Heike Anne Dietzel unterrichtet an der Munich Business School im Bachelor International Business „Presentation Skills“. Welche Auswirkungen die Umstellung auf Online-Lehre auf ihren Kurs hatte, erzählt sie im Interview.
MBS Marketing: Als Mitte März verkündet wurde, dass die Lehrveranstaltungen der MBS auf den Online-Betrieb umgestellt werden, wie war das für Sie? Hatten Sie vorab bereits Erfahrungen im online Unterrichten?
Heike Anne Dietzel: Es war eine gute Nachricht, denn damit wusste ich, dass meine Arbeit an der MBS und mein Kurs weiter stattfinden würde. Die MBS war die erste Hochschule, die ihren Vorlesungsbetrieb auf online umgestellt hat. Ich habe mich gefreut und mich gleichzeitig auch gefragt, wie ich das Thema „Presentation Skills“ online gut anbieten kann. Ich gebe schon seit mehreren Jahren Webinare, die meisten Formate laufen über ein bis zwei Stunden. Mein MBS-Kurs ist komplexer und beinhaltet drei- bis vierstündige Sessions. Da habe ich mich schon gefragt, wie ich die Aufmerksamkeit und die Motivation der Studierenden über die lange Zeit hochhalten kann.
MBS Marketing: Sie unterrichten Präsentationstechniken an der MBS. Präsentieren zu können, ist nicht nur bei Präsenzveranstaltungen eine wichtige Fähigkeit, sondern auch im Online-Setting von hoher Relevanz. Welchen Effekt hatte die Umstellung auf Online-Lehre auf Ihren Kurs?
Heike Anne Dietzel: Sie sprechen genau das Argument an, mit dem ich die Studierenden für das neue Online-Format gewinnen wollte. Ich bin überzeugt, dass unser Berufsleben in Zukunft von vielen Online-Meetings, Online-Präsentationen und Online-Trainings geprägt sein wird. Die Umstellung auf das Online-Format hat uns alle in eine Situation „geworfen“, die wir so noch nicht kannten: auf der ganzen Welt verstreut und „nur“ über einen Bildschirm miteinander verbunden. Jedoch empfinde ich gerade das im Kern als wertvolle Herausforderung, die uns ja im Leben immer wieder begegnet: Etwas ändert sich, wir müssen uns neu einstellen, Neues lernen und sind gefordert, unser Verhalten zu ändern bzw. anzupassen. Gerade in solchen Situationen lernen wir oft Wichtiges dazu. Aus Sicht der Studierenden die Kompetenz, auch online überzeugend zu präsentieren. Aus meiner Sicht die Fähigkeit, online motivierende Vorlesungen zu halten. Ich betrachte dies als wertvolle Erfahrung und Gewinn!
MBS Marketing: Sind Ihnen im Online-Setting auch Herausforderungen begegnet?
Heike Anne Dietzel: Ja, natürlich. Ganz konkret habe ich gesehen, dass ich neue Wege gehen muss, um die Studierenden erst einmal zu sehen. Statt gemeinsam in einem Raum zu sein, habe ich sie nicht gesehen, weil viele ihre Kameras nicht aktiviert hatten. Dann waren die Studierenden auf der ganzen Welt verteilt, d.h. es war viel schwieriger, ein Gemeinschaftsgefühl und die Konzentration auf einen Vortragenden und ein Thema zu kreieren. Wenn man gemeinsam in einem Vorlesungssaal sitzt, hat man körpersprachlich viel größere Möglichkeiten, um Nähe zu erzeugen.
Zudem waren alle sehr mit der Situation rund um das Coronavirus beschäftigt. Es war um einiges schwieriger, sie für das Thema „Präsentation“ zu interessieren.
Am Anfang gab es natürlich auch ein paar technische Probleme mit dem Tool, die sich dann aber recht schnell mit der Übung lösten.
MBS Marketing: Welche Best Practices nehmen Sie aus der Erfahrung, online zu unterrichten, mit?
Heike Anne Dietzel: Aus der Erfahrung im März und April nehme ich einiges in Bezug auf die kritischen Faktoren für Online-Sessions mit: Das Thema „Corona“ war und ist ein starker „Konkurrent“ in Bezug auf Aufmerksamkeit. Ich habe in der ersten Session gemerkt, dass ich am besten nicht dagegen ankämpfe, sondern der aktuellen Situation Rechnung trage. Wir sind alle gerade sehr gefordert und mehr oder weniger gestresst. Ich habe entschieden, am Anfang jeder Session Zeit und Raum zu geben, wie es allen geht, und die Studierenden persönlich mit Namen angesprochen. Das hat sehr geholfen, denn es hat sich mit dem Teilen der aktuellen Erfahrungen sehr schnell ein gemeinschaftliches Gefühl entwickelt. Dieser neue Beginn hat auch geholfen, dass wir uns danach besser auf das eigentliche Thema der Vorlesung konzentrieren konnten.
Das Problem der Sichtbarkeit und der ein- bzw. ausgeschalteten Videokameras habe ich (fast ganz) lösen können, indem ich die einzelnen Studierenden persönlich und mit einer Brise Humor angesprochen habe: „Hey, Maria, where are you? Munich is calling you..I would like to see you! What’s going on in Moscow?“. Das hat alle sehr interessiert und es war für alle wertvoll zu sehen, wie es in einer Küche in Moskau oder einem Wohnzimmer in Neu-Delhi aussieht.
Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich mehr Zeit in interaktive Elemente mit direktem Austausch mit den Studierenden investiert habe. Das waren zum Beispiel auch die Live-Präsentationen mit Feedback, Fragen und Diskussionen, die bewirkt haben, dass sich die Studierenden aktiv am Online-Geschehen beteiligten.
Ebenso hat es sich aus meiner Erfahrung positiv ausgewirkt, meinen eigenen neuen didaktischen Ideen Raum zu geben und damit zu experimentieren. Es gibt – denke ich – immer einen ganz eigenen, persönlichen Weg als Dozent, der sich vielleicht gerade in dieser besonderen Zeit zeigen mag.
Vielen Dank für das nette Interview und die Einblicke in Ihren Online-Unterricht!