Das akademische Jahr 2016/17 ist für die Munich Business School ein ganz besonderes: Die MBS feiert ihr 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass präsentieren wir Ihnen in der Blog-Reihe „25 Jahre – 25 Köpfe“ 25 Persönlichkeiten aus dem MBS Kosmos und ihre Geschichten aus 25 Jahren Munich Business School.
Von Kontinent zu Kontinent
Iván Nájera Arreguín aus Mexiko ist Alumnus des Studienprogramms MBA General Management an der Munich Business School und erfolgreicher Unternehmer.
Johannes Ritz ist Master International Business Alumnus, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Munich Business School sowie Director Latin America bei der Unternehmensberatung Courage Partners Group.
Johannes Ritz: Hallo Ivan. Als wir uns 2012 zum ersten Mal gesehen haben, hatte ich gerade als wissenschaftlicher Mitarbeiter hier an der MBS angefangen. Du hast damals noch in Deinem Heimatland Mexiko gelebt und gearbeitet und wolltest für ein MBA-Studium nach Deutschland kommen.
Ivan Najera: Hallo Johannes. Ja, nach meiner Bewerbung an der Munich Business School wurde ich zum Interview eingeladen. Das Gespräch hast dann Du mit mir geführt. Ich erinnere mich noch sehr gut daran: Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und schon während des Interviews gemerkt, dass wir ähnliche Lebenswege und Interessen haben. Natürlich haben wir über das Studienprogramm gesprochen, aber auch viel über andere Themen, vor allem über Lateinamerika.
Johannes: Ja, ich war damals schon halb auf dem Sprung nach Ecuador. Du bist fast zeitgleich den umgekehrten Weg gegangen, von Lateinamerika nach Deutschland.
Ivan: Wir hätten damals einfach unsere Wohnungen tauschen sollen, das hätte mir die Wohnungssuche in München erspart. Aber Du wolltest ja nicht nach Mexiko.
Johannes: Du warst schon ein erfolgreicher Unternehmer in Deiner Heimat, bevor Du den Schritt nach Deutschland gewagt hast. Was wusstest Du damals über Deutschland?
Ivan: Ich war als 17-Jähriger ein Jahr lang als Austauschschüler in Köln. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich schon damals überlegt habe, in Deutschland zu studieren. Ich bin dann aber erst einmal wieder nach Mexiko zurück, habe dort meinen Bachelor gemacht und danach eine Stelle bei Nestlé angenommen. Anschließend bin ich für zwei Jahre nach China gegangen. Dort habe ich an einem Business-Development-Programm teilgenommen, das sich mit dem mexikanisch-chinesischem Handel auseinandersetzte. In diesem Zusammenhang habe ich mit Partnern meine erste Firma gegründet: ein Unternehmen für den Handel zwischen Mexiko und China.
Wieder zurück in Mexiko, habe ich dort eine Niederlassung eröffnet. Etwas später habe ich zusammen mit einem Freund mein erstes Restaurant eröffnet. So bin ich, eher zufällig, in der Gastronomiebranche gelandet. Ich habe aber schnell eine große Begeisterung für die Branche entwickelt und die Geschäfte liefen gut: Ich konnte mir schnell ein funktionierendes Business-Netzwerk sowie Kapital aufbauen und weitere Restaurants und Bars eröffnen. Wolltest Du ursprünglich nicht auch in die Gastronomiebranche?
Johannes: Ich hatte schon zum Ende meiner Schulzeit mit zwei Freunden eine Eventagentur gegründet. Da haben wir natürlich sehr eng mit der Gastronomiebranche zusammengearbeitet und auch mehrfach überlegt, selbst etwas in dieser Richtung zu machen.
Während meines Bachelor-Studiums war ich dann für ein Auslandssemester in den USA, als ich danach zurück nach Deutschland kam, war das wie ein Kulturschock. Da habe ich gemerkt: Ich will in der Welt herumkommen!
