Während eines Bachelor-Studiums von sechs Semestern lernen wir als Dozenten, wie vielseitig unsere MBS Studierenden sind – und wie positiv sie sich im Laufe ihrer Studienzeit verändern.
Anfangs sind viele von ihnen noch unsichere Abiturienten, die ihr Studium in International Business mit viel Motivation, aber wenigen Vorkenntnissen beginnen. Kehren sie dann später aus ihrem Auslandssemester zurück an die MBS, bringen sie viele neue und interkulturelle Erfahrungen von den internationalen Partneruniversitäten mit. Zum Ende ihres Studiums haben sie sich schließlich zu „fertigen“ Bachelor-Absolventen entwickelt, die in ihrer Persönlichkeit und ihrem Wissen unglaublich hinzugewonnen haben.
Einer dieser Bachelor-Studierenden ist Jonas Reiner. Er hat gerade seine letzten Prüfungen absolviert und steht kurz vor dem Ende seines Studiums. Ihn habe ich nach der Prüfungszeit zu einem Gespräch getroffen.
Patricia Kraft: Jonas, jetzt haben Sie alle Prüfungen hinter sich. Nur noch das Abschlusspraktikum und die Bachelor-Arbeit trennen Sie von Ihrem Abschluss. Was ist das für ein Gefühl?
Jonas Reiner: Es ist eine große Freude, alles geschafft zu haben. Die intensive Klausurvorbereitung, aber auch die die vielen Projekte, Präsentationen und Fallstudien waren oft sehr zeitintensiv. Obwohl das manchmal anstrengend war, blicke ich mit großer Freude über das Erlernte und die vielen erlebnisreichen Momente zurück.
Patricia Kraft: Können Sie Beispiele nennen, was besonders interessant war oder was Sie besonders weitergebracht hat?
Jonas Reiner: Auf der einen Seite war es sehr interessant, all die theoretischen Grundlagen kennenzulernen, etwa die verschiedenen Theorien und Modelle. Aber auch deren praktische Anwendung im Rahmen der Kurse hat mir aufgrund der Anschaulichkeit gut gefallen.
So diente mir zum Beispiel der Business-Plan-Kurs als Versuchsprojekt für mein eigenes Start-up. Hier habe ich gelernt, wie man einen professionellen Business-Plan erstellt und welche Details es zu beachten gilt. Ein weiteres Beispiel für praktische Anwendungen ist die außercurriculare Unterstützung meines Dozenten für Wirtschaftsrecht, der mir Tipps zur Anmeldung einer Wort-Bild-Marke beim Deutschen Patentamt gegeben hat und mir jederzeit beratend zur Seite stand.
Auch die Hinweise zu Gründernetzwerken und Business-Plan-Wettbewerben, die ich von Ihnen bekommen habe, möchte ich in diesem Zusammenhang nennen. Zu guter Letzt haben mir die Prozessmodellierungsmethoden geholfen, die ich schon im Praktikum angewendet habe und nun auch für meine Bachelorarbeit heranziehe.
Patricia Kraft: Sie haben eben Theorien und Modelle erwähnt, die Sie in verschiedenen Fächern während Ihres Studiums kennengelernt haben. Wie helfen Ihnen solche Kenntnisse weiter?
Jonas Reiner: Oft ist man ja erst einmal der Ansicht, dass Modelle wie die PESTLE-Analyse, die Ansoff-Matrix oder die Porter-Analysen nicht unbedingt praxisrelevant sind. Aber das Gegenteil ist der Fall: Modelle, gerade wenn Sie zunächst simpel erscheinen, helfen, komplizierte Sachverhalte zu strukturieren und systematisch alle wichtigen Punkte zu beachten sowie zu analysieren. Dass das sehr zielführend ist, wurde von Semester zu Semester immer deutlicher. Speziell dann, wenn die Modelle in konkreten Fallstudien oder an eigenen Ideen ein- und umgesetzt wurden.
Patricia Kraft: Sie gründen gerade mit Freunden ihr eigenes Start-up. Können Sie uns einen Einblick geben?
