Was kostet Weihnachten?

Close-up of piggy bank on desk with presents and Christmas charity event invitations with old Santa Claus in blurred background.

Weihnachten ist mit Kosten verbunden. Aber wie hoch sind diese genau? Dr. Florian Bartholomae, Professor für VWL an der Munich Business School, betrachtet das Thema aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive.


Das ist sicherlich eine allgemeine Frage, die jede und jeder Einzelne wohl sehr unterschiedlich beantworten wird, und zwar abhängig davon, wie viele Beschenkte es gibt und wie kostspielig deren Wünsche sind. Im ökonomischen Denken Geschulte wissen zudem, dass nicht nur direkte monetäre Kosten berücksichtigt werden müssen, sondern auch sogenannte Opportunitätskosten. Entscheidet man sich nämlich für eine Sache, die man als die beste Option erachtet, impliziert dies eine Entscheidung gegen eine andere Option, welche man sonst gewählt hätte. Sich nichts zu schenken und „nur“ Zeit miteinander zu verbringen ist damit ökonomisch gesehen nicht kostenlos: Während der Zeit, die man Weihnachten mit seinen Liebsten verbringt, hätte man natürlich auch arbeiten und Geld verdienen können. Dieser entgangene Lohn ist dann ebenfalls Teil der Kosten, die zu berücksichtigen sind. On top kommen selbstverständlich noch die Geschenke, die auch dann anfallen, wenn man sich „eigentlich“ nichts schenkt.

Zugegeben, dieser Gedankengang ist zwar ökonomisch legitim, aber nur wenig weihnachtlich und weckt doch eher Assoziationen an Ebenezer Scrooge. Um die Sache noch nüchterner zu betrachten, kann neben diesen Kosten auch noch ein ökonomischer Wohlfahrtsverlust auftreten, der dadurch entsteht, dass die Schenkenden den Geschmack der Beschenkten nicht wirklich treffen, was bedeutet, dass manchmal der Grinch ökonomischer als das Christkind denkt.

Um aber unsere Weihnachtsstimmung nicht zu gefährden, wollen wir uns nun einfach auf das ultimative Weihnachtsgeschenk einigen. Und genau dieses wird durch den PNC Christmas Price Index erfasst. Wie beim bekannten Verbraucherpreisindex liegt diesem ein besonderer Warenkorb zugrunde, dessen Preisentwicklung jährlich berechnet wird. Und welche Güter sind nun Teil des absolut ultimativen Weihnachtsgeschenks? Natürlich diejenigen, die in dem bekannten Kinderlied „The Twelve Days of Christmas“ besungen werden: zwölf Trommler, elf Dudelsackspieler, zehn Moriskentänzer, neun Tänzerinnen, acht Mägde, sieben Schwäne, sechs Gänse, fünf goldene Ringe, vier Kanarienvögel, drei französische Hühner, zwei Turteltauben und ein Rebhuhn in einem Birnbaum (bzw. im englischen Original: Twelve drummers drumming, Eleven pipers piping, Ten lords a-leaping, Nine ladies dancing, Eight maids a-milking, Seven swans a-swimming, Six geese a-laying, Five gold rings, Four calling birds, Three French hens, Two turtle doves, And a partridge in a pear tree).

Dieser Preisindex wird seit 1984 erhoben und hat, wie die Abbildung zeigt, eine durchaus interessante Berg- und Talfahrt hinter sich, die ihren Gipfel in diesem Jahr erreicht hat. Im Jahr 2020 fiel der Index vor allem deswegen niedriger aus, da viele Dienstleistungen aufgrund der Pandemie nicht angeboten werden konnten – es war also nicht möglich, die Aufführungen der Tänzerinnen und Tänzer zu genießen.

PNC Christmas Price Index
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Daten des PNC Christmas Price Index

Wenig überraschend ist der Christmas Price Index in diesem Jahr um 10,5% angestiegen, was so ungefähr auch der derzeitigen Preisentwicklung in vielen europäischen Ländern sowie den USA entspricht. Den höchsten Preisanstieg mit 39,1% verzeichneten die goldenen Ringe, wohingegen es bei Kanarienvögel zu keiner Preisänderung kam. Auch die Mägde haben sich nicht verteuert, da diese nur zum Mindestlohn beschäftigt werden und dieser in den USA nicht angestiegen ist. Der teuerste Posten sind übrigens die Schwäne, die mit $13.124,93 zu Buche schlagen. Insgesamt kostet der Warenkorb somit $45.523,27. Da diese Geschenke aber teilweise mehrfach geschenkt werden – das Rebhuhn im Birnbaum wird zwölfmal geschenkt, die zwei Turteltauben elfmal usw. – beträgt der Wert des Gesamtgeschenks $197.071,09 und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um 9.8% verteuert. Somit ist das ultimative Weihnachtsgeschenk nicht gerade ein Schnäppchen, aber wer wird an Weihnachten schon knausrig sein wollen? In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

Für Inhalt und Form dieses Beitrags ist der Autor verantwortlich.
MBS Dr. Florian Bartholomae
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Prof. Dr. habil. Florian Bartholomae ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Munich Business School. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Ökonomie der Informationsgesellschaft und der Regionalökonomie. An der MBS unterrichtet er die volkswirtschaftlichen und mathematischen Grundlagenveranstaltungen im Bachelor sowie fortgeschrittene volkswirtschaftliche Fächer im Master. Zudem ist er Privatdozent am Institut für Ökonomie und Recht der globalen Wirtschaft an der Universität der Bundeswehr München sowie Partner der Politikberatung Bartholomae & Schoenberg Partnerschaft. Darüber hinaus ist Florian Bartholomae externer Lehrender an der IMC Fachhochschule Krems und forscht gemeinsam mit Alina Schoenberg, Studiengangsleiterin des Master-Studiengangs “International Business & Economic Diplomacy” an der IMC Fachhochschule Krems, an aktuellen ökonomischen und wirtschaftspolitischen Fragestellungen.