In dieser Interviewserie stellen wir in regelmäßigen Abständen MBS-Dozierende vor, geben einen Einblick in ihre Forschungsprojekte und erläutern, wie Unternehmenspraxis und Studierende davon profitieren. Heute an der Reihe sind die aktuellen MBS-Forschungspreisträger*innen Prof Dr. Eva Stumpfegger und Prof. Dr. Christopher Weilage. Beide unterrichten sowohl in den Bachelor– als auch Masterstudiengängen der Munich Business School.
MBS Insights: Liebe Prof. Stumpfegger, lieber Prof. Weilage, zu Beginn des Herbstsemesters 2022 wurden Sie mit dem MBS Research Award ausgezeichnet, da Sie im vergangenen Jahr gemeinsam und in Zusammenarbeit mit anderen MBS-Professor*innen mehrere begutachtete Arbeiten veröffentlicht habt. Herzlichen Glückwunsch! Können Sie uns einen genaueren Einblick in die Themen dieser Arbeiten geben? Und wie kam die Zusammenarbeit überhaupt zustande, wo Sie doch aus unterschiedlichen Bereichen kommen?
Prof. Dr. Eva Stumpfegger: Unsere gemeinsame Arbeit beschäftigt sich mit der Technologieakzeptanz von Online- und Hybrid-Lehre durch Hochschuldozierende. Da wir uns ein Büro teilen, kommunizieren wir natürlich viel miteinander. Irgendwann kamen wir auch auf einen Call for Papers der Zeitschrift On The Horizon zu sprechen, den Chris Weilage entdeckt hatte. Wir stellten fest, dass uns besonders die Perspektive der Lehrenden interessiert, da unsere Kollegen nicht unbedingt gerne online und/oder in einem hybriden Format unterrichten, da dies mehr Zeitaufwand erfordert und die Aufmerksamkeit der Studierenden schwieriger zu erhalten ist. Diese Herausforderungen führen zu großer Frustration bei den Lehrenden. Wir fanden es spannend, dieses Thema aus einer objektiveren Perspektive als aus persönlicher Erfahrung anzugehen. Da Chris bereits zu Online-Unterricht und ich mit Technologieakzeptanzmodellen gearbeitet hatte, entschieden wir uns, diese als akademischen Rahmen zu verwenden. Unsere unterschiedlichen Erfahrungen erwiesen sich als vorteilhaft, da wir uns immer bewusst waren, dass der Unterricht in verschiedenen Fächern unterschiedliche Methoden erfordert. Es überrascht nicht allzu sehr, dass bestehende Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass z. B. Sprachen sehr effizient online unterrichtet werden können, während zahlenorientierte Fächer besser im Präsenzunterricht aufgehoben sind.
Prof. Dr. Christopher Weilage: In meiner gemeinsamen Arbeit mit Prof. Dr. Gabriella Maráz habe ich mich ebenfalls mit Online-Lehre beschäftigt. Wir untersuchten, wie sich ein Master-Business-Studium in Deutschland auf die Employability auswirkt, wenn die Online-Studierenden teils von Deutschland und teils vom Ausland aus an den Kursen teilnahmen. Das Projekt ermöglichte es uns, das kulturelle Fachwissen von Gabriella Maráz mit meinem Online-Know-how zu kombinieren. Die umfangreiche Studie mit Teilnehmer*innen in ganz Deutschland hat sich ausgezahlt und die Ergebnisse sind für Studierende, die einen Online-Studiengang im Ausland in Erwägung ziehen, sowie für Hochschulen, die internationale Masterstudierende rekrutieren, von Interesse. Darüber hinaus lieferte das Projekt die Grundlage für die derzeit laufenden Forschungsarbeiten von uns dreien.
Prof. Dr. Eva Stumpfegger: In Fortsetzung der abteilungsübergreifenden Forschungsarbeit habe ich zwei weitere Arbeiten in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Florian Bartholomae veröffentlicht.
