Es gibt drei Erfolgsrezepte für Bewerbungserfolg. Wissen? Leistung? Noten? Nein. Erfolgsgaranten sind erstens Praxis, zweitens Praxis, drittens Praxis. Während sich die Gesellschaft noch immer an reinen Leistungsparametern orientiert, ist in der Industrie schon lange nicht mehr die Abschlussnote alleine karriereentscheidend.[1]
Der bekannte Strategie-Professor Henry Mintzberg, der sich mit Michael E. Porter den Strategie-Olymp teilt, beschrieb das Phänomen exzellent ausgebildeter Menschen, die allerdings weder für die Wirtschaft, noch für die Praxis, noch als Führungskräfte geeignet waren.[2]
Sozialkompetenz kann man eben nicht im Studium erlernen. Soft-Skills-Trainings sind eine gute Grundlage, aber das reale Verständnis bleibt oft auf der Strecke des Auswendiggelernten.
Bulimisch Gelerntes ist oft unverdaut und nicht nachhaltig. Deswegen gehen viele Hochschulen Wege der Praxisnähe: Duale Studiengänge sind eine gute Idee. Allerdings ist dort die Vielfalt der praktischen Erfahrungen auf meist ein Unternehmen und damit eine Unternehmenskultur beschränkt, Auslandserfahrungen sind nur bedingt möglich.
Business Schools versuchen, einen anderen Weg zu gehen: Praktika im In- und Ausland kombiniert mit Studienmöglichkeiten an ausländischen Partnerhochschulen. Die höchste Effizienz allerdings bieten in den Unterricht integrierte Business-Projekte.
Semesterbegleitende Projekte dienen zwar dem Verständnis von Projektmanagement und Team- und Gruppendynamiken; den Projektinhalt in die Vorlesung zu integrieren und damit die Theorie direkt mit kürzlich Erlebtem zu verknüpfen stellt allerdings den größtmöglichen Lerneffekt dar.
Ein Beispiel ist der an der Munich Business School angebotene Kurs „International Leadership und Human Ressource Management“, den die Studierenden des 6. Semesters im Studienprogramm Bachelor International Business als Schwerpunkt wählen können. Im Rahmen des Kurses werden Firmen wie BMW, Continental, EY, Linde, Procemos, Roland Berger und Sixt von den Studierenden beraten und bekommen konkrete Handlungsempfehlungen.
Gehen Sie ruhig auf die Website dieser Unternehmen. Sie werden dort zum Teil Innovationen wiederfinden, die direkt von den Studierenden der letzten drei Jahre erarbeitet wurden. Aber nicht nur die „Big Shots“, sondern auch KMUs (kleine mittelständische Unternehmen) oder Start-ups stehen auf der Beratungsliste der Studierenden.
Die Teams bestehen in der Regel aus 2 bis 3 Studenten; so können sie effizient und kommunikativ optimal arbeiten, auch mit dem Kunden. Die von den Kunden beauftragten Themen werden im Unterricht im Plenum mit den anderen Studierenden und mir als Betreuer diskutiert. Der Input aus dem Seminar und das Feedback der Präsenzveranstaltung werden unverzüglich aufgenommen, verarbeitet und dem Kunden vorgetragen, falls notwendig in Interimspräsentationen.
Neben der Verantwortung der Studierenden für ein Thema unterscheidet sich die Arbeit wesentlich von herkömmlicher Gruppenarbeit, da die Studierenden wirklich etwas Reales bearbeiten, das auch einen Mehrwert für die Firma schafft.
Im Leadership- und HRM-Bereich ist der Kontakt zu Personalfunktionsvertretern, aber auch Line-Managern, natürlich auch direkt karrierezuträglich. Die „Arbeitsmappe“ wird durch die schlichte Mitarbeit gegeben, der Kontakt in die Firmen ist sofort hergestellt. Nicht immer ist es ein „Shortcut“, um das Bewerbungsverfahren zu umgehen – manchmal aber allein dadurch, dass man durch „Namedropping“ im Anschreiben die Personalabteilung auf den Firmenvertreter hinweist, der an einem Business Projekt teilgenommen hat. Umso interessanter ist es für die Studierenden, nicht nur Kontakt zu Employer-Branding- und Hochschulmarketing-Vertretern zu haben, sondern eben auch zum Senior Management und der Geschäftsführung.
Mintzberg würde sagen: Ja, die jungen Menschen sind gut für das Arbeitsleben vorbereitet, sie waren schon Bestandteil des Arbeitslebens: Sie sind Bachelors and Managers!
[1] Albrecht, A. (2015), Fit for Job: New Employability. Munich Business School, Prof. Dr. Arnd Albrecht, 27. Juli 2015, https://www.munich-business-school.de/insights/2015/fit-for-job-new-employability-2/
[2] Mintzberg, H. (2004), Managers Not MBAs: A Hard Look at the Soft Practice of Managing and Management Development, Berrett-Koehler Publishers
Alle Fotos © Arnd Albrecht