Mein Auslandssemester: Pascal @ Indian Institute of Management (IIM)

MBS IIM Indore

Pascal Ritter, Student im Programm Master International Business, hat sein Auslandssemester am Indian Institute of Management (IIM) in Indore, Indien, verbracht. Hier berichtet er von seinen Erfahrungen.

Warum hast du dich für diese Partnerhochschule entschieden?

Ich wollte eine neue und vollständig andere Kultur kennenlernen und gleichzeitig eine Herausforderung suchen und nicht nur den einfachen Weg gehen. Zudem hat das Indian Institute of Management einen sehr guten Ruf in Indien und die Bedeutung des Landes im internationalen Handel steigt immer weiter. Außerdem hatte ich am IIM die Möglichkeit, mich in den Kursen auf den Bereich digitale Wertschöpfung zu fokussieren.

Wie lief das Leben an der IIM Indore ab? Was waren die größten Unterschiede zum Studentenleben in Deutschland?

Der Campus befindet sich ca. 20 Minuten außerhalb von Indore. Am IIM wohnen alle Studenten im Wohnheim auf dem Campus. Die Zimmer sind möbliert, Bettwäsche muss wenn nötig selbst besorgt werden. Es gibt Gemeinschaftsbäder, aber keine Möglichkeit, selbst zu kochen. Hygiene ist im Vergleich zu den Verhältnissen außerhalb des Campus gut, aber nicht mit den Standards in Europa zu vergleichen und somit eine Herausforderung. Mehrere Kantinen auf dem Campus bieten Frühstück, Mittagessen, Nachmittagssnacks, Abendessen und Mitternachtssnacks.

MBS IIM Indore
Ein Verkaufsstand in Indore.

Somit findet das gesamte Leben innerhalb des Campus statt. Dieser ist vollständig umzäunt und mit Sicherheitspersonal rund um die Uhr bewacht. Jedes Auto wird nach verbotenen Utensilien untersucht (Alkohol, Zigaretten etc.) und erst nach einer vollständigen Prüfung dürfen Studenten den Campus betreten.

Da ich mich im letzten Semester des Postgraduate-Programms befand, hatte ich “nur“ fünf Kurse und somit pro Woche verhältnismäßig weniger Vorlesungen als an der MBS. Die Vorlesungen sind interaktiv gestaltet und es besteht bei jeder Vorlesung Anwesenheitspflicht. Diese wird überprüft, indem Studenten mit ihrem Fingerabdruck, vor und nach der Vorlesung, ihre Anwesenheit bestätigen. Bei Fehlstunden von mehr als 20 % der Gesamtstunden ist der Student automatisch durchgefallen.

Auf dem Campus wurde in den letzten Wochen, in denen ich an der IIM war, das erste WLAN eingeführt, welches allerdings nie richtig funktioniert hat (ich hoffe, bei den nächsten funktioniert es dann). Eine LAN-Verbindung war bis auf wenige Tage allerdings immer möglich.

Wo hast du dort gewohnt? Und was hast Du in Deiner Freizeit unternommen?

Auf dem Campus leben alle Studenten in Wohnheimen, welche nach Geschlechtern getrennt sind. Auf jedem Stockwerk gibt es Gemeinschaftsduschen und -toiletten. Mit mir gab es 20 weitere Austauschstudenten (19 Franzosen und 1 Italiener).

Der hinduistische Tempelkomplex von Omkareshwar, einer der Orte, an denen Shiva erschienen ist.

Dadurch, dass die IIM eine Studentenorganisation für Austauschstudenten hat, welche uns in das Leben auf dem Campus und in die Kultur eingeführt haben, konnten wir schnell Anschluss an neue Gruppen finden. Sofern wir vorlesungsfreie Phasen hatten, haben wir versucht, so oft es geht zu reisen und das Land zu erkunden. Meistens haben sich uns ein paar Inder angeschlossen und wir waren als große Gruppe unterwegs.

Welchen besonderen Erfahrungen hast Du gemacht?

Als Highlights sind auf jeden Fall die unterschiedlichen Reisen zu nennen, die wir größtenteils mit Kommilitonen von der IIM unternommen haben. Das Land hat unheimlich variierende Landschaften und so ist jede Region für sich einzigartig. Wir sind, bis auf eine Motorradtour, immer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gereist. Diese Erfahrungen nimmt einem niemand mehr, denn Reisen in Indien ist ein Abenteuer für sich.

MBS IIM Indore
Ein Eindruck vom Wochenendausflug nach Jodhpur (17 Stunden mit dem Bus).

Schlimm waren für mich die großen Differenzen zwischen Arm und Reich. In Indien gehört es zum gewohnten Bild, dass viele Menschen ihr Leben auf der Straße verbringen und keine Möglichkeiten haben, sich hochzuarbeiten. Das Beeindruckende ist allerdings, dass diese Menschen überhaupt keinen Neid empfinden und dadurch Kriminalität zu keiner Zeit eine ernsthafte Gefahr darstellt. In diesem Land leben 1,2 Mrd. Menschen mit großen finanziellen Unterschieden und großen sozialen Differenzen friedlich zusammen – das ist faszinierend.

Hast Du Tipps für Studenten, die planen, ihr Auslandssemester an der IIM Indore zu verbringen? Was haben sie zu erwarten?

Eine komplett andere Kultur und viele Situationen, welche für eine westliche Kultur befremdlich sind, aber ein unheimlich aufregendes Land und interessante Menschen, die alle an der europäischen Sichtweise interessiert sind. Zudem hat die IIM einen hervorragenden Ruf in Indien und es lassen sich gute Kontakte knüpfen.

Ansonsten sollten Studenten vor allem eines mitbringen: Geduld. Wer als ungeduldiger Mensch nach Indien geht, wird dort lernen, Geduld zu haben.

Welches Fazit ziehst du aus dem Auslandssemester und was nimmst du für die Zukunft mit?

Die Rahmenbedingungen für ein Auslandssemester an der IIM sind nicht mit den anderen Partneruniversitäten vergleichbar und der europäische Standard kann dort nicht gelebt werden.

MBS IIM Indore
Die Innenstadt von Indore.

Wer nach Indien geht, ohne sich auf eine komplett andere Kultur und Lebensweise einlassen zu wollen, wird nach wenigen Wochen wieder nach Hause wollen. Wer sich allerdings darauf einlässt, der wird von diesem Land fasziniert sein. Ich habe dort tolle Erfahrungen machen dürfen und tolle Menschen kennengelernt, mit welchen ich auch noch weiterhin in Kontakt stehen werde.

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Fotos © Pascal Ritter