Benachteiligten Kindern das Gefühl einer besinnlichen Weihnachtszeit vermitteln – das war die Idee hinter dem Sozialprojekt der Bachelorstudierenden Mark Rupp, Lucas Reischl, Amelie Schefold und Felicitas Gräfin von Bentzel. Mit einer Kampagne sammelten sie Spenden und kauften von den Einnahmen Geschenke für zwanzig Kinder eines Ulmer Kinderheims, die sie zum Nikolaustag übergaben. Wie den MBS-Studierenden die Idee zu diesem Projekt kam und wie sie ihre Arbeit strukturiert haben, erzählen sie im Interview.
Das Sozialprojekt ist ein integraler Bestandsteil des Bachelors International Business an der Munich Business School. Über einen Zeitraum von zwei Semestern arbeiten die Studierenden in Gruppen an einem gemeinnützigen Projekt in Zusammenarbeit mit einer Organisation. Das Projekt kann einen sozialen, integrativen, internationalen oder pädagogischen Zweck verfolgen.
Wie seid ihr auf die Idee für euer Sozialprojekt gekommen und wie kam der Kontakt zu dem Kinderheim in Ulm zustande?
Lucas Reischl: Beim Brainstorming, was wir für unser Sozialprojekt machen wollten, haben wir versucht, uns auf Themen zu konzentrieren, die wir persönlich für wichtig halten. Wir sind in sehr privilegierte Verhältnisse hineingeboren und waren uns bewusst, dass dies nicht selbstverständlich ist. Wenn wir an Weihnachten denken, stellen sich die meisten von uns einen prächtig geschmückten Weihnachtsbaum vor, der mit einer unvorstellbaren Menge an Geschenken bestückt und von der Familie umgeben ist. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, dass dieses Bild des Weihnachtsabends nicht überall auf der Welt selbstverständlich ist, auch in Deutschland nicht. So kamen wir auf die Idee, dass wir versuchen könnten, Kindern, die nicht in die idealsten Verhältnisse hineingeboren wurden, etwas Glück in Form eines schönen Weihnachtsfests zu schenken.
Mark Rupp: Wir versuchten, mit mehreren Kinderheimen in München in Kontakt zu treten, aber aufgrund der Weihnachtszeit hatten alle bereits genug Unterstützung von Organisationen, die etwas Ähnliches tun. Unser Gruppenmitglied Amelie meinte dann, dass es ein Kinderheim in Ulm gibt, mit dem wir Kontakt aufnehmen könnten. Genau das taten wir auch, aber ähnlich wie die Kinderheime in München erhielt auch das Kinderheim „guterhirte“ in Ulm schon genug Unterstützung für Weihnachten.
Wir gingen einen Kompromiss ein und beschlossen, kleine Geschenke für den Nikolaustag am 6. Dezember zu organisieren! Das war für uns perfekt, da jede*r von uns eine besondere Art der Erinnerung an das Nikolausfest hatte und wir hofften, den Kindern in Ulm ein ähnlich schönes Erlebnis bereiten zu können. Vor allem als Kind hatte dieser Tag einen besonderen Platz in jedem unserer Herzen. Nikolaus war etwas, worauf man sich freuen konnte, während man einen Monat lang auf Heiligabend wartete.
Um die Geschenke für die Kinder zu finanzieren, habt ihr eine Fundraising-Kampagne aufgesetzt. Wie habt ihr den zu erreichenden Zielbetrag vorab kalkuliert? Wie habt ihr anschließend auf eure Kampagne aufmerksam gemacht und die Leute zum Unterstützen animiert? Konntet ihr schlussendlich euer Finanzierungsziel erreichen?
Felicitas Gräfin von Bentzel: Bei der Berechnung des Betrags, den wir für das Projekt aufbringen mussten, kamen wir auf ein angemessenes Budget von 32 Euro pro Kind, einschließlich der Geschenke, Süßigkeiten und der Verpackung. Wir erstellten eine gofundme-Website, auf der wir unsere Familienangehörigen, Kommiliton*innen und Freunde ermutigten, einen kleinen Beitrag für unser Projekt zu spenden. Wir erreichten viele Menschen über unsere Social-Media-Plattformen wie Instagram oder WhatsApp und bauten uns dadurch eine große Reichweite auf. Wir haben sogar einen gesonderten Instagram-Account mit dem Namen „puttingvaluesintoactions“ eingerichtet, auf dem diejenigen, die gespendet hatten oder an dem Projekt interessiert waren, die Ereignisse rund um das Projekt verfolgen konnten.
Am Ende hatten wir das Glück, unser Spendenziel von insgesamt 640 Euro zu erreichen, wodurch es möglich war, Nikolausgeschenke für die 20 Kinder im Kinderheim „guterhirter“ zu kaufen.
