Dritte Auflage des MBS Happiness Evening: Warum ist Dänemark das glücklichste Land der Welt?

MBS Happiness

Dänische Vizekonsulin Emilie Normann zu Gast an der Munich Business School

Wieder einmal sind die Dänen die glücklichste Nation der Welt: Dänemark belegt im World Happiness Reports 2016 den ersten Platz. Bereits in der ersten Ausgabe des Berichts, der 2012 von der UN erstellt und veröffentlicht wurde, erwiesen sich die Dänen als das glücklichste der mehr als 150 befragten Länder. Das skandinavische Land konnte diesen Erfolg 2013 wiederholen und belegte 2015 den dritten Platz (2014 wurde der World Happiness Report nicht erstellt).

Deutschland liegt, wie viele andere der „großen“ Länder, weit abgeschlagen. Was also können wir von den Dänen über das Glück lernen? Wie sorgt die dänische Regierung dafür, den Glücksfaktor zu steigern? Wie trägt die dänische Bevölkerung dazu bei? Was sind überhaupt die entscheidenden Faktoren und Indikatoren für Glück? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen über Dänemark und das Verständnis von Glück in diesem Land gab die Vizekonsulin des Dänischen Generalkonsulats in München, Emilie Normann, bei ihrem Besuch an der MBS.

Herzlich begrüßt wurde Emilie Normann von MBS Dozent Prof. Dr. Christian Schmidkonz, der den Happiness-Kurs als Teil des Studienprogramms Master International Business bereits zum dritten Mal durchführt.

MBS HappinessQuelle des Glücks: Das „nordische Modell“

Emilie Normann legte den Schwerpunkt ihres Vortrags auf Glück ganz allgemein und speziell bezogen auf Dänemark: Warum sind die Dänen so glücklich? Können andere Länder von Dänemark in Bezug auf Glück etwas lernen?

Die dänische Vizekonsulin führte mit einer Darstellung der verschiedenen Ansätze zur Quantifizierung von Glück in das Thema ein: kurze Glücksmomente im Vergleich zu nachhaltiger Zufriedenheit, Hedonismus im Vergleich zu Eudaimonie (also augenblicklicher Genuss/Vergnügen im Vergleich zu Wohlbefinden/ Sinnhaftigkeit als Lebensinhalt), oder der affektive im Vergleich zum evaluativen Ansatz (also eine subjektive, variable Einschätzung der Höhen und Tiefen des Alltags im Vergleich zu einer kognitiven generellen Bewertung der individuellen Situation).

Emilie Normann zufolge ist es vor allem in Dänemark gelungen, eine positive generelle Bewertung der Lebenszufriedenheit in der Bevölkerung zu erzielen. Gleiches gilt für andere nordische Länder. Dies liegt am politischen Kurs der Verknüpfung von freier Marktwirtschaft mit einem umfassenden Sozialstaat wie auch mit für die nordischen Länder typischen tarifpolitischen Maßnahmen. Deshalb wird dieses soziale und ökonomische Konzept auch als das „nordische Modell“ bezeichnet.

Happiness-Indikatoren

Im weiteren Verlauf ihres beeindruckenden Vortrags konzentrierte sich Emilie Normann auf die Indikatoren für Happiness. Sie benannte Aspekte wie Vertrauen, Sicherheit, Reichtum, Freiheit, Work-Life-Balance, Demokratie und die Zivilgesellschaft als äußerst einflussreiche Faktoren für eine glückliche Bevölkerung. Dabei hob sie vor allem das sogenannte Flexicurity-Modell hervor, das bereits seit den 1990er-Jahren in Dänemark zur Anwendung kommt: Dieses aus den Begriffen Flexibilität und Sicherheit (Security) zusammengesetzte Kunstwort beschreibt eine Arbeitsmarktpolitik, in der die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern verknüpft sind und die darauf abzielt, den Bedürfnissen und Vorstellungen beider Seiten zu genügen.

Zwar scheint dies in den nordischen Ländern zu funktionieren und Glück zu erzeugen, in anderen europäischen Staaten ist die Einführung von Flexicurity-Maßnahmen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt (man betrachte etwa die deutsche Hartz IV-Reform, die sich an diesem Modell orientieren wollte).

Emilie Normann fand dann auch noch ein paar ermutigende Worte für die nach Glück suchenden deutschen Zuhörer unter den Studierenden: „Mein Sohn ist glücklicher geworden, seitdem wir nach Deutschland gezogen sind.“

Innovationszentrum München

Über das Thema Glück hinaus hatte Emilie Normann auch einige interessante Fakten über Dänemark, seinen Innovations-Ansatz, seine Außenpolitik und ähnliche Themen zu berichten.

MBS Happiness

Es ist kein Zufall, dass die dänische Regierung eines ihrer Innovation Centres in München eingerichtet hat – neben Neu-Delhi, Sao Paulo, Seoul, Shanghai und dem Silicon Valley. Emilie Normann, die neben ihren vielen anderen Funktionen auch die Innovations-Attaché der Institution ist, betonte, dass diese Zentren an mutmaßlichen „Hotspots“ für Innovationen eröffnet wurden, um vom sich dort entwickelnden innovativen Geist zu profitieren: „Forschung und Wirtschaft sind heutzutage global. Von daher ist Internationalität entscheidend für Innovationen“, beschrieb Normann den internationalen Ansatz dieser staatlichen Innovationszentren.

In diesem Zusammenhang erläuterte sie das Konzept der „Wissenschafts-Diplomatie“ als ein Leitmotiv der dänischen Außenpolitik: Durch wissenschaftliche Kooperationen mit anderen Staaten will man komplexe globale Sachverhalte angehen und zugleich Partnerschaften auf internationaler Ebene implementieren. „Dänemark leistet auf diesem Gebiet sehr viel“, hob Emilie Normann hervor. Dieser Sachverhalt wird auch durch den Innovation Union Scoreboard 2015 (IUS) erhärtet, einem von der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht, der die Innovationsleistungen der EU-Mitgliedstaaten analysiert: Dänemark liegt hier auf dem zweiten Platz, hinter seinem skandinavischen Nachbarn Schweden. Beide Länder sind als „Innovation Leader“ eingestuft und liegen weit über dem EU-Durchschnitt.

Auch in einem weiteren EU-Bericht, dem Digital Economy and Society Index (DESI), ist Dänemark an erster Stelle gelistet. DESI ist ein zusammengesetzter Index, der relevante Indikatoren zum Stand des digitalen Binnenmarkts in Europa bündelt und die Entwicklung der digitalen Wettbewerbsfähigkeit in den EU-Mitgliedstaaten misst. Er bezieht Faktoren wie Konnektivität, Humanressourcen, Internetkompetenzen, Entwicklungsstand der Digitaltechnik und digitale öffentliche Dienste in die Bewertung ein – und unterstreicht einmal mehr den zukunftsorientierten Ansatz Dänemarks. ‎

Zum Abschluss dieses hochinteressanten Happiness-Abends entwickelte sich nach dem Vortrag eine lebhafte Diskussion zum Thema Happiness zwischen Emilie Normann und den Studierenden. Die MBS dankt dem Dänischen Generalkonsulat in München und Emilie Normann sehr herzlich für ihren Besuch. Farvel!