MBS Insights: Welche Schlüsselfähigkeiten zeichnen einen Digital Leader oder eine Führungskraft von heute bzw. morgen aus?
Ellen Schmid: Das ist eine der zentralen Fragen, zu der noch viel Unsicherheit herrscht und es in der Forschung noch keine abschließenden Antworten gibt. Wir haben deshalb zahlreiche Interviews mit Führungskräften und Personalentscheider*innen geführt und sie gefragt, was sie für wichtig halten. Eine zentrale Anforderung scheint es zu sein, Organisationsstrukturen aufzubrechen. Für Führungskräfte wird es immer wichtiger, in Netzwerken zu denken, sich untereinander auszutauschen, aus starren Hierarchien auszubrechen und alte Denkmuster zu hinterfragen. Ebenfalls müssen Führungskräfte mehr als zuvor eine inspirierende Vision für das Unternehmen entwickeln. Bestenfalls entsteht dadurch ein Wir-Gefühl in der Belegschaft und den Mitarbeitenden wird das Gefühl vermittelt, am Erreichen eines wichtigen Ziels mitzuwirken. Gleichzeitig wird es immer wichtiger, dass Führungskräfte auf den einzelnen Mitarbeitenden und dessen Individualität eingehen und jedem das Gefühl von Wichtigkeit vermitteln.
Gabriele Müller: Schlüsselqualifikation für Digital Leader sind meiner Meinung nach Hilfe bei Eskalation, Rollenklärung, Vertrauensaufbau , Perspektivenwechsel sowie der Umgang mit Nähe und Distanz im Homeoffice. Darüber hinaus sind die motivierende und abwechslungsreiche Gestaltung von Team-Meetings und die Gestaltung eines offenen, effizienten und kontinuierlichen Kommunikationsprozess wichtige Kernkompetenzen einer Führungskraft von morgen.
Dafür braucht es Selbstfürsorge, ins Fühlen kommen und Achtsamkeit, um neue Perspektiven und Lösungsansätze zu generieren. Es sollten alle Potenziale der Beschäftigten erkannt und optimal ausgeschöpft werden, um die Mitarbeiter*innen dorthin zu führen, dass sie das Beste aus sich herausholen können.
Sven Zimmermann: Aus meiner Sicht wandelt sich die Führungskraft in einen Menschen, der versteht und möglich macht. Das bedeutet, dass sich in einer immer digitaler werdenden Welt der Fokus interessanterweise hin zu menschlichen und empathischen Aspekten entwickelt. Die Schlüsselqualifikationen des Digital Leaders sollten in Zukunft den Schwerpunkt auf die weichen Faktoren setzen, weil Inhalte in den Vordergrund rücken und starre Prozesse somit ein „Übel“ aus der alten Welt sind und sich immer mehr und immer wieder anpassen müssen.
Digital Leader sind in der heutigen Zeit Potenzialentwickler*innen. Sie sind für die Bereitstellung der Ressourcen zuständig und müssen den Mitarbeitenden Entscheidungsfreiheiten einräumen. Als Teil des Teams dienen sie als Impulsgebende und Orientierungshilfe und geben Verantwortung ab. Dabei sind sie vertrauensvoll, offen und ehrlich. Die wichtigste Schlüsselfähigkeit einer vorbildlichen Führungskraft ist daher das authentische Führen von Gesprächen mit den Mitarbeitenden.
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