Da sich die COVID-19-Pandemie sowohl auf das Berufs- als auch auf das Privatleben ausgewirkt hatte, diskutierten wir darüber, welche Maßnahmen angemessen waren und welche nicht. Die Diskussion entwickelte sich bald zu einem akademischen Thema und wir entschieden, das Thema durch die Brille der Volkswirtschaft zu betrachten und über staatliche Interventionen zu schreiben. So ist der Beitrag Government Interventions during the Coronavirus Pandemic – A Critical Consideration im Cesifo Forum 22 (5) entstanden.
Die Grundlage für einen weiteren Artikel bildete Lisha Du’s Masterarbeit über Equity Crowdfunding, die von Florian Bartholomae und mir betreut wurde. Zufälligerweise stammten die ursprünglich verwendeten Daten aus der Zeit kurz vor dem Ausbruch der Pandemie. Um der Arbeit aktuelle Relevanz zu verleihen und Rückschlüsse auf die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie zu ziehen, erweiterte Lisha Du den Zeitrahmen. Florian Bartholomae und ich überarbeiteten die anderen Kapitel vollständig, sodass die Arbeit in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden konnte.
MBS Insights: Welche Aspekte Ihrer Forschung sind Ihrer Meinung nach für Studierende besonders interessant und wie beziehen Sie diese in Ihre Lehre ein?
Prof. Dr. Christopher Weilage: Obwohl MBS-Studierende und -Professor*innen eine enge Arbeitsbeziehung haben, kann unsere Arbeit unerwartete Einblicke in die Perspektive der Dozierenden auf Online- und Hybrid-Lehre bieten. Im Allgemeinen hilft die Lektüre wissenschaftlicher Artikel den Studierenden natürlich beim Schreiben von Seminar- und Abschlussarbeiten.
Unsere Forschung hat uns gezeigt, dass, auch wenn wir uns im Umgang mit der Technologie gut auskennen, Präsenzunterricht für die MBS mit ihren vergleichsweise kleinen Klassen und persönlichem Kontakt das beste Modell ist.
Aus der Arbeit zur Employability lässt sich folgendes für MBS-Studierende ableiten: Für internationale Masterstudierende ist die Anwesenheit an der MBS bereits ein solider erster Schritt in die richtige Richtung für eine Anstellung in Deutschland. Weitere Lerninhalte, die die Wahrscheinlichkeit einer Anstellung in Deutschland erhöhen, sind Teil der „Business in Germany”-Kurse.
MBS Insights: Und wie profitiert die Praxis von Ihrer Forschung? Zwei der Arbeiten beschäftigen sich ja speziell mit dem pädagogischen Bereich der Hochschullehre – was konnten Sie diesbezüglich herausfinden?
Prof. Dr. Eva Stumpfegger: Eine der Hauptempfehlungen des Artikels über die Technologieakzeptanz war, dass die Universitäten Schulungen und Unterstützung für Dozierende anbieten sollten, um die Technologieakzeptanz in der Online- und Hybridlehre zu erhöhen.
Prof. Dr. Christopher Weilage: Die Untersuchung zu den internationalen Studierenden im Master hat gezeigt, dass Hochschulen mit internationalen Studierenden die Beschäftigungsziele der Teilnehmer*innen erneut analysieren sollten, insbesondere wenn Online-Unterricht angeboten wird. Die Pandemie hat den Hochschulen neue Märkte eröffnet, aber sie müssen herausfinden, für wen ihr Programm am besten geeignet ist und warum, da dies Auswirkungen auf die Rekrutierung und die Zufriedenheit der Studierenden hat.
Hinweis: Die ersten 25 (Nicht-MBS-Studierenden), die den Artikel Online Study's Influence on International Student Employability Factors in Germany: Germany vs. Overseas Based Students von Christopher Weilage und Gabriella Maráz lesen möchten, erhalten kostenlosen Zugriff. Schreiben Sie dazu bitte eine Email an insights@munich-business-school.de.