Als Headhunter in Dubai – MBS-Alumnus Elias Scholz teilt seine Erfahrungen

Headhunter at graduate of Munich Business School Elias Scholz at the HeronCode office

Elias Scholz‘ Aufenthalt in Dubai endete nicht mit seinem Auslandssemester. Seit ungefähr einem Jahr arbeitet der MBS-Absolvent in dem Emirat als Headhunter. Im Interview erzählt er, wie er zu dem Job gekommen ist, wie sein Arbeitsalltag als Headhunter aussieht und wie sich das Leben in der Megacity gestaltet.


MBS Insights: Lieber Elias, dein Auslandssemester in Dubai mündete direkt in einer Stelle bei einem auf Führungskräftevermittlung spezialisierten Beratungsunternehmen in Dubai. Wie kam es dazu und war es von Anfang an dein Plan, nach dem Bachelorabschluss im Ausland zu arbeiten?

Elias Scholz: Schon während meines Auslandssemesters habe ich mich für Jobs in Dubai beworben, weil ich in der Stadt unglaublich viel Potential sehe und mir hier ein Netzwerk aufbauen wollte. Nach erfolgreichen Interviews mit Emirates und Bulgari sowie Optionen in München im Marketingbereich fiel es mir schwer, mich zu entscheiden. Dann kontaktierte mich Marcos Simonetti, der Co-Founder von HeronCode, via LinkedIn und fragte, ob ich an einer Stelle bei einer neu gegründeten Unternehmensberatung interessiert sei. Nach etwas Eigenrecherche und einem Gespräch mit ihm war ich schnell angetan und begann im Januar 2022 ein Praktikum bei HeronCode.

MBS Insights: Du arbeitest als Headhunter bei HeronCode. Gib uns doch mal einen kleinen Einblick in deinen Arbeitsalltag: Was genau sind deine Aufgaben als Headhunter und wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Elias Scholz:Als Headhunter habe ich jeden Tag die Gelegenheit, mit einflussreichen Führungskräften aus der ganzen Welt zu sprechen. Unser Unternehmen ist in zwei Teile gegliedert: Stereometrica und Pneumatica. Stereometrica ist für die Geschäftsentwicklung und den Aufbau von Beziehungen zuständig, während Pneumatica das eigentliche Suchteam ist, das die Mandate bearbeitet.
Ich gehöre zu Stereometrica und meine Aufgabe ist es, einflussreiche Führungskräfte wie CEOs, Gründer*innen und Vorstandsmitglieder ausfindig zu machen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, damit sie uns genug Vertrauen entgegenbringen, um uns zu beauftragen, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen (z. B. CFO, Head of Marketing usw.) geht. Dazu besprechen wir jeden Tag intern mit unserem Team, was auf dem Markt passiert. Anschließend wenden wir uns an unser Netzwerk, bauen eine Beziehung zu unseren Ansprechpartner*innen auf und besprechen aktuelle Projekte, Herausforderungen und Bedürfnisse in den Unternehmen. Sobald es einen Einstellungsbedarf gibt, stellen wir ihnen unsere Arbeitsweise vor und verhandeln eine Partnerschaftsvereinbarung. Unser Hauptmarkt ist derzeit Saudi-Arabien, daher finden die meisten unserer Treffen am Telefon oder über MS Teams statt. Ich hatte aber auch schon die Gelegenheit, nach Riad zu fliegen und meine Kund*innen vor Ort zu treffen. Manchmal treffe ich auch Kund*innen in Dubai, dann aber eher, um die Partnerschaft auszubauen, als um über Geschäfte zu sprechen. In diesem Teil der Welt ist es den Menschen sehr wichtig, mit Menschen zusammenzuarbeiten, denen sie vertrauen. Deshalb ist es unser Ziel, eine starke Vertrauensbasis aufzubauen. Wir haben eine strenge interne Richtlinie, niemandem die Kund*innen wegzunehmen, sodass wir gemeinsam daran arbeiten, Aufträge zu gewinnen.
Unser Unternehmen stellt jeden Tag einflussreiche Führungskräfte ein und ich bin stolz darauf, Teil eines so einzigartigen Unternehmens zu sein.

MBS Insights: Du arbeitest jetzt seit etwas mehr als einem Jahr als Headhunter. Welche Kompetenzen und Fähigkeiten braucht man deiner Meinung nach, um in diesem Beruf zu arbeiten? Wie hat dich dein Studium an der MBS auf deine erste Vollzeitstelle als Headhunter vorbereitet?

Elias Scholz: Headhunting mit Schwerpunkt Executive Search unterscheidet sich doch deutlich vom traditionellen Recruiting. Es bedarf eines tiefen Verständnisses dessen, was Unternehmen in Zukunft brauchen werden, und der Fähigkeit, die richtigen Kandidat*innen für diese Anforderungen zu finden. Der Prozess ist auch viel detaillierter, da man sicherstellen muss, dass der*die Kandidat*in motiviert ist, sich einer neuen Organisation anzuschließen, das Budget einhält und in die Kultur passt. Deshalb kommunizieren wir als Schnittstelle zwischen Kandidat*in und Unternehmen auch ganz offen über mögliche Herausforderungen und versuchen nicht nur, die Stelle so schnell wie möglich zu besetzen. Nach einer Weile beginnt man, die Marktdynamik zu verstehen und ein Gefühl für die Art von Charakter zu bekommen, nach der die Unternehmen suchen.
Meiner Meinung nach sind die wichtigsten Fähigkeiten, um als Headhunter*in erfolgreich zu sein, starke Kommunikationsfähigkeiten, ein emotionaler IQ und die Fähigkeit, Netzwerke und Beziehungen zu potenziellen Kund*innen aufzubauen. Mein Studium an der MBS hat mir in dem Sinne geholfen, dass ich gelernt habe, die internationale Geschäftswelt zu verstehen. Für meinen jetzigen Job waren insbesondere auch die Kurse zu Corporate Governance, HR und Verhandlung hilfreich. Ich empfehle allen, den Verhandlungskurs von Jack Nasher zu besuchen, da seine Theorien und Ansätze auf jeden Verkaufsjob und sogar auf das Privatleben anwendbar sind. Für eine Karriere im Executive Search kann ich außerdem das Buch „Headhunter Secrets“ von Florian Brach empfehlen, das einen guten Einblick in das Leben eines Headhunters gibt.

