2016 schrieb sich Judith Widauer für das berufsbegleitende Doktoratsprogramm Doctor of Business Administration (DBA) der Sheffield Hallam University ein, auf das die Munich Business School mit zwei Modulen gezielt vorbereitet, – fünf Jahre später hat sie den Doktortitel in der Tasche. Im Interview berichtet die Absolventin über ihre Motivation für die Promotion, gibt einen tieferen Einblick in ihre DBA-Reise sowie ihr Forschungsprojekt im Bereich Talent Management und teilt nützliche Tipps für zukünftige DBA-Studierende.
MBS Insights: Liebe Judith, zuallererst: Herzlichen Glückwunsch zur Promotion! Warum hast du dich für das DBA-Programm an der Sheffield Hallam University und der Munich Business School entschieden?
Dr. Judith Widauer: Ich hatte dieses DBA-Programm schon eine Weile auf verschiedenen Kanälen verfolgt. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Freude am Schreiben habe und mich persönlich sowie beruflich weiterentwickeln wollte. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass der Lehrplan eine durchdachte Kombination aus festen Elementen und Flexibilität bot: Die Teilzeitstruktur des Programms sowie dessen Inhalte haben mein Interesse geweckt.
MBS Insights: Wie verlief deine DBA-Reise? Was waren wichtige Meilensteine?
Dr. Judith Widauer: Eine Reise ist eine Bereicherung und jede Begegnung erweitert den Horizont. Der Vergleich des DBA mit einer Reise ist somit sehr passend! Der DBA war ein Hobby für mich und ich verbrachte gerne Zeit damit – es war „Zeit für mich“. Die Module sowie die Diskussionen und Begegnungen mit meinen Kommiliton*innen haben mich inspiriert – das möchte ich nicht missen! Die wichtigsten Meilensteine beziehen sich jedoch auf die Dissertation selbst: die Zulassung des Forschungsprojekts, die Analyse und Interpretation der Feldforschungsergebnisse – der Moment der Erleichterung beim Betrachten der Resultate, das Verfassen der Arbeit, die finale Abstimmung mit meinen Betreuerinnen und natürlich die mündliche Prüfung durch Expertinnen auf dem Gebiet.
MBS Insights: Wie bist du auf dein Forschungsthema gekommen? Und inwieweit hat es sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt?
Dr. Judith Widauer: Das war definitiv ein Prozess. Anfangs habe ich frühere Arbeiten in meinem Forschungsgebiet gelesen, um ein gutes Verständnis aufzubauen und Lücken in der bisherigen Forschung zu identifizieren. Im Laufe der Zeit habe ich jedoch erkannt, dass für mich ein persönlicher Bezug zur Forschung ein Schlüsselelement für den Erfolg ist. Das bedeutet, dass die Aufgabenstellung aus der Praxis, die ich schließlich untersuchte, neben dem Bedarf aus der Wissenschaft auch auf meinen eigenen Erfahrungen und Überlegungen am Arbeitsplatz basiert.
MBS Insights: Inwiefern war die Betreuung durch die MBS- und SHU-Professorinnen hilfreich für den Lernfortschritt?
Dr. Judith Widauer: Meine Betreuerinnen haben mich auf meinem Weg inspiriert, ermutigt und mir bei Bedarf praktische Tipps gegeben. Ich habe es als Vorteil wahrgenommen, Betreuerinnen aus verschiedenen Ländern und Universitäten zu haben, weil ich dadurch Einblicke in unterschiedliche Perspektiven erhielt. Ich habe unsere Gespräche sehr genossen und freue mich über unsere weitere Zusammenarbeit.
MBS Insights: Du bist im Laufe des DBA-Programms Mutter geworden und auch die Coronapandemie hat das Programm beeinflusst. Wie hast du den Spagat zwischen Arbeit, Familie und DBA geschafft?
Dr. Judith Widauer: Ich hatte einen festen Plan für den weiteren Verlauf der Promotion im Kopf, aber die Geburt unseres Babys hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Obwohl ich das Doktoratsstudium in den Alltag mit dem Baby integriert habe (indem ich z.B. Sprachnotizen bei Spaziergängen aufgenommen habe), stieß ich auf Herausforderungen, die mit der frühen Phase des Mutterseins einhergehen. Ich betrachtete den DBA nach wie vor als Hobby und „Zeit für mich“, aber das Leben wurde natürlich komplizierter, auch durch die Pandemie. Ich musste verschiedene Rollen, Bedürfnisse und Gefühle unter einen Hut bringen. Wie ich das geschafft habe? Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, aber ich weiß, dass ich meinem Mann und meiner Familie viel zu verdanken habe.
MBS Insights: Wie hat dich das DBA-Programm persönlich und beruflich weitergebracht? Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Dr. Judith Widauer: Während des DBA-Studiums habe ich überlegt, wie das Gelernte mein Verhalten im persönlichen und beruflichen Umfeld beeinflusst. „Reflective Practice“ ist somit ein Konzept, das ich auch am Arbeitsplatz anwende und das mir sehr hilft. Wie erwartet hat mir das Forschen und Schreiben auch sehr gut gefallen – das akademische Umfeld hat mich inspiriert und mir geholfen, als Person zu wachsen. Bezüglich der Zukunft freue ich mich auf das nächste Kapitel und werde das Gelernte sicherlich mitnehmen und anwenden.
MBS Insights: Und zum Abschluss – welche Tipps hast du für zukünftige DBA-Studierende?
Dr. Judith Widauer: Ich würde gerne vier praktische Tipps geben:
- Seid offen für die Gruppe: Diskutiert, reflektiert gemeinsam und unternehmt etwas zusammen. In unserer Kohorte hatten wir immer eine richtig gute Zeit und ich erinnere mich gerne an ein Skiwochenende nach einem Seminar in München.
- Macht einen Plan: Ich habe mir regelmäßig Pläne mit einem realistischen Zeithorizont von ungefähr eineinhalb Monaten gemacht – alle zwei Wochen oder so konnte ich Aufgaben abhaken, was natürlich schon an sich eine lohnende Erfahrung ist. Lustigerweise war ich fast überrascht, als sich dann das Ende der Promotion näherte, weil ich mich auf eher kurzfristige Ziele konzentriert hatte.
- Findet eure persönliche Quelle der Motivation: Neben dem „Pläneschmieden“ motivierte mich persönlich auch ein schriftliches Versprechen, dass ich ein Kapitel bis zu einem bestimmten Datum an meine Betreuerinnen senden würde. Aber das „Rezept“ hierfür kann für jede*n von uns anders aussehen.
- Macht bewusst etwas anderes als auf der Arbeit: Da ich im Bereich der Digitalisierung arbeite, war der „andere Weg“ für mich ein papierbasierter Ansatz – ich genoss es, ein nicht-digitales Forschungstagebuch für Notizen, erste Skizzen und meinen Zeitplan zu nutzen. Außerdem habe ich unterschiedliche Laptops für den DBA und meinen Job. Mit dem DBA als Hobby wollte ich den Unterschied zur Arbeit betonen – auch wenn dieser nur für mich sichtbar war.
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