Also bin ich für einige Monate zurück nach Lateinamerika, danach ein halbes Jahr nach China, und dann, während meines Master-Studiums an der MBS, bin ich für mein Auslandspraktikum erneut nach Ecuador, an die Deutsche Botschaft. Dort habe ich auch meine heutige Frau kennengelernt. Danach habe ich noch zwei Auslandssemester in den USA absolviert, für meine Master Thesis bin ich dann aber gleich wieder nach Ecuador.
Ich habe dort dann tatsächlich ein kleines deutsches Restaurant eröffnet – mit der Idee eine „German Fast Food Brand“ aufzubauen. Parallel war ich aber als Marketingdirektor der Universidad Internacional del Ecuador tätig und fand den Bildungsbereich sehr spannend. Als sich dann die Chance ergab, als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Bergfeld an die MBS und nach Deutschland zurückzukehren, um zu promovieren, haben wir das Restaurant verkauft und die Koffer gepackt.
Ivan: Das war ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich eine neue Herausforderung gesucht habe. Ich wollte etwas Neues machen, meinen Horizont erweitern. Seit meiner Zeit in Köln hatte ich diesen „German dream“, also habe ich beschlossen, nach Deutschland zu gehen und mir hier ein Business aufzubauen. Ich wollte in diesem Zuge den MBA in Deutschland machen: um die deutsche Kultur besser kennenzulernen, um zu verstehen, wie man hier ein erfolgreiches Geschäft aufbaut, und um mir ein berufliches Netzwerk in Deutschland zu schaffen.
Also habe ich eines meiner Restaurants in Mexiko verkauft, mit dem Geld bin ich dann hierher gekommen. Kurze Zeit später saß ich bei Dir im Interview.
Johannes: Und ich bin dann ein gutes Jahr später wieder nach Ecuador aufgebrochen. Ursprünglich war geplant, erst nach meiner Promotion für die Unternehmensberatung von Prof. Dr. Bergfeld nach Lateinamerika zu gehen. Allerdings merkten wir über mein Netzwerk vor Ort schnell, dass unser deutsches Know-how dort sehr gefragt ist. Seitdem arbeite ich viel in Ecuador und der Region, bin aber weiterhin auch noch als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der MBS tätig.
Ich bin ja der Meinung, dass es viel einfacher ist, von Deutschland nach Lateinamerika zu gehen als umgekehrt.
Ivan: Ich muss zugeben, dass ich die Umstellung etwas unterschätzt habe. In Mexiko hatte ich ein funktionierendes Business, in Deutschland musste ich mich sozusagen neu erfinden: Hier hatte ich erst einmal kein Netzwerk und kaum Kenntnisse darüber, wie man in Deutschland ein Business etabliert. Ich hatte und habe aber Beteiligungen an gastronomischen Unternehmungen in Mexiko und somit Rücklagen, um mir hier etwas aufzubauen. Also habe ich das Naheliegende getan und mir eine Gastronomie-Franchise gekauft. Seitdem betreibe ich als Franchisenehmer die La Taqueria-Filiale am Isartor in München, wo wir unsere Gäste mit typisch mexikanischer Küche verwöhnen.
Zuletzt habe ich die Franchiserechte vom bisherigen Franchisegeber erworben und bin nun der alleinige Rechteinhaber. Derzeit entwickle unser Geschäfts- und Franchisemodell weiter und arbeite an der Marktexpansion in andere Städte in Deutschland und auch in Österreich. Eventuell wird es ein „Soft Rebranding“ geben,da es nicht möglich ist, den Begriff „La Taqueria“ als Marke zu schützen.
Außerdem arbeite ich an einer Mexican Food Brand für den deutschen Markt, die sowohl Produkte als auch gastronomische Dienstleistungen beinhaltet. Mein Ziel ist es, authentisches mexikanisches Essen und lateinamerikanische Esskultur erlebbar zu machen.
Johannes: „Establishing a Mexican Food Brand in Germany“ war ja auch das Thema Deiner Thesis die ich damals betreut habe.
Ivan: Falls Du immer noch planst, eine German Fast Food Brand auf den ecuadorianischen Markt zu bringen – ich unterstütze Dich gerne dabei. Vielleicht werden wir ja irgendwann einmal Geschäftspartner?