MBS Insights: Wenn du auf das vergangene Jahr zurückblickst: Welche Höhepunkte und Herausforderungen fallen dir zu deiner Karriere ein?

Elias Scholz: Anfangs war ich mir nicht sicher, ob eine Karriere als Headhunter etwas für mich ist. Ich habe Headhunting immer nur mit HR verbunden und dachte, es hätte nicht viel mit der Wirtschaft zu tun, aber da habe ich mich geirrt. In nur einem Jahr habe ich unglaublich viel über diesen Bereich gelernt. Direkte Beziehungen zu den einflussreichsten Geschäftsführer*innen der Welt zu haben, bringt viele Möglichkeiten mit sich, wenn man sie richtig zu nutzen weiß. Anstatt einfach nur Executive Search zu verkaufen, versuche ich von jedem Kontakt zu lernen, wie sie dahin gekommen sind, wo sie sind, wie ihre Firma funktioniert und vieles mehr. So geht das Netzwerk auch über die Geschäftswelt hinaus und inzwischen kann ich einige meiner Kund*innen auch als Freund*innen bezeichnen. Mein Highlight im vergangenen Jahr war definitiv mein erstes Face-to-Face-Treffen mit einem saudischen Kunden Anfang 2022. Ich hatte die traditionelle Meinung, dass saudische Staatsbürger*innen sehr konservativ, religiös und zurückhaltend sind. Aber als ich den Enkel einer bekannten saudischen Milliardärsfamilie dann traf, war ich von seiner Mentalität überrascht. Er behandelte mich von Anfang an wie einen Freund und statt zum Tee trafen wir uns in einem deutschen Biergarten in Dubai, aßen Schnitzel und tranken Bier.
Natürlich bringt der Job auch einige Herausforderungen mit sich. Gerade am Anfang muss man sich viele Informationen aneignen und einprägen, um die Marktdynamik im Mittleren Osten zu verstehen. Zudem muss man damit klar kommen, dass ein Job im Bereich Business Development immer ein Auf und Ab ist und man an einem Tag mehr verkauft als an anderen. Da man es mit sehr erfahrenen Leuten zu tun, die jeden Tag neue Jobangebote bekommen, muss man auch lernen, sich von der Masse abzuheben.

MBS Insights: Abgesehen vom Job: Wie ist das Leben in Dubai? Wie verbringst du deine Freizeit und wo siehst du die größten Unterschiede zum Leben in Europa?

Elias Scholz: Dubai unterscheidet sich deutlich von Deutschland, sowohl positiv als auch negativ.
Positiv zu erwähnen ist die Dynamik. Hier passiert jeden Tag unglaublich viel, Menschen aus aller Welt leben hier und bewegen etwas – nicht zuletzt, weil das Leben hier nicht gerade günstig ist und sich alle etwas aufbauen wollen. Jeden Tag werden neue Start-Ups gegründet und traditionelle Firmen expandieren in neue Bereiche. Es gibt keine Grenzen und keine Bürokratieprobleme, die Leute davon abhalten, ihre Projekte durchzusetzen. Selbst nach 1,5 Jahren in Dubai gibt es immer noch so viele Orte zu entdecken, die Auswahl an Restaurants, Bars und anderen Aktivitäten ist einfach überwältigend. Ich verbringe meine Zeit am liebsten am Strand, treibe Sport oder gehe mit meinen Kolleg*innen etwas trinken. Zudem ist das Leben in Dubai extrem reibungslos, die Infrastruktur ist einfach unglaublich.
Dubai ist aber auch eine Bubble und man braucht einen starken Verstand, um mit dem täglichen Wahnsinn zurechtzukommen. Um einen gesunde Balance und einen Ort zum Durchatmen zu finden, fahre ich gerne nach Hatte zum Mountainbiken – das ist etwa 1,5 Stunden von Dubai entfernt – oder nach Abu Dhabi, wo es auch deutlich ruhiger ist. Was mir fehlt, ist das „normale“ Leben, das ich aus Deutschland gewohnt bin – einfach in den Bergen wandern gehen oder in eine andere Stadt fahren, um einen Freund zu besuchen. Deshalb bin ich froh, wenn ich etwa alle drei Monate meine Familie in der Heimat besuchen kann.
Insgesamt kann ich es aber definitiv empfehlen, mal für eine gewisse Zeit nach Dubai zu kommen und hier zu arbeiten. Man lernt unglaublich viel und baut schnell ein starkes internationales Netzwerk auf.

Habt ihr Interesse an einem Praktikum bei HeronCode im Bereich Executive Search hat oder generell Fragen zum Leben in Dubai? Dann meldet euch gerne bei mir!