Interview mit Jörg Kottmeier, Leiter des Editorial Hubs bei BMW und Dozent im Masterstudiengang Sports Business and Communications

Portrait of Jörg Kottmeier. lecturer at Munich Business School

Der Masterstudiengang Sports Business and Communication (SBC) an der Munich Business School (MBS) zeichnet sich durch die Vielzahl an Dozierenden aus, die direkt aus der Praxis kommen und den Studierenden wichtige Kompetenzen für den Einstieg ins Sportbusiness vermitteln. Zu ihnen gehört auch Jörg Kottmeier, der seit 2018 den Editorial Hub bei BMW leitet und für die weltweite PR-Kommunikation zuständig ist. Im Interview mit Studiengangsleiter Prof. Dr. David Wagner gibt Jörg Kottmeier Einblicke in seine Lehrtätigkeit an der MBS.


Prof. Dr. David Wagner, Studiengangsleiter des SBC-Studiengangs: Lieber Herr Kottmeier, können Sie sich bitte kurz vorstellen? Was verbindet Sie mit der Sportwelt? Was sind wichtige berufliche Stationen? Was sind Ihre aktuellen Aufgabenfelder?

Jörg Kottmeier: Nach einer kaufmännischen Ausbildung bei der Bertelsmann AG und einem Volontariat beim Mindener Tageblatt habe ich ein Studium der Diplom-Journalistik (Nebenfächer Politik, Soziologie; Spezialfach Sport) in München absolviert. Seit meinem 17. Lebensjahr habe ich als freier Mitarbeiter im Sport Berichte verfasst und fotografiert – zunächst beim Mindener Tageblatt, dann beim Münchner Merkur und anderen Publikationen. Nach acht Jahren bei der Sport-Nachrichten-Agentur SID (Sport-Informations-Dienst) von 1994 bis 2002 bin ich in die Sportkommunikation bei der BMW AG gewechselt und war für die PR-Kommunikation sämtlicher BMW -Sportengagements zuständig. Seit 2018 leite ich den Editorial Hub bei der BMW Group, eine Art Media House für die weltweite PR-Kommunikation.
Sport war und ist ein wichtiger Bestandteil meines (Berufs-)Lebens. Ob bei Fußballspielen der Kreisklasse oder bei Fußball-Weltmeisterschaften , ob beim Sportfest des TuS Minderheide oder bei den Olympischen Spielen in Atlanta und Sydney – als Journalist hat es mich ebenso durch die (Sport-)Welt getrieben wie als Pressesprecher auf der anderen Seite des kommunikativen Vorhangs: Für BMW durfte ich in verantwortlicher Position jahrelang Formel-1-Rennen begleiten, den Ryder Cup, den America’s Cup, den BMW Marathon und vieles mehr. Nebenbei versuche ich, mich auch selbst noch fit zu halten. Früher beim Basketball, heute auf dem Fahrrad oder im Fitnessstudio.

Prof. Dr. David Wagner: Welchen Kurs im Master Sports Business and Communication unterrichten Sie?

Jörg Kottmeier: Ich unterrichte an der MBS seit einigen Jahren das Fach Unternehmenskommunikation und Public Relations.

Prof. Dr. David Wagner: Auf welchen Inhalten liegt der Fokus in diesem Kurs? Warum ist dieser Kurs für eine Karriere im Sport Business wichtig?

Jörg Kottmeier: Es geht darum, einen Einblick in die Praxis der Sportkommunikation zu bekommen. Und zwar von beiden Seiten: aus der Perspektive des*der Nachrichtenagenturjournalist*in genauso wie aus der Perspektive des*der Unternehmenskommunikator*in. Als gelernter Journalist kann ich sehr viel praktische Erfahrung von beiden Seiten des Vorhangs aufweisen und diese mit etwas Theorie garnieren. Schwerpunkt des Kurses ist ganz klar die Praxis.
Es gibt viele Möglichkeiten, im Sportbusiness Fuß zu fassen. Wer beruflich in die Kommunikation einsteigen will, der ist in diesem Kurs gut aufgehoben.

Prof. Dr. David Wagner: Was ist Ihre Lieblingskomponente im Kurs, zum Beispiel eine bestimmte Fallstudie, eine Übung, eine Exkursion?