Jonas Reiner: Gerne. Wir haben ein Konzept für eine App entwickelt, die wir Playzes genannt haben. Es ist das erste „location-based Shopping Game“. Die Idee dahinter ist, das reale Leben der Benutzer in ein mobiles, duell-basiertes Spiel zu verwandeln.
Das funktioniert so: Benutzer füttern die App mit Rechnungen ihrer Einkäufe, wodurch deren Ingame-Charakter stärker wird. Mit diesem können Sie dann gegen die Charaktere anderer Nutzer antreten. Zusatzfunktionen wie das Geocaching von Waffen und Gegenständen lassen die Charaktere zusätzlich erstarken. Gleichzeitig ist Playzes eine Bonuskarte, die durch das Einlesen von Rechnungen aufgeladen wird – wodurch man mit Prämien wie etwa einem Freigetränk belohnt wird. Playzes kombiniert also virtuellen und interaktiven Spielspaß mit einem realen Mehrwert.
Patricia Kraft: Wie ist diese Idee entstanden?
Jonas Reiner: Die Idee zu Playzes ist während meines Auslandssemesters an der National Taiwan Normal University in Taipeh entstanden, eine der internationalen Partneruniversitäten der MBS. Die Menschen in Asien sind sehr technologie- und spieleaffin, sie haben immer ein Smartphone in der Hand und erledigen damit fast ihren kompletten Alltag. Als mich mein Freund Maximilian in Taipei besuchte, erkannten wir das – und die Idee zu Playzes war geboren.
Ich habe dann im September 2014 mit Maximilian, der Software Engineering studiert, damit begonnen, die Idee weiterzuentwickeln. Inzwischen unterstützen uns noch vier weitere Personen aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis: Ein App-Programmierer, ein Spieledesigner und zwei Marketing-Spezialisten, die übrigens beide auch MBS Studenten sind.
Aktuell arbeiten wir am Prototyp der App, an einem Businessplan und an der Integration der Spielidee.
Patricia Kraft: War es schon vor dem Studium Ihr Ziel, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Jonas Reiner: Ein „Gründergeist“ war ich zwar schon immer, habe das aber bislang nie konkret verfolgt. Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich mich noch nicht entschieden, ob ich mit Playzes selbstständiger Unternehmer werden oder mich in eine andere Richtung entwickeln möchte.
Patricia Kraft: Welche Optionen gibt es noch?
Jonas Reiner: Ich interessiere mich sehr für fremde Kulturen, vor allem für Asien. Während meiner langjährigen Auslandsaufenthalte habe ich neben Spanisch auch Japanisch und Chinesisch gelernt. Daher sehe ich Kulturkompetenz als meine größte Stärke an. Mein beruflicher Traum ist seit jeher der diplomatische Dienst, eventuell möchte ich an meinen Bachelor noch einen Master Internationale Beziehungen oder einen Master International Finance dranhängen. Dafür sehe ich mich mit dem Bachelor bestens vorbereitet.
Eine weitere Option wäre eine Consulting-Tätigkeit. Hier interessiert mich vor allem der Post-Merger-Bereich. Der Software-Entwicklung werde ich allerdings nicht weiter nachgehen, da ich meine Kompetenzen eher in anderen Bereichen sehe. Neben den eigenen Stärken und Kompetenzen ist es auch wichtig zu erkennen, was man nicht weiter verfolgen möchte.
Patricia Kraft: Eine letzte Frage, Jonas: Was raten Sie einem Abiturienten, der im kommenden Herbst sein Bachelor-Studium anfängt?
Jonas Reiner: Für mich war es am Anfang überwältigend zu sehen, wie umfassend und vielfältig das MBS-Bachelorstudium ist. Mein Rat ist daher: In den ersten Semestern sollte man die vielen Gelegenheiten nutzen, um die eigenen Interessen und Stärken zu erkennen. Dann erst sollte man sich spezialisieren und seine Kompetenzen in ausgewählten Bereichen vertiefen.
Patricia Kraft: Vielen Dank für Ihre Zeit, Jonas, und alles Gute für das Praktikum und die Bachelorarbeit!