Yanina Tykholoz, MBA-Studentin an der Munich Business School, untersucht in ihrer Abschlussarbeit den Einsatz von Enterprise Social Software durch Consultants. Yanina Tykholoz wird einige Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit, die von Professor David Wagner (Munich Business School) und Professor Alexander Richter (Wellington School of Business and Government) betreut wurde, auf der GeNeMe-Konferenz 2020 vom 7. bis 9. Oktober 2020 in Dresden vorstellen. Im Blogbeitrag geben die drei Wissenschaftler*innen einen näheren Einblick in die Thematik.
Die Popularität öffentlicher Social-Media-Plattformen hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass eine wachsende Zahl von Unternehmen Enterprise Social Software (ESS) zu implementieren. ESS kann als Online-Anwendungen verstanden werden, die in Geschäftskontexten eingesetzt werden, um Kommunikation, Zusammenarbeit und Informationsaustausch zu fördern, was beispielsweise besonders für Berater*innen relevant ist. Einige prominente Beispiele für ESS-Anwendungen sind Microsoft Teams, Yammer, SharePoint, Confluence, Slack usw.
Trotz ihres wachsenden Einflusses und der verschiedenen Vorteile bringt die ESS auch eine Reihe an Herausforderungen mit sich. Eine große Schwierigkeit besteht darin, dass den Mitarbeiter*innen oft eine klare Richtung und Anleitung zur Nutzung dieser Technologie fehlt. Dadurch dass es keine vorgeschriebenen Anwendungsmuster gibt, (ein Merkmal, das Forscher als „Formbarkeit“ bezeichnen) erfordert die Nutzung von ESS eine individuelle Entscheidungsfindung und Reflexion über mögliche nutzbringende Anwendungen.
Um typische Verfahrensweisen von Unternehmensberater*innen in einer beispielhaften Organisation zu untersuchen, führte Yanina Interviews mit Consultants durch, die ESS häufig in ihrer täglichen Arbeit nutzen. Als Ergebnis wurden sechs Anwendungsfälle aus den Interviews identifiziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Berater*innen in der Lage sind, ESS in einer Weise einzusetzen, die speziell auf ihre Arbeitsanforderungen zugeschnitten ist.
So liegt zum Beispiel die raison d’être von Beratungsunternehmen in ihrem Humankapital, d.h. dem Wissen der Mitarbeiter*innen. Um Lösungen für das Problem eines Kunden zu liefern, müssen Consultants gemeinsame Wissensräume nutzen und auf diese Weise das unternehmensweite Know-how-Niveau steigern. Das folgende Zitat veranschaulicht, wie Berater*innen ESS nutzen, um diese Wissensvermittlung zu optimieren: “ Von 2006 bis 2018, würde ich sagen, wurden viele Dinge traditionell über Outlook oder über einen E-Mail-Client erledigt. Das heißt, die Informationen lagen in den lokalen Mailboxen. Zum ersten Mal überhaupt habe ich nun die Möglichkeit, die Informationen mit anderen Personen über ESS zu teilen. Dieses Aufbrechen von Wissenssilos, das die projektübergreifende Projektarbeit überhaupt erst möglich macht, ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Punkt, den viele Menschen noch nicht erkannt haben“.
Die Ergebnisse des Projekts geben Aufschluss darüber, wie Berater*innen von der Formbarkeit von ESS profitieren und die Software auf ihre berufsspezifischen Anforderungen zuschneiden (in dem genannten Beispiel die Praxis der Nutzung gemeinsamer Wissensräume). Auf diese Weise erweitern die Forscher*innen das Set bekannter ESS-Anwendungsfälle, führen neue ein und geben damit Hinweise auf mögliche Anwendungsfelder zur Unterstützung einer erfolgreichen ESS-Aneignung. Darüber hinaus zeigen die Wissenschaftler*innen aus der Praxisperspektive, dass ESS nicht einfach ein bloßes Konstrukt ist, sondern vielmehr ein Werkzeug, das innerhalb spezifischer Branchenpraktiken umgesetzt wird, wodurch es wiederum zur Digitalisierung der Beratung (Praxis) selbst beiträgt.
Um mehr über dieses Forschungsprojekt und weitere ESS-Anwendungsfälle zu erfahren, sind Sie herzliche eingeladen, an der Online-Präsentation auf der GeNeMe-Konferenz am 9. Oktober 2020 von 11:05 bis 11:25 Uhr teilzunehmen. Hier können Sie sich für die Konferenz anmelden. Das vollständige Papier wird im Anschluss an die Konferenz als Teil des Konferenzbandes veröffentlicht.