Jörg Kottmeier: Praktische Übungen aller Art – das kommt der Realität am nächsten. Am liebsten unter Zeitdruck zu einem bestimmten Sportthema. Wenn es das Timing erlaubt, besuchen wir im Kurs ein Sportevent und berichten im Agenturstil direkt von der Veranstaltung – bestenfalls, bevor diese beendet ist. Eben genauso, wie es bei einer Sportnachrichtenagentur tagtäglich läuft. Auf gute Resonanz sind bisher auch weitere Schreibübungen im Kurs gestoßen. Sei es aus der Perspektive von Journalist*innen oder aus Sicht der Unternehmenskommunikation. Die Nachrichten oder Pressemeldungen werden anschließend ausgiebig besprochen.

Prof. Dr. David Wagner: Wie verbinden Sie persönlich Wissenschaft und Praxis bzw. wie wichtig ist Ihnen diese Verbindung?

Jörg Kottmeier: Mir ist dieses Wechselspiel extrem wichtig. Theorie muss sein, aber nur mit Theorie kommt man in der Praxis nicht weit. Als Journalistikstudent habe ich viel (zu viel) Theorie ertragen müssen und mich immer sehr über die praktischen Übungen gefreut, weil sie realitätsnah und interaktiv waren und weil (zumeist) Profis aus ihrem Praxisalltag berichtet haben. Ich gehe davon aus, dass die Kursteilnehmer*innen auch heute eine spannende Story einer 20-seitigen Powerpoint-Präsentation oder einem Theorie-Lehrbuch vorziehen.

Prof. Dr. David Wagner: Was ist Ihrer Einschätzung nach das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere an dem SBC-Studiengang und der Munich Business School?

Jörg Kottmeier: Die Studierenden haben meist einen breiteren Scope, weil sie schon ein Studium absolviert oder beruflich engagiert waren. Dieser Blick über den Tellerrand hinaus ist gerade im Medienbereich sehr wichtig. Außerdem gelingt es der MBS, interessante Dozent*innen an Land zu ziehen, die hoffentlich einen besonderen Blick hinter die Kulissen ihres Metiers bieten.

Prof. Dr. David Wagner: Welche Vorteile haben SBC-Absolventen Ihrer Ansicht nach bei Bewerbungen und Anstellungen im Sportbereich?

Jörg Kottmeier: Dank der vielen Dozierenden aus allen Blickwinkeln des Sportbusiness erhalten die Absolvent*innen der MBS einen fundierten und breiten Einblick in die Materie. Zudem können sie sich im Studium spezialisieren und sich Schwerpunkte herauspicken. All dies sollte ihnen helfen, sich zu fokussieren, im Berufsleben schnell Fuß zu fassen und dann durchzustarten.

Prof. Dr. David Wagner: Welchen Veränderungen wird die Sportbranche Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren unterliegen?

Jörg Kottmeier: Das ist eine sehr komplexe Frage. Versuchen wir eine kurze Antwort: Die Digitalisierung wird bei allen Prozesspartnern für Veränderungen sorgen (müssen). Darüber hinaus könnte Corona zu einem (Brand-)Beschleuniger der Transformation werden. Ich fürchte: Weniger Redakteur*innen werden mit weniger Budget mehr Themen kommunizieren müssen – und das zielgruppenspezifischer über alle Kanäle hinweg. Echte Breaking News haben heutzutage nur noch eine sehr, sehr kurze Halbwertzeit. Richtiges Storytelling wird wichtiger denn je. Kurzum: Die Branche ist im Umbruch.

Prof. Dr. David Wagner: Was war das bisherige Highlight in Ihrer Zeit als Dozent an der Munich Business School?

Jörg Kottmeier: Es gab da einmal eine Anreise aus dem Münchner Norden zur MBS, die hat fast zwei Stunden gedauert und mich unendlich viel Nerven gekostet. Normal sind 15 bis 20 Minuten Anfahrtszeit. An jenem Tag war alles anders: Überall war Stau, nichts ging mehr und alle Nebenstraßen waren dicht. Irgendwann bin ich dann doch noch auf den Hof gerollt und wir konnten mit dem Kurs endlich loslegen. Immerhin: Alle haben gewartet, niemand ist abgehauen.


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