Das akademische Jahr 2016/17 ist für die Munich Business School ein ganz besonderes: Die MBS feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentieren wir Ihnen in der Blog-Reihe „25 Jahre – 25 Köpfe“ 25 Persönlichkeiten aus dem MBS Kosmos und ihre Geschichten aus 25 Jahren Munich Business School.
Die Erste von vielen
Sandra Ankenbrand, Diplom-Absolventin der eba (heute: Munich Business School) 1995
Sie hat die Matrikelnummer Eins: Sandra Ankenbrand war die Erste überhaupt, die sich für ein Studium an der Munich Business School eingeschrieben hat. 1991, als die Munich Business School noch Europäische Betriebswirtschafts Akademie (eba) hieß. Erste Recherchen ergeben: Sie lebt jetzt in Hongkong. Ist aber gerade in Augsburg. „Falls Ihr jemanden sucht, der die große Karriere gemacht hat… ich fürchte, da bin ich die Falsche“, sagt sie. Egal. Wir müssen sie kennenlernen. Auf nach Augsburg!
Wir treffen Sandra im Cafe des Hotel Drei Mohren. Die erste Adresse in der Fuggerstadt. „Ich habe mir extra das Kleid angezogen, das ich damals auf meiner Abschlussgala getragen habe“, begrüßt sie uns. Gut gelaunt, genauso voller gespannter Vorfreude auf unser Gespräch wie wir selbst. Das erwähnte Kleid sitzt. Als wäre die Gala gestern gewesen.
Die Sonne scheint. Wir setzen uns, bestellen Kaffee, Wasser. Gleich noch eine Parallele zur Vergangenheit:
„Genau hier saß ich vor über 25 Jahren mit meinem Vater und einem Professor von der Universität Augsburg. Ich war damals Punk, mit blauen Haaren und allem Drum und Dran. Mein Traum war es, Modedesign zu studieren, eventuell auch Architektur.
Mein Vater, Bauunternehmer mit eigener Firma, hatte andere Pläne: Er sah in mir seinen Nachfolger im Familienunternehmen. Also engagierte er diesen Universitätsprofessor. Gemeinsam redeten mir die beiden ein, ich sollte doch erst einmal BWL studieren: Um mir die betriebswirtschaftlichen Grundlagen anzueignen, die ich für meine Karriere als Modedesignerin dringend bräuchte. Netter Trick, hat funktioniert, damals konnte man mir ja vieles erzählen. Jetzt wollte ich also erst einmal BWL studieren.“
In der Tradition der Fugger
Während unseres Gesprächs: Jemand bleibt neben unserem Tisch stehen, begrüßt Sandra. Naja, ist ja nicht so groß hier. Ist nicht München, ist Augsburg. Da kennt man sich eben.
„Mein Vater war für damalige Verhältnisse extrem international orientiert: In der Tradition der Fugger, sagte er immer. Er hat sich selbst Englisch beigebracht, war der erste deutsche Bauunternehmer, der in Saudi-Arabien Bauaufträge erhalten hat – lange vor deutlich größeren Firmen wie HOCHTIEF. Mein Vater wollte für mich eine international ausgerichtete Ausbildung, damit ich den von ihm eingeschlagenen Weg fortführen konnte. So etwas gab es damals nicht an staatlichen Universitäten, wohl aber an der Europäischen Betriebswirtschafts Akademie. Also bin ich zum Studieren nach München gegangen.“
Was willst Du denn in London und Paris?
Wieder bleibt jemand stehen. Diesmal ein Pärchen. Beide begrüßen Sandra, kurzer Plausch. Weiter geht’s…
„Als ich mein Studium begann, waren meine Haare immer noch blau, und ich wollte schlussendlich immer noch Modedesignerin werden. Aber ich fand die Studieninhalte von Anfang an interessant und entwickelte bald eine regelrechte Begeisterung für betriebswirtschaftliche Themen. Das wirklich Außergewöhnliche waren aber die vielen internationalen Kommilitonen, die es schon damals an der EBA gab. Dazu kamen die Auslandssemester. Als ich nach London und Paris ging, fragten mich meine Freundinnen nur verwundert: Was willst Du denn da? Was bringt Dir das denn? Ich hatte da eine ganz andere Einstellung, habe immer international gedacht, wollte schon während des Studiums andere Länder und Kulturen kennenlernen. Das habe ich wohl von meinem Vater, der mich früh dazu ermutigt hat, ins Ausland zu gehen, die Welt kennenzulernen – beruflich wie privat.“
Sandra erzählt über das Hotel Drei Mohren. Über die historische Innenstadt. Über Augsburg. Sie kennt sich hier gut aus. Obwohl sie seit Jahren im Ausland lebt. Aber Augsburg ist ja schließlich ihre Heimatstadt. Aus ihren Worten hört man ihre Verbundenheit.
