Der Aufbau und die Pflege von Communitys durch Organisationen, kurz Community Management, hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung gewonnen. Sie gehören vielerorts zu einem der zentralen Pfeiler digitaler Transformationsinitiativen und dienen als wichtiges Alleinstellungsmerkmal von Organisationen. Die Praktiker*innen der Disziplin bündeln ihre Expertise weltweit durch professionelle Interessenvertretungen, zwischen denen es bisher allerdings nur wenig Austausch gab. Im Rahmen der jährlich stattfindenden GeNeMe-Konferenz (Gemeinschaften in Neuen Medien) lud MBS-Professor Dr. David Wagner am 7. Oktober Führungspersönlichkeiten aus dem internationalen Community-Umfeld zu einem Expert*innen-Panel ein, bei dem es um einen Austausch rund um die Ziele, die Aktivitäten und das Wirken von fünf einschlägigen Community-Organisationen ging.
Jono Bacon, ein Community-Veteran aus der Technologiebranche, titelte kürzlich in einem Beitrag für das Harvard Business Review: „When Community Becomes Your Competitive Advantage“ und setzte damit ein klares Zeichen für die wachsende Bedeutung der Disziplin. Aber wie kann man als Unternehmen diese Kompetenz entwickeln? Was gehört dazu? Und wer hilft dabei? Es gibt international eine Reihe von professionellen Organisationen, die sich dem Community Management verschrieben haben und Unterstützungsleistungen anbieten. Fünf Schlüsselakteure standen für das GeNeMe-Panel Rede und Antwort.
Die virtuellen Gäste waren aus Deutschland, den Niederlanden, den USA sowie aus Australien zugeschaltet: Tanja Laub, Vorsitzende des Bundesverbands Community Management (BVCM), Kirsten Wagenaar, Mitbegründerin und Geschäftsführerin der niederländischen Community-Management-Agentur Bind; David Spinks, Gründer des Netzwerks für Community Professionals CMX und Buchautor (The Business of Belonging); Rachel Happe, Gründerin von The Community Roundtable und jüngst von Engaged Organizations, sowie Venessa Paech, Mitbegründerin der Australian Community Managers und Doktorandin an der University of Sydney.
Allen fünf Community Professionals ist gemein, dass sie die Disziplin des Community Managements weiterentwickeln und professionalisieren sowie verschiedenen Anspruchsgruppen in Wirtschaft und Politik über die Möglichkeiten und Herausforderungen des Community Managements aufklären möchten. Dabei bedienen sie sich unterschiedlicher Strategien und setzen mit den Aktivitäten ihrer Organisationen verschiedene Schwerpunkte.
The Community Roundtable hat in den letzten zehn Jahren beispielsweise jährlich einen detaillierten Branchenreport mit dem Titel The State of Community Management verfasst, der Investitionen und Programme verschiedener Organisationen genau evaluiert und Benchmarks entwickelt hat. Neben dem Report ging es Rachel Happe und ihren Kolleg*innen allerdings auch um den Aufbau eines engen Netzwerks zum Austausch und zur Entwicklung der beteiligten Organisationen. Im Gegensatz dazu liegt der Fokus von David Spinks und CMX stärker auf Live-Events zur Vernetzung von Community Professionals; der jährlich stattfindende CMX Summit ist die weltweit größte Community-Konferenz. Der Bundesverband Community Management e.V. wiederum vertritt die Interessen der Praktiker*innen in Wirtschaft und Politik, indem er Berufsbilder entwickelt, Studien durchführt und Zertifizierungen anbietet. Australian Community Managers bietet seinen Mitgliedern umfassendes Training, Mentoring und Coaching. Gleichzeitig berät das Kompetenzzentrum rund um Gründerin Venessa Paech auch regelmäßig die Regierung, Forscher*innen und andere Spitzengremien, etwa bei der Entwicklung von Australiens Online Safety Act. Als Community-Management-Agentur steht bei Bind die Beratung für alle Arten von Unternehmen und Organisationen im Vordergrund – sei es zur richtigen Community-Strategie, zur Auswahl und Implementierung der geeigneten Software oder zu Weiterbildungsmöglichkeiten.
Wie aber lässt sich nun der Fortschritt der Disziplin messen? Etwa an der Anzahl der Personen, die in Unternehmen konkret mit Community-Aktivitäten betraut sind, an gestiegenen Budgets für Community-Aktivitäten, der Größe von Community-Teams, der Verankerung des Bereichs innerhalb von Organisationen (z.B. als eigenständige Abteilung) oder der Integration des Community-Leitbildes in Mission und Vision von Unternehmen (Stichwort: Community-driven Organization).