MBA General Management Student Dr. Franz Pfister gründet Vermittlungsservice für Kinderbetreuung
Ein Medizinstudium absolvieren, direkt im Anschluss den Doktor machen und dann eine sichere Festanstellung bei einem renommierten Arbeitgeber: Viele wären mit solch einem Karriereweg wohl mehr als zufrieden. Für andere wiederum ist es erst der Startschuss. Zum Beispiel für Dr. Franz Pfister: Er studierte Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie der Harvard Medical School in Boston, ist Doktor der Medizin und arbeitet als Arzt in der Neurologie der Schön Klinik München-Schwabing.
Eine respektable Karriere für jemanden, der noch nicht einmal seinen 30. Geburtstag gefeiert hat. Doch für Franz nicht genug: Seit 2015 studiert er an der Munich Business School (MBS) berufsbegleitend im Programm MBA General Management. Und jetzt, kurz vor seinem Abschluss, hat er auch noch ein eigenes Start-up gegründet: Mit MYMARY vermittelt er erfolgreich Babysitter und Kinderbetreuer.
Wir haben mit Franz über sein Start-up und seinen Weg zum Unternehmer gesprochen.
Hallo Franz! Bevor wir zu Deinem Start-up MYMARY kommen, lass uns kurz über Deinen eigentlichen Beruf als Arzt sprechen. Wie sieht ein typischer Tag in der Klinik für Dich aus?
Im Großen und Ganzen so, wie man sich die Arbeit in einer Klinik vorstellt: Ich betreue gemeinsam mit meinen Kollegen die therapeutischen Maßnahmen unserer Patienten, verbringe also viel Zeit mit Visiten, führe aber auch Neuaufnahmen durch und kümmere mich um akute Notfälle. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Teammeetings mit den anderen Ärzten und Therapeuten, in denen wir über die Patienten und Behandlungen sprechen. Wie es für Klinikärzte typisch ist, gehören natürlich auch Nachtdienste zu meinem Arbeitsalltag.
Warum hast Du Dich entschlossen, neben Deinem anstrengenden Arbeitsalltag noch einen berufsbegleitenden MBA zu machen – obwohl Du eigentlich schon eine „fertige“ Berufsausbildung hast?
Zuallererst sei gesagt: Ich arbeite gerne als Arzt. Mittel- bis langfristig möchte ich aber nicht in der akuten Krankenversorgung arbeiten, sondern im Digital-Health-Bereich. Also habe ich mich zu einem MBA-Studium entschlossen, um mir das betriebswirtschaftliche Fachwissen anzueignen, das man für eine Position im Management benötigt.
Das berufsbegleitende MBA-Studienprogramm an der MBS ließ sich organisatorisch gut mit meinem Job vereinbaren. Ich musste zwar viel Freizeit opfern und es gab Zeiten, in denen ich meine Freunde viel zu selten gesehen habe; trotzdem hat es sich für mich auf jeden Fall gelohnt.
Du stehst jetzt am Ende Deines MBA-Studiums – und hast schon das nächste Projekt gestartet: Du hast MYMARY gegründet, einen Vermittlungsservice für Kinderbetreuung. Wann kam Dir die Idee, Gründer zu werden?
Ich habe schon während meines Medizinstudiums in Boston Start-up-Luft geschnuppert. Damals war ich Director Health bei einem deutsch-amerikanischen Start-up, das leider nicht gut anlief: der Kapitalbedarf war riesig, es gab Probleme mit dem Marketing-Budget und der Supply Chain, hinzu kamen Patent-Streitigkeiten. Und das alles, obwohl das Start-up noch in der Early Stage war und es noch nicht einmal einen Proof of Concept gab.
Ich bin dann aus der Unternehmung ausgestiegen, um erst einmal klinische Erfahrung zu sammeln, einen MBA zu machen und dabei „on the go“ Start-up-Erfahrungen zu sammeln. Trotzdem habe ich damals „Gründerblut“ geleckt und sehr viel gelernt: zum Beispiel, dass man für ein gutes Start-up eine skalierbare Idee braucht – und ein gutes Team.
Wie bist Du auf die Geschäftsidee von MYMARY gekommen? Warum hast Du kein Unternehmen gegründet, das etwas mit Medizin bzw. Deinem Beruf als Arzt zu tun hat?
Dass mein Start-up nichts mit Medizin zu tun hat, war für mich sekundär. Entscheidend war vielmehr, dass ich in MYMARY eine gute Gelegenheit sehe, in die ich sozusagen mein Humankapital investiere.
MYMARY löst ein echtes Problem im Babysitting-/ Kinderbetreuungs-Sektor, ich würde es den „Trust Issue“ nennen: Portale, die Babysitter vermitteln, gibt es zuhauf. Aber sie alle lösen nicht das Problem des fehlenden Vertrauens. Wer will sein Kind schon jemandem überlassen, den er in Kleinanzeigen gefunden hat?
Wir haben ein exzellentes Team, mit einer Sozialpädagogin, die seit zehn Jahren ihre eigene Firma im Bereich Kinderbetreuung hat, und einen Informatiker, der Full-Stack-Developer ist und für den Start die komplette Bandbreite an Technologie entwickeln konnte. Zudem kenne ich beide seit über zehn bzw. über 20 Jahren.
