Wie in jeder Disziplin gibt es auch über bzw. in der VWL (Volkswirtschaftslehre) Witze, die für Außenstehende nicht ganz nachvollziehbar sind. Einer davon ist die Frage: „Wir alle wissen, was eine Pareto-Verbesserung ist. Was ist dann eine Jesus-Verbesserung?“
Nun, natürlich wissen wir alle (jetzt) noch nicht, was eine Pareto-Verbesserung ist. Zudem stellt sich die Frage, was das mit Jesus zu tun haben könnte und was der konkrete Bezug zum bevorstehenden Osterfest sein könnte. Das wollen wir uns nun genauer anschauen.
Beginnen wir mit dem Pareto-Kriterium. Das ist ein Konzept, das dazu dient, verschiedene Endzustände, die oftmals das Ergebnis wirtschaftspolitischer Maßnahmen folgen, miteinander bzw. mit einer Ausgangssituation vergleichbar zu machen. Schauen wir uns folgendes Osterbeispiel an: Alice und Bob haben 10 Eier gefunden. Es gibt noch 4 Eier, die nicht gefunden wurden und nun unter beiden aufgeteilt werden sollen. Drei Aufteilungsmechanismen stehen zur Verfügung: Beide erhalten jeweils 2 Eier, Alice erhält alle 4 und Bob keines oder Bob bekommt 5 Eier, wofür Alice 1 Ei abgeben muss.
Alice | Bob | |
Status Quo | 10 | 10 |
Aufteilung 1 | 12 | 12 |
Aufteilung 2 | 14 | 10 |
Aufteilung 3 | 9 | 15 |
Eine Pareto-Verbesserung liegt dann vor, wenn mindestens ein Individuum bessergestellt werden kann, ohne ein anderes schlechter zu stellen. Ausgehend vom Status Quo wären damit Aufteilungen 1 und 2 eine Pareto-Verbesserung und wir könnten ihre Durchführung empfehlen: Bei 1 erhalten beide mehr und bei 2 wird Alice bessergestellt, während es Bob gleich gut geht. Bei Aufteilung 3 erhält Bob zwar mehr, aber Alice hat weniger, sodass keine Pareto-Verbesserung vorliegt. Es liegt aber auch nicht das Gegenteil, eine Pareto-Verschlechterung vor, da Alice zwar weniger, aber Bob mehr hat. Wir können damit den Status Quo nicht mit Aufteilung 3 nicht mithilfe des Pareto-Kriteriums vergleichen.
Warum brauchen wir ein solches Kriterium? Eine wichtige Anwendung ist die Beurteilung wirtschaftspolitischer Eingriffe, also die Beantwortung der Frage, ob eine bestimmte Maßnahme durchgeführt werden soll. Das Pareto-Kriterium ist hier aber oftmals nicht praktikabel, da es sehr strikt ist – insofern, dass sich niemand schlechter stellen darf. Eine bessere Methode ist das potentielle Pareto-Kriterium (bzw. Kaldor-Hicks-Kriterium), wonach eine Maßnahme durchgeführt werden sollte, wenn die Gewinner die Verlierer potentiell kompensieren könnten – konkret müssen sie es aber nicht tun. Hierunter wäre auch Aufteilung 3 wählbar, da Bob etwas von seinem Vorteil an Alice abgeben könnte und trotzdem beide bessergestellt wären. In der Wirtschaftspolitik ist dies ein sinnvolles Bewertungskriterium, da oftmals viele unterschiedliche Eingriffe erfolgen. Während man von einigen positiv betroffen ist, können andere eine negative Wirkung entfalten. Wichtig wäre dann aber, dass am Ende ein positiver Netto-Effekt (auf gesellschaftlicher Ebene) resultiert.
Was hat das mit Jesus zu tun? Durch seinen Opfertod am Karfreitag ermöglichte Jesus den Menschen, selbst in den Himmel kommen zu können. Eine Jesus-Verbesserung wäre somit, dass ein Individuum extrem schlecht gestellt wird, alle anderen aber besser – in gewisser Hinsicht also eine Extrem-Form des potentiellen Pareto-Kriteriums. Glücklicherweise hat das Osterfest selbst aber eine deutlich bessere Botschaft: Jesus ist drei Tage später wieder von den Toten auferstanden, sodass es nur eine zeitweise Verschlechterung war. Am Ende könnte es dann also doch eine Pareto-Verbesserung sein. In diesem Sinne: Frohe Ostern!