Das akademische Jahr 2016/17 ist für die Munich Business School ein ganz besonderes: Die MBS feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentieren wir Ihnen in der Blog-Reihe „25 Jahre – 25 Köpfe“ 25 Persönlichkeiten aus dem MBS Kosmos und ihre Geschichten aus 25 Jahren Munich Business School.
Unerwartet Familienunternehmerin
Annalena Eigner ist Absolventin der Munich Business School im Studienprogramm MBA General Management und erfolgreiche Familienunternehmerin.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal im Unternehmen meines Vaters arbeiten würde“, sagt Annalena Eigner lachend, Vertriebsleiterin bei der Bayern-Fass GmbH – dem Unternehmen ihres Vaters. „Nicht, weil ich nicht wollte, dass mein Vater gleichzeitig mein Chef ist, sondern weil ich mir nicht vorstellen konnte, in einer so technisch geprägten Branche zu arbeiten. Ohne Klischees bedienen zu wollen: Für eine junge Frau ist es nicht gerade der typische Berufswunsch, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Industrieverpackungen herstellt und aufbereitet.“
Heute kann Annalena sich nichts anderes vorstellen als in „ihrem“ Familienunternehmen tätig zu sein. Gegründet wurde die Firma bereits 1870 von ihrem Ururgroßvater, damals unter dem Namen „Fass-Handlung Johann Eigner“. Heute ist Bayern-Fass einer der führenden Dienstleister für Rekonditionierung – so der Fachbegriff für die Aufbereitung von Industrieverpackungen – in Europa, mit vier Standorten im süddeutschen Raum.
„Die Firma war immer in Familienbesitz und wird seit jeher von einem Familienmitglied geführt. Vor allem mein Vater hat Bayern-Fass in den letzten Jahrzehnten zu einem großen Unternehmen entwickelt. Inzwischen ist mit meinem Bruder, meiner Schwester und mir schon die fünfte Generation unserer Familie im Unternehmen tätig“, fasst Annalena die Geschichte von Bayern-Fass zusammen.
Ferne Länder oder Familienunternehmen?
Lange sah es nicht danach aus, dass sie einmal die Geschicke des Familienunternehmens mitbestimmen würde: „Schon während meiner Schulzeit war ich eher an Sprachen und fernen Ländern interessiert, vor allem Spanien und Lateinamerika übten eine große Faszination auf mich aus. Nach meinem Abitur wollte ich erst einmal eine ausgedehnte Lateinamerika-Tour machen, schlussendlich habe ich dann ein Jahr in Mexiko verbracht. Es war eine tolle Zeit in einem faszinierenden Land“, erinnert sich Annalena, die vier Fremdsprachen spricht. „Zurück in Deutschland wollte ich Tourismus oder etwas mit Sprachen studieren und habe mich schließlich für einen Bachelor in LatinAmerican Studies entschieden.“
Nach einem Auslandssemester in Rio de Janeiro und mit dem Abschluss in der Tasche stellte sich die Frage: Was jetzt? „Ich wollte unbedingt ins Berufsleben einsteigen, wusste aber nicht, was genau ich eigentlich machen wollte. Mein Vater schlug mir vor, in Ruhe zu überlegen, wohin mein beruflicher Weg gehen sollte, und währenddessen ein Trainee-Programm im Familienunternehmen zu machen. Ich hielt das für eine gute Idee und kurze Zeit später saß ich bei Bayern-Fass im Vertrieb.“
Dann passiert das „Unerwartete“: „Die Arbeit machte mir sehr viel Spaß“, erzählt Annalena von ihrem bis dahin unwahrscheinlichen Einstieg in die Firma ihres Vaters. „Als dann kurze Zeit später eine Stelle in der Abteilung frei wurde, musste ich nicht lange überlegen und habe meinem Vater gesagt, dass ich gerne fest im Unternehmen arbeiten möchte. Ich glaube er war selbst etwas überrascht, hat sich aber natürlich sehr gefreut.“
Eine neue Leidenschaft
„Ich habe dann sehr schnell eine große Leidenschaft für unser Familienunternehmen entwickelt: Zum ersten Mal bekam ich richtig tiefe Einblicke in die Firma und ihre Geschichte. Mir wurde bewusst, was mein Vater, mein Großvater und die Generationen davor alles geschaffen hatten – und dass ich meinen Teil dazu beitragen möchte, dieses Vermächtnis weiterzuführen“, beschreibt Annalena ihre „Neugeburt“ als Familienunternehmerin. „Nun stand ich also vor der Herausforderung, dieser Verantwortung gerecht zu werden, ohne mich jemals gezielt darauf vorbereitet zu haben. Mir fehlte das betriebswirtschaftliche Handwerkszeug und auch mit Themen wie Mitarbeiterführung hatte ich mich bis dahin nur am Rande und per ‚learning by doing“ auseinandergesetzt.“
Also eine Karrierepause einlegen, um ein Master-Studium absolvieren? Kommt für Annalena nicht in Frage. Zu viel Freude bereitet ihr die tägliche Arbeit im Familienunternehmen. Ein berufsbegleitender MBA? Dafür fühlt sie sich eigentlich zu jung. Sie wagt den Schritt trotzdem und beginnt den Teilzeit-MBA an der Munich Business School.
„Ich war wie erwartet eine der Jüngsten in meiner Klasse. Meine Kommilitonen hatten zum Großteil schon mehr Berufserfahrung gesammelt als ich, einige von ihnen auch im Ausland. Davon habe ich sehr profitieren können“, erzählt Annalena von ihrer Zeit an der MBS. „Die Entscheidung für den MBA war eine der wichtigsten meines Lebens: Nicht nur wegen dem Erfahrungsaustausch mit meinen Kommilitonen und dem Wissen, das mir dort vermittelt wurde; das Studium hat darüber hinaus einen großen Einfluss auf meine Persönlichkeitsentwicklung gehabt. Es hat mir das Selbstvertrauen und die Sicherheit gegeben, um in unserem Familienunternehmen Verantwortung zu übernehmen.“
Neues Karriereziel: Familienunternehmerin
Nach ihrem MBA-Abschluss wird Annalena Vertriebsleiterin bei Bayern-Fass und ist zur Vollblut-Familienunternehmerin gereift: „Heute sehe ich es als wichtigstes Ziel meiner Karriere, das Vermächtnis unserer Unternehmerfamilie weiterzuführen und die Firma irgendwann einmal an die nächste Generation zu übergeben.“
Und Spanien, Mexiko, Südamerika? „Auf meiner Abschlussfeier an der MBS sprach mich unser Studiengangsleiter Prof. Dr. Bergfeld an. Er organisiert mit seiner Unternehmensberatung Weiterbildungen für Familienunternehmer in Südamerika und fragte mich: ‚Du bist doch Familienunternehmerin und sprichst Spanisch? Möchtest Du auf einem Event in Ecuador einen Vortrag halten?‘ Ich habe gerne zugesagt und konnte dadurch Kontakte knüpfen. Heute kommen regelmäßig MBA-Studenten aus Südamerika, die ihre International Week an der MBS verbringen, zu uns in die Firmenzentrale, um sich einen Eindruck von einem typischen deutschen Familienunternehmen zu machen“, erzählt Annalena.
„Wenn ich selbst schon nicht in Südamerika gelandet bin, so kommt Südamerika heute immerhin zu mir“, sagt sie augenzwinkernd. „Außerdem ist mein Freund, der inzwischen ebenfalls in unserem Familienunternehmen arbeitet, Mexikaner. Lateinamerika spielt also durchaus weiterhin eine wichtige Rolle in meinem Leben.“