Man setzt sich in die Bar und kann Lieder aus einer Mediathek auswählen, die scheinbar jeden Song enthält, der jemals komponiert wurde. Hat man seine Stimmbänder in den ersten Runden aufgewärmt, ähnelt das ganze am Ende einem kleinen Privatkonzert, in dem gemeinschaftlich Lieder ins Mikrophon geträllert werden.
Wie war das sportliche Angebot an der Partnerhochschule?
Zu unserem Glück kam das sportliche Angebot an der SNU nicht zu kurz. Wie bereits erwähnt gibt es zahlreiche Sportanlagen auf dem Campus. Darüber hinaus findet man in der ganzen Stadt verteilt auch Fitnessstudios (etwas teurer als in Deutschland, ca. 40 bis 60 Euro im Monat). Da ich in Deutschland selbst im Verein Basketball spiele, möchte ich näher auf diese Sportart eingehen: Zunächst einmal gibt es zwei Freiplätze auf dem Campus, die man zu jeder Zeit benutzen kann. Abends zwischen 20 und 22 Uhr kann man zudem noch in einer Halle mit koreanischen Studenten und Austauschstudenten spontan spielen.
Bei gutem Wetter fuhren wir in einen Park in der Nähe der SNU. Hier war die „Competition“ besser und die Atmosphäre einmalig. Bei gutem Wetter wird auf vier Körben „4 on 4“ gespielt – mit der Regel, dass der Gewinner auf dem Platz bleibt und ein neues Team als Herausforderer fungiert. Das Besondere daran ist, dass ab 20 Uhr Flutlicht angeschaltet wird, sodass man bis spät in die Nacht bei angenehmer Brise seiner Lieblingssportart nachgehen kann! So etwas sollte es in Deutschland auch geben!
Ich selbst habe außerdem noch in der Basketballmannschaft meines Buddys mitgespielt. Wöchentliche Spiele gegen andere Fakultäten der SNU haben mir dabei geholfen, während des Auslandssemesters fit zu bleiben. Für die Fußballer kann ich nur so viel sagen, dass es mehrere Gruppen gab, die sich regelmäßig zum Kicken verabredet haben.
Welche Tipps und Anregungen hast du für zukünftige Studenten an der Partnerhochschule?
- Visum bereits in Deutschland besorgen
- Wenn möglich im Sommersemester nach Seoul gehen: Der Winter ist ziemlich kalt, der Frühling und der Sommer hingegen sind traumhaft
- Muss man mehr als dreimal die Woche zur Uni fahren, empfehle ich eine Wohnung in der Nähe der Uni bzw. in den „Dorms“, da die Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sonst zu viel Zeit in Anspruch nehmen
- Am Buddy Programm teilnehmen!
- Deo und Shampoo vorrätig mitnehmen; vor allem Deos sind hier unverhältnismäßig teuer (ca. 7 Euro)
- Wohnungssuche: Es ist durchaus möglich, die ersten Nächte in einem Hostel zu wohnen und sich vor Ort eine Wohnung zu suchen. Die Kautionen in Südkorea sind allerdings erschreckend hoch. Unbezahlbar hoch. Wir sind zufälligerweise an eine Real Estate Agency geraten, die von Studenten betrieben wird. Auf der Homepage http://www.ziphousing-korea.com gibt es allerlei nützliche Informationen. Die beiden Geschäftsführer heißen Roy und Moon (moon.ziphousing(at)gmail.com). Falls ihr Hilfe benötigt, schreibt eine E-Mail und erwähnt unsere Namen (Timo Günak und Tobias Jürgens). Die beiden kennen uns und werden euch sicher dabei helfen, eine Wohnung für eure Zeit an der SNU zu finden
Welches Fazit ziehst du aus dem Auslandssemester und was nimmst du für die Zukunft mit?
Die Entscheidung, das Auslandssemester in Seoul zu verbringen, war die absolut richtige! Rückblickend war meine Zeit in Südkorea eine einmalige Erfahrung, die mir unzählige besondere Momente beschert hat! Ein Land, das sich in vielen Dingen von Deutschland unterscheidet, auf diese Art und Weise kennen zu lernen, kann ich nur jedem empfehlen. Durch die tolle Betreuung der beiden Universitäten (MBS und SNU) waren selbst die bürokratischen Anforderungen schnell erledigt. So einfach wird es nie wieder, eine fremde Kultur kennenzulernen! Wie gleichaltrige Studenten einer wirtschaftlich aufstrebenden Nation lernen, denken und leben, wird mir sicherlich im späteren Berufsleben helfen.
Das Wichtigste aber ist: Ich habe in meiner Zeit in Seoul Freunde gefunden, die mich mit Sicherheit noch eine ganze Weile meines Lebens begleiten werden. Die Zeit dort ist viel zu schnell vergangen. Das alleine beweist schon, dass es ein unvergessliches Auslandssemester war!
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