Ferner ist der Kapitalbedarf bei einem digitalen Start-up wie MYMARY relativ gering. Wir können mit dem Core-Team und unserem Stammkapital die Early Stage gut überstehen und so den Proof of Concept für eine Stadt erhalten. Aktuell bieten wir unsere Services in München an. Wenn sich alles wie gedacht entwickelt, planen wir, mit Fremdkapital zu skalieren.
Inwiefern hat Dein MBA-Studium dazu beigetragen bzw. Dich bekräftigt, ein Unternehmen zu gründen?
Das Studium war eine große Hilfe. Es hat mir alle Antworten auf die Fragen gegeben, die für den Gründungsprozess wichtig waren, und mich durch den kompletten Prozess geleitet. Dazu fallen mir beispielsweise die strategische Planung, die Buchhaltung, Unternehmensrecht, Innovation und Marketing ein. Ich habe mich immer wieder mit meinen Dozenten und Kommilitonen getroffen, auch außerhalb der Hochschule. Sie haben mich massiv unterstützt und mir sehr dabei geholfen, voranzukommen.
Was ist das Besondere an MYMARY im Vergleich zu Konkurrenzangeboten?
Gemäß unserem Slogan „Ihre Kinder in den besten Händen“ interviewen wir alle unsere Babysitter und Kinderbetreuer persönlich und überprüfen sie anhand von Personalausweis, Führungszeugnis, Gewerbeschein und Referenzen. Außerdem werden sie durch unsere Sozialpädagogin geschult und müssen auch einen Kurs für Erste Hilfe am Kind absolvieren.
Zudem schützen wir Familien und Sitter durch ein geschlossenes Netzwerk: Zu MYMARY kann man nur mittels persönlichem „MYMARY Code“ eingeladen werden. So können wir gewährleisten, dass keine schwarzen Schafe unter den Nutzern sind, und wir können genau nachvollziehen, wer über welchen Kontakt in das Netzwerk eingetreten ist. Unser Netzwerk an vertrauenswürdigen und qualifizierten Sittern ist jetzt schon so groß, dass wir auch Last-Minute-Anfragen für denselben Tag bedienen können.
Hinzu kommt: 99% des Babysittings finden aktuell schwarz statt, bei uns läuft alles legal ab. Dementsprechend können wir im Auftrag der Sitter eine Rechnung über die erbrachten Leistungen ausstellen, die die Kunden steuerlich absetzen und so bis zu 30% der Betreuungskosten zurückbekommen können.
Wir haben schon viele hochzufriedene Kunden gewonnen, die unser Angebot regelmäßig in Anspruch nehmen. Auch unsere Sitter sind sehr glücklich mit dem überdurchschnittlich hohen Verdienst und der Arbeit im MYMARY-Netzwerk.
Wie sieht das Team hinter MYMARY aus? Was sind Deine Aufgaben?
Unser Team besteht aktuell aus sieben Personen: Jenny, die ich oben bereits erwähnt habe, kümmert sich um das Daily Business, Odilo ist als Informatiker für alles Technische zuständig. Außerdem haben wir noch Spezialisten für Marketing, Community Management sowie zwei Projektmanagerinnen.
Meine Aufgabe ist das Business Development, das heißt, ich koordiniere das Team, entwickle das Business Model, treffe mich mit Partnern und Investoren und verantworte alle administrativen Tätigkeiten. Generell sehe ich mich als Kapitän des Schiffs „Start-up“, der auf stürmischer See den Kurs hält, Probleme frühzeitig erkennt und löst und das Team voranbringt.
Welche Pläne hast Du mit MYMARY für die nähere Zukunft?
Das nächste Ziel ist es, den Proof of Concept für München zu erhalten. Dann möchten wir Kapital aufnehmen und skalieren, wobei ich eher in Städten denke als an Massenexpansion. Mir ist mit MYMARY ein solides, sicheres Wachstum wichtiger als zu frühes, zu schnelles Wachstum. Das würde meiner Meinung nach in einer solch sensiblen Business Area wie Childcare unvermeidlich zum Chaos und damit zum Scheitern des Unternehmens führen.
Hast Du noch andere Geschäftsideen, die Du umsetzen möchtest? Kannst Du Dir vorstellen, irgendwann einmal nur noch als Geschäftsmann zu arbeiten und Deinen Beruf als Mediziner dafür aufzugeben?
Ich habe noch einen ganzen Pool von Ideen und warte nur auf die passende Gelegenheit, um das nächste Projekt zu starten. Für das nächste Jahr sehe ich mich nach wie vor als Arzt, werde mich aber mehr in den Bereich Digital Health bewegen. Dort sehe ich ein riesiges Potenzial, günstig und qualitativ auf hohem Level einer großen Bevölkerungsgruppe helfen zu können.
Vielen Dank für das Gespräch, Franz, und alles Gute für Deine berufliche Zukunft.
Sie möchten mehr über die Services von MYMARY erfahren? Alle wichtigen Infos gibt es auf der Unternehmenswebsite und auf den Social-Media-Kanälen von MYMARY (Facebook; Instagram).