„Ich bin dann für meine Diplomarbeit zum Musikverlag BMG Classic nach New York gegangen. Die nächste tolle internationale Erfahrung, noch dazu hatte sie etwas mit Musik zu tun, einer weiteren großen Leidenschaft von mir. Meine Ambitionen, die Nachfolge meines Vaters im Familienunternehmen anzutreten, waren ehrlich gesagt eher gering.“
Zeit, etwas zurückzugeben
„1994 kam dann die Schneider-Affäre, die viele deutsche Firmen in den wirtschaftlichen Abgrund stürzte. Auch die Firma meines Vaters, vollkommen unverschuldet, viele Unternehmen wurden damals von den Banken im Stich gelassen.
Ich konnte es kaum glauben: Meine Eltern hatten ihr Leben lang hart gearbeitet, die richtigen Entscheidungen getroffen, eigentlich alles richtiggemacht. Und von heute auf morgen sollte auf einmal alles weg sein? Das war nicht nur für meine Eltern ein schwerer Schlag, auch für mich selbst, ich konnte das nicht nachvollziehen. Glücklicherweise habe ich zu dieser Zeit gerade meine eigene berufliche Laufbahn begonnen, sodass ich meine Eltern in dieser schwierigen Zeit finanziell unterstützen und ihnen etwas zurückgeben konnte.“
Der Name der Hochschule hat mir Türen geöffnet
Nochmal kommt jemand zu uns an den Tisch. Also: zu Sandra. Wieder kurzer Plausch. So langsam denken wir: Kann doch kein Zufall sein. Man scheint sie hier zu kennen.
„Die Zeit an der EBA hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir vor allem viele neue Perspektiven aufgezeigt. Mit meiner internationalen Ausbildung war ich der Zeit weit voraus: Als ich nach meinem Studium die ersten Bewerbungsgespräche hatte, wurde ich regelmäßig gefragt, warum ich denn so viel im Ausland gewesen sei und was ich mir davon für meine Karriere erhoffte.
Auch dass die EBA damals noch keine staatliche Anerkennung besaß, war nie ein Problem. Im Gegenteil: Der Name der Hochschule alleine hat mir Türen geöffnet. Ich habe dann im Investmentbereich angefangen, Modedesignerin wollte ich jetzt nicht mehr werden. Später bin ich ins Onlinebanking gewechselt, das damals gerade in seinen Anfängen war – und dann zum Social-Media-Marketing.“
Entscheidung gegen die große Karriere
Sandra zeigt uns noch das Hotel. Wunderschön. Wieder nach draußen. Im Foyer kommt ein gut gekleideter Herr auf uns zu. Also: auf Sandra. Er begrüßt sie freudig. Es ist der Direktor des Hotel Drei Mohren.
„Jetzt muss ich Euch noch erzählen, warum ich die Falsche bin, falls Ihr jemanden mit großer Karriere sucht: Ich habe mich 2005 entschlossen, nicht mehr hauptberuflich zu arbeiten. Obwohl sich meine Karriere sehr gut entwickelt hatte: Zuletzt war ich Teamleiterin, hatte eine ganze Abteilung unter mir.
Aber ich hatte das Gefühl, dass ich wegen meiner Karriere auf Dinge verzichten musste, die mir wichtig sind. Also musste ich eine Entscheidung treffen, und die fiel gegen die große Karriere aus. Stattdessen bereise ich heute die schönsten Ecken der Erde und besuche kulturelle Events. Dass ich mir diesen Lifestyle erlauben kann, verdanke ich auch meinem Mann: Wir haben uns in der Schule kennengelernt und verbringen seitdem Seite an Seite. Er arbeitet bei einer großen Schweizer Versicherungsgesellschaft, in deren Niederlassung in Hongkong. Jetzt wisst Ihr auch, wie ich am anderen Ende der Welt gelandet bin.“
Engagement für die Heimat
„Ich habe aber nach wie vor eine sehr enge Verbindung zu Augsburg, meiner Heimatstadt, und bin regelmäßig hier. Auch weil ich mich seit meiner Jugend im hiesigen Lions Club engagiere, 2005 war ich sogar Präsidentin. Der Club ist eine weltweite Vereinigung mit über 46.000 regionalen Niederlassungen, in der sich Menschen ehrenamtlich für Hilfsbedürftige engagieren. Wir haben hier in Augsburg schon vieles auf die Beine gestellt, sowohl im sozialen als auch im kulturellen Bereich – zum Beispiel das Europaforum 2015. Deswegen kennen mich hier in der Stadt auch einige. Ist Euch wahrscheinlich auch schon aufgefallen.“
Gemeinsam mit Sandra spazieren wir noch durch die Augsburger Innenstadt. Sie zeigt uns die Fuggerhäuser, erzählt uns von ihren Zukunftsplänen. Dann verabschieden wir uns. Ein Nachmittag voller interessanter Geschichten geht zu Ende. Geschichten, die nicht in den Vorstandsetagen großer Konzerne spielen. Sondern Geschichten von Weltoffenheit und selbstlosem Engagement. Geschichten, die den „MBS Spirit“ genauso prägen wie große Karrieren.