Wiebke @ National Taiwan Sport University

Eine interessante Option für das Auslandssemester ist die National Taiwan Sport University. Wiebke Weise, Studentin im Programm Master Sports Business and Communication, schildert das dortige Studentenleben.

Warum hast du dich für diese Partnerhochschule entschieden?

Mein Interesse an Asien war stets groß und Land und Leute haben mich schon immer fasziniert, sodass ich für mich beschlossen habe, eine längere Zeit in Asien zu leben.

Außerdem habe ich seit der Grundschule eine Freundin aus Taiwan, deren Familie noch teilweise in Taiwan lebt. Hinzu kommt, dass die NTSU gerade neu ins Partnerhochschulprogramm der MBS aufgenommen wurde und ich das Angebot gleich mal testen wollte. Ein entscheidender Faktor neben meinem Wunsch, etwas komplett Neues und anderes zu erleben, war, dass die NTSU eine reine Sportuniversität ist.

Wie unterscheidet sich das Studentenleben im Ausland von deinem Freizeit- und Studienalltag in Deutschland/München?

Die NTSU ist nicht sehr zentral gelegen. Man hat zwar alles, was man benötigt, auf dem Campus, aber um nach Linkou in die Stadt zu fahren, muss man entweder den Bus nehmen oder ein Auto. Mit dem Auto ist es jedoch nur dann möglich, wenn man eine/n Freund/in hat, die ein Auto besitzt.

Ich habe neben dem Studium viel mit meinen Freunden und Kommilitonen unternommen, bin herumgereist, habe Land, Leute und Kultur kennen gelernt und mich mit der asiatischen Lebensweise vertraut gemacht. Es geht hier zwar alles etwas langsamer, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Woran ich mich nicht gewöhnen konnte, war die Unpünktlichkeit, aber dafür sind die Chinesen allgemein bekannt.

Während der Woche habe ich viel Sport gemacht, war im unieigenen Fitnessstudio, im Schwimmbad oder habe mich mit Kommilitonen zum Laufen verabredet. Leider gibt es bisher an der NTSU kein Sportangebot für Studenten, die nicht „Physical Education“ studieren, sodass man sich auf das beschränken muss, worauf man Zugriff hat.

Gewohnt habe ich während meines Aufenthaltes im Wohnheim auf dem Campus und habe mir das Zimmer mit meiner Zimmernachbarin geteilt. Wir hatten ein gemeinschaftliches Bad, gemeinschaftliche Toiletten und Duschen auf dem Gang, die man sich mit ~20-30 anderen Studentinnen teilt. Jeden Tag kommt allerdings eine Putzfrau, die den groben Schmutz täglich und einmal wöchentlich gründlich entfernt.

Hinsichtlich der Kosten lässt sich festhalten, dass Taiwan ein relativ günstiges Leben ermöglicht, sodass ich genügend Geld zum Reisen übrig hatte.

National Taiwan Sport UniversityWas war deine beste/ schlimmste/ lustigste Erfahrung im Ausland?

Meine beste Erfahrung waren die Menschen die ich kennen lernen durfte. Die Taiwanesen sind sehr herzlich, freundlich, aufgeschlossen und gastfreundlich. Lustig waren manchmal die stereotypischen Vorstellungen, die meine Kommilitonen, Professoren und Freunde von Deutschland hatten.

Zu meinen lustigsten Erlebnissen zählt auch die Sprachlosigkeit, mit der mir meine Freunde, Kommilitonen und fremde Taiwanesen begegnet sind, als sie mich, große, blonde, schlanke Europäerin zum ersten Mal gesehen haben. Das kommt in Taiwan nämlich nicht so oft vor. Leider habe ich damit Basti, meinem Kommilitonen, der mit mir das Abenteuer Taiwan angetreten hat, die Show gestohlen (lacht). Wir wurden häufig von Kindern, Teenagern, Studenten von der Uni und anderen angesprochen, ob wir etwas dagegen hätten, ein Bild mit ihnen zu machen.

Ein wirklich schlimmes Erlebnis hatte ich nicht. Das Einzige, was mich schockiert hat, waren in den ersten Tagen die sanitären und hygienischen Standards, mit denen man in Taiwan lebt. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt, mir keine Krankheiten eingehandelt und alles gut überstanden.

Der einzige Wermutstropfen, wenn es denn einer ist, sind die vielen Mücken und die damit verbundenen Insektenstiche, die ich hatte. Was teilweise wirklich unglaublich unangenehme Ausmaße angenommen hat. Empfehlenswert ist daher für diejenigen, die bereits in Deutschland schon bevorzugt von Insekten gestochen werden, Autan oder ein anderes Insektizid mit nach Taiwan zu nehmen.

Wie war das sportliche Angebot an der Partnerhochschule?

Die NTSU als nationale Sportuniversität verfügt über einige Sporteinrichtungen, dazu zählen ein Schwimmbad, welches ausschließlich über Solar beheizt wird, ein Fitnessstudio, zwei Tartanbahnen mit Leichtathletikbereich, ein Baseballfeld, Fußballfeld, Badminton- und Tenniscourts, Tischtennisbereich, Bogenschießanlage, Mehrzweckhalle, Basketballfelder und eine Fecht- und Kampfsporthalle.

Die oben aufgezählten Einrichtungen gibt es zwar alle, jedoch werden leider für die Studenten, die sich neben der Vorlesung sportlich betätigen wollen, keine Kurse angeboten. Wir haben an verschiedenen Stellen gefragt, aber so etwas wie Hochschulsport gibt es dort nicht. Wir haben uns sportlich selbst organisiert und uns mit unseren Kommilitonen verabredet. Hat alles wunderbar funktioniert, jedoch hätte ich mir ein sportliches Rahmenangebot gerade an einer Sportuniversität gewünscht, um auch mit noch mehr Studenten in Kontakt zu kommen.

Ich selber habe in der Zeit, in der ich da war, Badminton gespielt, habe das Fitnessstudio in Anspruch genommen, war schwimmen, laufen und habe Leichtathletik gemacht. Wirklich neue Sportarten habe ich leider nicht kennengelernt.

Während meines Aufenthaltes fand an der Uni die alljährliche Sportveranstaltung statt, an der alle Studenten der NTSU teilnehmen. Es gab Wettbewerbe in nahezu allen Sportarten, aber unser Department hat sich leider nicht an allen beteiligt. Woran wir aber teilgenommen haben, war der abschließende Leichtathletikwettbewerb, bei dem alle Disziplinen vertreten waren. Ich habe Weitsprung und die 400m absolviert und bei Letzterem sogar den ersten Platz belegt. Mit dem Department sind wir zudem in der 10x200m-Staffel Zweiter geworden.

Welche Tipps und Anregungen hast du für zukünftige Studenten an der Partnerhochschule?

Seid offen für Neues und habt nicht zu hohe Erwartungen. Lasst euch auf das Land und die Leute ein und seid nicht genervt, wenn alles etwas langsamer geht. Außerdem sprechen viele Leute vor Ort nicht sehr gut Englisch, aber die Kommunikation funktioniert trotzdem.

Welches Fazit ziehst du aus dem Auslandssemester und was nimmst du für die Zukunft mit?

Wer eine Herausforderung sucht, sollte definitiv hierher kommen! Ich hatte eine wahnsinnig tolle Zeit an der NTSU, habe viele neue Freunde kennengelernt, interessante Menschen getroffen, einen Kulturschock überlebt und würde mich immer wieder für Taiwan entscheiden.

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