Wie habt ihr die Arbeit im Vierer-Team strukturiert? Gab es verschiedene Zuständigkeitsbereiche und wie seid ihr bei der Projektplanung und -umsetzung generell vorgegangen?
Amelie Schefold: Als Vierer-Gruppe dachten wir, dass es am effizientesten wäre, eine Kontaktperson zu wählen, um die Kommunikation mit dem Kinderheim zu erleichtern. Wir wählten mich für diese Rolle, da ich Familie in Ulm habe. Ansonsten, wenn es darum ging, Spenden zu sammeln und zu organisieren und welche Geschenke für jedes Kind gekauft werden mussten, haben wir das gemeinsam als Gruppe gemacht. Warum? Ganz einfach: Weil es uns Spaß gemacht hat, das Projekt gemeinsam durchzuführen, und wir den etwas weniger Privilegierten zusammen etwas zurückgeben wollten.
Das Kinderheim gab uns eine Zeitspanne vor, in der alles organisiert werden sollte.
Um Zeit zu sparen und tatsächlich Geschenke zu besorgen, die den Wünschen der Kinder entsprachen, entwarfen wir eine Wunschliste, auf der jedes Kind seine eigenen Vorlieben eintragen konnte, wie z.B. Barbies, Fußbälle, Brettspiele, Puppen etc. Nach drei Tagen hatten alle Kinder den Wunschzettel ausgefüllt und an uns zurückgeschickt, sodass wir nach einer Woche des Spendensammelns losgingen, die Geschenke kauften und sie anschließend selbst verpackten. Am Nikolauswochenende fuhren wir nach Ulm, um die Geschenke im Kinderheim abzuliefern. Leider hatte uns das Kinderheim aufgrund der Coronapandemie gebeten, uns nicht an der Verteilung der Geschenke an die Kinder zu beteiligen. Verständlicherweise kamen wir dieser Bitte nach und übergaben die Geschenktüten an die Betreuerinnen.
Wie war es am Ende die Geschenke beim Kinderheim abzugeben und „Nikolaus“ zu spielen? War es eure erste gemeinnützige Erfahrung? Habt ihr ein Feedback von der Einrichtung erhalten, wie die Geschenke am Nikolaustag bei den Kindern ankamen?
Lucas Reischl: Trotz der Tatsache, dass das Projekt für uns als Gruppe ebenfalls eine völlig neue Erfahrung darstellte, war das Feedback durchweg positiv. Kurz nach der Übergabe der Geschenke an die Kinder erhielten wir eine E-Mail unserer Kontaktperson, der ehemaligen Leiterin des Kinderheims Elke Klie, in welcher sie uns mitteilte: „Ich habe schon einige Jahre Erfahrungen mit Spenden, doch ihre Gruppe hat das prima gemacht. Sie waren informativ, die Regeln waren klar, sie haben sich an Absprachen gehalten und sind auf unsere Bedürfnisse eingegangen. Ich habe viel Engagement und Einfühlung gespürt. So einen tollen Wunschzettel haben wir noch nie bekommen.”
Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Zu sehen, dass das Herzblut und die Energie, die wir in dieses Projekt gesteckt haben, auch bei den eigentlichen Empfänger*innen ankam, ist natürlich großartig. Das Projekt half uns, besser zu verstehen, warum Unternehmen eine solche Verantwortung tragen, und zu erkennen, dass diese nicht als Zwang wahrgenommen, sondern aus freien Stücken und mit Freude ausgefüllt werden sollte.
Ein Blick in die Zukunft: Wie hat euch persönlich die Arbeit am Sozialprojekt vorangebracht? Was ist eurer Meinung nach das Besondere am Sozialprojekt der MBS?
Felicitas Gräfin von Bentzel: Retrospektiv betrachtet hat das Projekt nicht nur den ganzen Studiengang abwechslungsreicher gestaltet, vielmehr bot es uns Studierenden die Möglichkeit, die andere Seite eines BWL-Studiums zu erkunden, unseren Horizont zu erweitern sowie über uns selbst zu reflektieren.
Wir persönlich begrüßen diese Art von Studienangebot an der MBS in jeglicher Art und Weise, da es uns einmal mehr die Verantwortung der Unternehmen und unser aller gegenüber der Gesellschaft vor Augen führt.
Mark Rupp: Dass das Sozialprojekt im ersten Semester stattfand, zeigte uns, welches Potenzial in jeder und jedem Einzelnen von uns schlummert. Selbst wir als Studierende waren mit nur wenig Mitteln im Stande, in so kurzer Zeit ein Projekt auf die Beine zu stellen, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben und Menschen eine kleine Freude zu schenken.
All die Erfahrungen, welche wir im Zuge dieses Projektes sammeln durften, halfen uns zu verstehen, was es für die menschliche Entwicklung unserer Selbst bedarf und was es heißt seine Werte in Taten zu verwandeln.